Die Bündner Gesundheitsbranche stellt mit einem Systemwechsel in der Ausbildung HF Pflege die Weichen Richtung Zukunft. Bereits im nächsten Jahr startet der erste Studiengang im sogenannten Lehrortsprinzip. Damit einher geht die Entwicklung von neuen Ausbildungsstrukturen im Kanton. Der Zeitpunkt für diese Neuaufstellung ist ideal.
Der Fachkräftemangel ist auch in Graubünden ein grosses Thema. Die Gesundheitsbranche bleibt davon nicht verschont. Dazu kommt, dass der Bedarf an Pflegeleistungen in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Der Nachwuchsförderung kommt deshalb eine entscheidende Rolle zu. Der Zeitpunkt, bestehende Strukturen zu überprüfen und zu verbessern, ist richtiger denn je.
Den Stein ins Rollen gebracht hat ein Auftrag des Parlaments in der Oktobersession 2019. Der Grosse Rat hat die Bündner Regierung beauftragt, dafür zu sorgen, dass im Kanton genügend Ausbildungs- und Praktikumsplätze für die Ausbildung Pflegefachfrau/-mann HF zur Verfügung stehen. Das Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit prüfte mit dem Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement, der Höheren Fachschule und der Branche verschiedene Modelle. In der Folge hat die Regierung 2021 entschieden, dass Studierende ab Herbst 2023 nur noch direkt bei den Ausbildungsbetrieben angestellt werden, statt wie zuvor beim Bildungszentrum Gesundheit und Soziales BGS Chur. Der Systemwechsel von der Schulanstellung zur Betriebsanstellung tönt einfach. Ist es aber nicht.
Branche in neuer Rolle und neuer Verantwortung
Schnell klar wurde, dass die Nutzung des ganzen betrieblichen Ausbildungspotenzials nur dann gelingt, wenn die Branche eng zusammenarbeitet. Etliche der Bündner Betriebe – klein und peripher gelegen – verfügen über attraktive Lernfelder, können die Umstellung alleine aber nicht bewerkstelligen. Unter Einbezug eines externen Beratungsspezialisten in Gesundheits- und Bildungsthemen und der Beauftragung von Sandra Brosch als Projektleiterin des Teilprojekts Branche, startete 2021 ein Grossprojekt mit ambitiösem Zeitplan.
Bildung von regionalen Ausbildungsverbünden
Um den Voraussetzungen für die Anstellung von Studierenden gerecht zu werden, haben sich alle Leistungserbringer zu sechs regionalen Verbünden zusammengeschlossen. Gemeinsam entwickeln sie Strukturen zur Ausbildung. Sie gewährleisten, dass qualifiziertes Personal für Bildungsaufgaben zur Verfügung steht und bieten alle nötigen Lernfelder – Akutspital, Psychiatrie, Langzeitpflege, Spitex – an.
Bewerbungsportal bereits online
Der Systemwechsel führt auch dazu, dass das ganze Bewerbungsprozedere sowie das Selektions- und Zuweisungsverfahren neu organisiert wird. Dazu hat die Branche ein Bewerbungsportal entwickelt, um den Interessierten das Bewerbungsverfahren so einfach wie möglich zu machen. Unter https://www.bewerbungsportal.ch/ werden Kandidatinnen und Kandidaten Schritt für Schritt durch das Verfahren geführt und reichen ein Online-Dossier ein. Sie wählen aus, welche Region, welches Arbeitsfeld oder welchen Betrieb sie als Ausbildungsort favorisieren.
Zielgerade in Sicht
«Die vergangenen Monate waren intensiv», erklärt Sandra Brosch, Projektleiterin Systemwechsel Branche. «Nur dank dem Engagement der Betriebe und der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum Gesundheit und Soziales BGS Chur und dem Kanton ist es möglich, diesen für die Praxis bedeutenden Systemwechsel per Herbst 2023 zu bewerkstelligen». Noch ist das Ziel nicht erreicht, aber das Projekt ist auf Kurs und bietet Chancen für Weiteres: «Die Bildung der Verbünde für die HF-Ausbildung ist zukunftsweisend. Die Ausbildungsverbünde entfalten dann ihre ganze Wirkung, wenn sie alle Aus- und Weiterbildungen in den Gesundheitsberufen umfassen», so Bosch.
(Symboldbild: Archiv GRHeute)