Umfangreiches Frühlingsprogramm in der Werkstatt

Vor sieben Jahren neu eröffnet, hat sich die Werkstatt ihren Platz als Kultur- und Ausgangsort im Churer Nachtleben behaupten können. Im Vordergrund tritt der Kulturverein Werkstatt als Hauptveranstalter auf und steht in der Verantwortung für ein abwechslungsreiches, kuratiertes Kulturprogramm, welches sich an ein offenes und neugieriges Publikum in allen Altersklassen richtet und zum Austausch zwischen den Generationen einlädt.

Ein wesentlicher Bestandteil des neuen Programms sind Lesungen von Rapgrössen. So beispielsweise die Lesung «179 Seiten Stress» am 1. Februar mit Daniel Ryser und Andres Andrekson. Andres Andrekson, besser bekannt als «Stress», wurde zu einer prägenden Figur in der Schweizer Musikszene, gepfadet mit grossen Erfolgen und tiefen Rückschlägen. Die ganze Entwicklung ist nun verarbeitet in seiner Biografie, in welcher Ryser in schnellem Takt Andreksons Kindheit im von den Russen okkupierten Estland, sowie die Flucht und schliesslich das Ankommen in der Schweiz beschreibt. Dabei offenbart Ryser einen Menschen, der ganz oben ankommt und zugleich ständig gegen den Terror kämpft, der sein Leben durchtränkt hat.

Stress und Daniel Ryser.

Auch Frederik Hahn, aka «Torch», ist eine der zentralen Persönlichkeiten in der Geschichte des HipHop. Er gehört zu der ersten HipHop-Generation Europas und tourte bereits Ende der 1980er Jahre durch den ganzen deutschsprachigen Raum. Mit seiner Verschmelzung von Rap, Philosophie und Literatur inspiriert er bis heute Generationen von HipHop-Künstlern und Künstlerinnen – von Jan Delay bis Materia, die sich auf ihn beziehen. Sein Solo-Album «Blauer Samt» gilt als eines der wichtigsten Alben des deutschen HipHop. Im Bereich der HipHop-Forschung brachte er als Experte für eine Vielzahl von Publikationen sein historisches Fachwissen ein und publiziert seit ein paar Jahren auch selber. Am 15. Februar liest Torch aus seinem Buch, «Blauer Samt – Eine Monografie» (2021) und beleuchtet unter anderem die Genese und Ästhetik seines Meisterwerks.

Am 5. April präsentieren Häberli Oggier das neue Spoken-Word-Programm „Countdown“, eine Lesung mit Geschichten, Bildern und Filmen über Zählbares, Erzählbares, Bares und darüber, was wir am Ende des Countdowns zu finden hoffen. Lorenz Häberli und Luc Oggier sind in und um Bern aufgewachsen. Sie haben beide Geschichte und Germanistik studiert und machen erfolgreich Musik als Lo & Leduc.

Zeitgenössische R’n’B Gewächse aus der Schweiz

Selten konnten so viele Schweizer Musiker und Musikerinnen internationalen Erfolg verzeichnen wie in den letzten Jahren. Auffällig dabei ist, dass sie oft in den Genres R’n’B, Urban Sounds oder Soul beheimatet sind. Man denke an einzigartige Künstlerinnen wie Priya Ragu, Naomi Lareine, KT Gorique oder Danitsa. Die Werkstatt präsentiert weitere zeitgenössische R’n’B Gewächse aus der Schweiz, die es noch zu entdecken gibt. Durch die Kollaboration von «Z The Freshman» und dem Kollektiv «Hotel Samar», ist beispielsweise ein Werk entstanden, welches ein ganz neues Soundbild in die Schweizer Musikszene bringt. Es ist an Diversität fast nicht zu überbieten und zeigt, was im Mundart-R’n’B alles möglich sein kann. Das neue Soundbild, welches es so in der Schweiz noch nicht gegeben hat, präsentieren sie am 1. März.

Auch Céline Hales wird am 12. März mit ihrer souligen und kraftvollen Stimme überraschen. Die Zürcherin hat als SRF Best Talent, sowie mit Auftritten am Openair St. Gallen oder am Stars in Town und anderen Festivalbühnen auf sich aufmerksam gemacht. Ihre Musik wird bereits regelmässig in den Radios gespielt.

Celine Hales.

Auch Milyma aus Bern hat am 21. Mai dann etwas zu bieten. Eine charismatische One-Woman-Show, die irgendwie nicht hierher passen will, denn die gebürtige Mannheimerin Milena Mayordomo hat keine Vorgeschichte in der Schweizer Musikszene. Sie klingt wie die seltsam schöne Gastschülerin, die nie ankommen und nächsten Sommer wieder fortziehen wird – ohne jemals ihren undefinierbaren Akzent abgelegt zu haben. Ihre Kompositionen, beschrieben als zeitgenössischer Rhythm and Blues, werden produziert von Arca, welche insbesondere für die Zusammenarbeit mit Björk, FKA Twigs oder Kelela bekannt ist.

Milyma.

Mit dem Tessiner Valentino Vivace oder der Engadinerin Bibi Vaplan und ihrer Plop- Party wird es bunt und lebhaft. Diese zwei Acts sind bereits eine Marke. Etwas Neues, was man noch nicht gesehen hat. Es ist, als wären sie gerade erst erfunden worden. Die Tessiner Italo-Disco-Sensation Valentino Vivace präsentiert am 8. März sein Debüt-Album «Meteoriti». Er ist in der italienischsprachigen Schweiz aufgewachsen und hat in der französisch- und deutschsprachigen Schweiz studiert. Die daraus resultierenden Eindrücke und Begegnungen führten dazu, dass er sich von den unterschiedlichsten Genres und Strömungen inspirieren lässt. Diese Diversität und Experimentierfreudigkeit lässt sich nun auch in seiner Musik entdecken. Valentino selbst vergleicht das Album daher gerne mit seinem Lieblingsdrink, dem Campari Spritz; aromatisch und berauschend lädt er mit seiner erfrischenden Energie auf und umhüllt mit sanften Glücksgefühlen.

Bunt und lebhaft

Bibi Vaplan und die Popcornaut*innen haben ihre Entdeckungsreise durch das Popcorn-Universum begonnen. Die explosive Lebensfreude dieser Welt inspiriert sie immer wieder zu Plops, die am 22. März nun erstmals an einer Plop-Party präsentiert werden. Für alle Neulinge im Popcorn-Universum: Plops sind künstlerische Kreationen, die von diesem bunten, verrückten und vielfältigen Universum erzählen. Durch den Abend der Popcorn Opera führt die Journalistin Aita Brimborium (Sarah Francesca Hermann). Neugierig und auch etwas verwirrt über die explosive Vielfalt des Popcorn-Universums stellt sie die verschiedenen künstlerischen Projekte vor.

Dunkle Schönheit

Zwischen dunkler Schönheit, leidenschaftlich-berührenden Melodien und erdigem Folk bewegen sich die Walliserin Barany und die international renommierte Band «The Beauty of Gemina».

Tanya Zimmerman baut unter dem Namen Barany dynamische Kompositionen, so massiv wie die Walliser Berge, in denen sie aufgewachsen ist. Ihre Stimme erinnert an Portishead und Radiohead, aber die Tracks sind unverkennbar originell. 2021 wurde sie für ihr Nirvana-Cover von «Heart Shaped Box » an den Berlin Music Video Awards nominiert. Ein Jahr später tourte die Musikerin mit der Trip-Hop-Royalty Morcheeba durch die Schweiz und Frankreich. Am 5. Februar gastiert sie an einem Sunday Moods Konzert in der Werkstatt.

The Beauty of Gemina feiern am 19. März in der Werkstatt ein Jubiläum: «15 Jahre Hymnen an die Melancholie». Treue Fans, Konzerte in aller Welt, Chartplatzierungen, Titelgeschichten in Musikmagazinen: Der charismatische Songschreiber, Sänger, Arrangeur und Produzent Michael Sele hat mit seiner Band The Beauty Of Gemina viel erreicht. Mit ihrer über die Jahre entstandenen unverkennbaren und faszinierenden Mixtur aus melancholischem Wave, warmem, hypnotischem Blues und erdigem Folk sind The Beauty Of Gemina in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Musiklandschaft.

Zürich-Bern-St. Gallen

Valeska Steiner aus Zürich ist mit ihrer Band BOY um die Welt getourt, während Trummer aus Bern seine weitläufigen Mundartsongs in Bücher verpackt hat. Ein paar Jahre später trafen sie sich ein erstes Mal im Studio, wo sie – von seiner Sprache tief berührt – für seine erste Mundart Platte freudig ein erstes Züridütsch-/Bärndütsch-Duett aufnahm, obwohl sie sich einst geschworen hatte, für immer nur auf Englisch zu singen. Valeska Steiner und Trummer, zwei Stimmen, zwei Gitarren und viele in Songs verpackte und zwischen die Songs gesteckte Geschichten in zwei Sprachen, am 25. Januar in Chur.

In astreinem St.Galler-Dialekt wiederum besingt Basil Kehl unter dem Künstlernamen Dachs am 29. März Geschichten, die Abgründe offenbaren. Was sich durch das Album hindurchzieht, ist das Berichten von eigenen Fehlern oder die Beichte. Und ab und zu kommt Verborgenes von alleine zum Vorschein. Der vermeintlich perfekten Anfangsverliebtheit in «Kino Tiffany», steht das Verheimlichen der Zugehörigkeit zur evangelikalen Freikirche ICF im Weg. «Ez macht alles Sinn, ez macht alles Sinn, wel i ha di a dem Sunntigmorgä gseh. Vorem Kino Tiffany, s’isch mol e Kino gsi, ez isch’s e’n’Aquarium und du schwimmsch au döt drin.»

Weitere Bekanntgaben folgen laufend und können auf der Website www.werkstattchur.ch entdeckt werden.

 

(Bilder: zVg.)