Das Nationalpark-Projekt Parc Adula in Graubünden und im Tessin wird von der Naturschutzorganisation Pro Natura hart kritisiert. Trotzdem will sie eine Million Franken investieren.
Der zweite schweizerische Nationalpark wird voraussichtlich von Disentis im Bündner Oberland bis nach Buseno im südlichen Misox reichen und umfasst auch drei Tessiner Gemeinden. Aus den eigenen Reihen kommt das Projekt aber nur bedingt an: In den Augen von Pro Natura werden die Mindestvorgaben für eine Kern- und eine Umgebungszone mit spezifischen Naturschutz-Richtlinien nur knapp erfüllt. Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin von Pro Natura Graubünden, bezeichnete das Projekt gestern vor den Medien darum als «halbherzig, wenn nicht gar ängstlich». Es sei darauf ausgerichtet, es allen recht machen zu wollen. Es sei fraglich, ob eine freie Naturentwicklung so möglich sei. Als Beispiel nennt von Arx die zahlreichen Ausnahmen für verschiedene Nutzer, etwa Schafhalter und Berggänger.
«Merzen wir die Schwächen aus»
Trotz der Kritik steht Pro Natura hinter dem Projekt, das sie vor 16 Jahren lanciert hatte. Und sie geht noch weiter und will den Parkbetrieb sogar mit einer Million Franken unterstützen. «Gründen wir den Nationalpark, arbeiten wir an den Stärken und merzen die Schwächen aus», blickte Urs Tester, Mitglied der Pro Natura-Geschäftsleitung, optimistisch in die Zukunft. Erfahrungen in Nachbarländern zeigten, dass die meisten Nationalparkprojekte Zeit brauchten, bis sie zu «echten Nationalpärken» würden.
Die Charta zum Parc Adula befindet sich zurzeit bis Ende Januar in der öffentlichen Vernehmlassung in den 17 Standortgemeinden und bei betroffenen Interessengruppen.
(Symbolbild: Wikipedia)