Der offene Brief von Natalia Godglück hat viele Reaktionen ausgelöst. Die meisten davon leider im Hintergrund. Unzählige Telefonate zeigen eins auf: Natalia Godglück ist nicht allein. Viele dankten ihr für ihren Mut, die Sache offen gelegt zu haben.
Trotzdem wollte keine der Frauen hinstehen und sagen: Es ist nicht ok. Ich war auch schon in dieser Situation. Obwohl sie es am Telefon bis ins kleinste Detail erzählen konnten.
Diese Frauen erzählten auch von dem Gefühl der Ohnmacht, die solche Übergriffe hinterlassen. Die Unfähigkeit, im Moment zu reagieren. Das Wissen, das wenn man hinsteht und für sich einsteht, zur Zielscheibe werden zu können. Aufträge nicht zu bekommen, als empfindlich abgestempelt zu werden. Und noch schlimmer: die Damoklesschwerter «Emanze» und «#metoo» über einem hängen sehen. Dabei ist man nur für sich eingestanden und hat gesagt, dass Grenzen überschritten wurden. Man nennt das strukturellen Sexismus.
Einzig die Juso bekannte laut und öffentlich Farbe:
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Auch die FDP äusserte sich. Tarzisius Caviezel, höchster Bündner, geniesst weiterhin das Vertrauen seiner Partei. Der Politiker selber gab bisher auf Anfrage keine Stellungnahme ab. Auch von sich aus meldete er sich nicht bei Natalia Godglück oder GRHeute.
Vielleicht hilft es, wenn viele Frauen – und Männer – zusammenstehen und sagen: Wir wollen ein professionelles Umfeld und Anstand. Als Grossrätin, als Grossräte, als Frau, als Mann. Wenn alle zusammen stehen, gibt es keine einsamen Einzelkämpferinnen und -kämpfer.
Wer seine eigenen Erlebnisse mit strukturellem Sexismus teilen will, kann es über dieses Formular machen: Kontaktformular.
Es wird Zeit, dass sich auch in Graubünden etwas ändert.
(Bild: zVg.)