Die Freude steht RhB-Direktor Renato Fasciati ins Gesicht geschrieben: Der Weltrekordversuch rückt näher und näher. Vieles hat in Tests schon geklappt. Beim Weltrekord soll aus der kleinen Roten eine lange Rote werden.
In exakt vier Monaten, am 29. Oktober, will die RhB einen Weltrekord aufstellen. Dabei fahren 25 Capricorn-Kompositionen zusammen von Preda bis Alvaneu. Bildlich kann man sich das so vorstellen: Wenn der vorderste Wagen aus dem Tunnel kommt, hat der letzte das Tunnel noch nicht einmal gesehen. In Zahlen, die RhB-Direktor Renato Fasciati am Mittwoch vor den Medien in Landquart präsentierte, sieht das so aus:
• 1910 Meter lang ist der Zug für den Weltkrekordversuch. 25 Vierer-Kompositionen ergeben 100 Wagen
• 24‘930 Meter lang ist die Weltrekordstrecke von Preda bis Alvaneu.
• 789,4 Höhenmeter werden überwunden (Preda = 1788.7 m ü.M.; Alvaneu = 999.3 m ü.M.).
• 30 bis 35 km/h ist die Geschwindigkeit des Rekordzugs. («Normal» fährt ein Zug ca 45 km/h)
• 46 Minuten dauert die Rekordfahrt.
• 2990 Tonnen beträgt das Gewicht des Rekordzuges.
• 4550 Sitzplätze hat der Rekordzug; 150 davon werden von geladenen Gästen besetzt
• 2 Kilometer lang ist das Feldtelefon des Zivilschutzes, das im Zug die Kommunikation sicherstellt.
• 7 Lokführer und 21 Techniker fahren den Zug.
• 12 Stunden wird der Albulatunnel für den Bahnverkehr gesperrt. Die Züge fahren nur bis Bergün. Während des Versuchs bleibt die Strecke während zwei Stunden auch zwischen Tiefencastel und Bergün gesperrt.
Einen derart langer Personenzug war noch nie unterwegs, schon gar nicht im Hochgebirge auf einer Schmalspurbahn. Der längste und schwerste Güterzug aller Zeiten verkehrte am 21. Juni 2001 bei einem Testlauf in Australien. Die Bergbaugesellschaft BHP Billiton schickte einen aus acht dieselelektrischen Lokomotiven und 682 Erzwagen gebildeten Zug auf die Reise, um ihre Mehrfachsteuerung zu testen. Alle acht Lokomotiven wurden über einen Grossteil der Strecke über Funk von einem einzigen Lokführer gesteuert, wie dem SBB Cargo Blog zu entnehmen ist. Der Weltrekord für Personenzüge liegt derzeit in Belgien: Fast genau 10 Jahre vorher war ein 200 Meter kürzerer Personenzug auf die Schienen geschickt worden. Ein wesentlicher Unterschied zum Projekt der RhB ist: Belgien ist gänzlich frei von Hochgebirge, der höchste «Berg» liegt knapp über 650 Meter über Meer nahe der Grenze zu Deutschland.
Zurück zur RhB. Warum das Ganze? «Wir wollen im Jubilläumsjahr auf die Genialität unserer Vorfahren aufmerksam machen», saget Renato Fasciati. Ausserdem habe in den vergangenen zwei Corona-Jahren auch die kleine Rote gelitten. Mit diesem Versuch erhofft man sich deshalb, das die Kunde vom schönen Albulatal und dem Weltrekordversuch auf der ganzen Welt ankommt.
Dass das möglich wird, dazu trägt Blick TV von Ringier mit einer Direktübertragung bei. Weitere 11 Partner – darunter Märklin, die ebenfalls vor Ort sein wird – konnten ebenfalls gefunden werden. «Wir haben fast eine Million Franken gesammelt», sagte Renato Fasciati. Die RhB selbst hat sich eine Loki für den Event ausgerüstet, die für das Ereignis wirbt, Märklin hat die kleine Version ebenfalls vorgestellt. Den Versuch abrunden soll ein Zeltdorf in Bergün, an dem der Versuch auch auf einer Grossleinwand übertragen wird. Für das Fest iN Bergün, zu dem 3000 Menschen zugelassen sind, gibt es einen Ticketverkauf. Er startet am 2. August.
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Infos der RhB: Offizieller Weltrekordversuch
(Bild: GRHeute)