Die Auswertung von insgesamt 29 Bodenproben aus der Umgebung der bestehenden und ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) in Graubünden hat ergeben, dass keine bedenklichen Belastungen der Böden vorliegen. Untersucht wurden Dioxin- und Furanrückstände, welche bis Ende der 1980er Jahre durch die filterlose Verbrennung von Abfällen in die Böden gelangen konnten.
Dioxine und Furane sind umweltgefährdende Stoffe, die aufgrund der geringen Abbaubarkeit noch nach Jahrzehnten überall in der Umwelt nachweisbar sind. Sie entstanden vor allem aus chlorhaltigen Materialien bei der Abfallverbrennung, bevor die KVA ab den 1980er Jahren mit entsprechenden Rauchgasreinigungen ausgerüstet wurden. Heute entstehen sie vor allem durch illegale Abfallverbrennung in Holzfeuerungen und im Freien. Die KVA in Unterrealta (Cazis) und Under Laret (Davos) stellten ihren Betrieb noch vor dieser Umrüstungspflicht ein.
Die im Kanton Graubünden gefundenen Dioxin- und Furankonzentrationen liegen mit Ausnahme von Under Laret in einem Bereich, welcher keine Nutzungseinschränkungen nach der Verordnung über die Belastungen des Bodens (VBBo)verlangt. Eine Gefährdung der Gesundheit bestand nie und besteht auch heute nicht. Anlass für die Beprobungen war der Nachweis von sehr hohen Dioxinbelastungen in einem Aussenquartier der Stadt Lausanne, in dem einst eine Kehrichtverbrennungsanlage stand. Obwohl frühere Messkampagnen zum Schluss kamen, dass in der Umgebung von Kehrichtverbrennungsanlagen nicht mit hohen Belastungen dieser Stoffe zu rechnen ist, veranlasste das Amt für Natur und Umwelt Untersuchungen in der Umgebung der KVA Trimmis und um die stillgelegten Anlagen in Unterrealta und Under Laret. Die Analytik der Proben wurde durch die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in Dübendorf durchgeführt.
Keine Prüfwertüberschreitungen im Churer Rheintal
Im Grossraum des Industriegebiets Untervaz wurden links und rechts des Rheins insgesamt 14 Bodenproben entnommen. Bei drei Proben lagen die Dioxin- und Furangehalte zwischen 12 und 14 ng I-TEQ/kg und damit über dem Richtwert, jedoch unter dem Prüfwert nach VBBo. Bei zwei dieser Proben handelte es sich um Waldbodenproben, welche beide einen Gehalt von 14 ng I-TEQ/kg Dioxin/Furan aufwiesen. Eine dieser Proben wurde im Waldstück südlich neben der Kehrichtverbrennungsanlage entnommen. Die andere nördlich des Spielplatzes «Peter Pan» auf der Höhe des Sportcenters Fünf Dörfer. Die dritte Probe mit einer Richtwertüberschreitung (12 ng I-TEQ/kg) stammt aus dem Landwirtschaftsland im Gebiet Baltschi/Härti, Untervaz. Es handelt sich dabei um die am weitesten vom Industriegebiet entfernt entnommene Bodenprobe der Messkampagne. Bei den weiteren 11 Standorten konnten keine Richtwertüberschreitungen festgestellt werden. Die gemessenen Konzentrationen lagen zwischen 0.54 und 4.9 ng I-TEQ/kg.Grafik: Übersicht Richt-, Prüf- und Sanierungswerte für organische Schadstoffe im Boden
Keine Richtwertüberschreitungen im Domleschg
Die Kehrichtverbrennungsanlage wurde am heutigen Standort des Recycling Centers Unterrealta betrieben. Im Gebiet zwischen der Industriezone Unterrealta und Oberrealta wurden um die ehemalige Kehrichtverbrennung und den Deponiebereich insgesamt neun Proben entnommen. Die Laboranalyse hat Dioxin- und Furangehalte zwischen 0.15 und 3.2 ng I-TEQ/kg ergeben. Sämtliche Prüfergebnisse liegen somit unter dem Richtwert nach VBBo.
Spezialfall Under Laret
In Davos Laret (Under Laret) wurde zunächst von 1905 bis 1946 ein Gaswerk und danach von 1913 bis 1969 eine Kehrichtverbrennungsanlage betrieben. Rund um den bestehenden Gebäudeteil wurden Abfallprodukte der Gasproduktion und der Kehrichtverbrennungsanlage abgelagert. Das Gelände ist daher als Betriebsstandort im Kataster der belasteten Standorte (KbS) eingetragen. Zwei der insgesamt sechs entnommenen Proben erfolgten innerhalb des KbS. Die Analyse davon ergab Dioxin- und Furangehalte von 55 und 116 ng I-TEQ/kg. Eine angrenzend an die Ablagerungen entnommene Probe im Wald ergab einen Gehalt von 79 ng I-TEQ/kg. Für die im KbS eingetragenen Bereiche gelten bereits Einschränkungen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Nutzung. Die festgestellten Prüfwertüberschreitungen durch Dioxine und Furane stützen die in diesem Zusammenhang getroffenen Nutzungseinschränkungen. Die südlich des Gaswerkareals ausserhalb der Ablagerungen entnommenen Bodenproben weisen Dioxin- und Furangehalte von 8.6 und 16 ng I-TEQ/kg auf und liegen demnach unter dem Prüfwert nach VBBo. Die entnommene Probe auf der Wiese (Matteli) beim Schwarzsee liegt mit 2.7 ng I-TEQ/kg unter dem Richtwert. Es wird zurzeit geprüft, ob aufgrund der Untersuchungsergebnisse der Perimeter des belasteten Standortes angepasst werden muss. Im bestehenden Perimeter gelten weiterhin Nutzungseinschränkungen.
(Bild: zVg.)