Der Förderverein der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz hat am Montag an der ibW in Chur seine Generalversammlung zum Geschäftsjahr 2021 durchgeführt. Die grösste Erwachsenenschule in der Höheren Berufsbildung in der Südostschweiz übertraf den Studierendenrekord aus dem Vorjahr deutlich: 1419 Studierende (+9,7% gegenüber dem Vorjahr) und 2591 Kurs-Teilnehmende (+13,6%) bildeten sich 2021 an der ibW weiter. Trotz des erfreulichen Ergebnisses gibt es auch negative Entwicklungen.
Die Höhere Berufsbildung ist zwar erwiesenermassen eine der schlagkräftigsten Massnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Wirtschaft. Die entsprechende Anerkennung im Vergleich zu akademischen Bildungsangeboten ist in den letzten Jahren hingegen weiter zurück gegangen. «Auf nationaler Ebene müssen wir leider seit Jahren feststellen, dass im Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) fast nur der Hochschulbereich existent ist», stellte der Bündner Nationalrat und Präsident des ibW-Fördervereins, Martin Candinas, in seinem Referat an der GV des Fördervereins der ibW 2022 fest.
Zwar seien Vorstösse zur besseren Positionierung der Höheren Fachschulen überwiesen und in der Folge viele Informationen zusammengetragen, Analysen gemacht und ausgewertet, Berichte geschrieben und insgesamt «viel gesprochen» worden: «Ich werde dabei aber den Verdacht nicht los, dass sich diese breit angelegten ‚Arbeitsgruppensitzungen‘ als Feigenblätter entpuppen werden und die Höheren Fachschulen nur wieder mit ‚Trostpflästerchen‘ abgespeist werden», sprach Candinas in klaren Worten: «Die Höhere Berufsbildung muss aus dem Mauerblümchendasein rauskommen, der schleichende Verlust von Anerkennung und Reputation muss gestoppt werden.»
Deutlich höhere Semesterkosten in der Berufsbildung
Am Ende führt die Ungleichbehandlung der Höheren Berufsbildung im Vergleich zur akademischen Bildung zu deutlichen Unterschieden bei den Semesterkosten für Studierende in den beiden Tertiär-Bildungsbereichen. Für Candinas ist aber nicht nur die Finanzierung ein Thema, auch die Sichtbarkeit der Höheren Fachschulen müsse besser verankert werden: «Man muss die Höheren Fachschulen besser wahrnehmen. Wir müssen präsenter sein und uns besser vermarkten»: «Die Höhere Berufsbildung braucht daher ein eigenes Gesetz. Weiter brauchen wir Titel und Bezeichnungen auf den Diplomen, die international Anerkennung finden. Dabei geht es nicht um eine Verakademisierung.»
Stetige Weiterentwicklung ist essenziell
Die ibW ist die grösste Erwachsenenbildungsschule in der Südostschweiz. Sie hat eine rasante Entwicklung hinter sich und sei hervorragend positioniert, schreibt die Schule, die Standorte in Chur, Maienfeld (2), Sargans und Ziegelbrücke unterhält, in einer Medienmitteilung. Die Vielschichtigkeit und breite Abstützung bei Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen sei der grosse Trumpf der ibW. Präsident Jürg Michel hält fest: «Es gibt kaum eine vergleichbare Schule in der ganzen Schweiz, die im Verhältnis zur Bevölkerung und zur Wirtschaftskraft ein so breites Angebot mit einer so breit aufgestellten Trägerschaft quer durch alle Branchen zur Verfügung stellt. Wenn wir diese Position nicht halten und nicht ausbauen können, gehen unserem Wirtschaftsraum mehr als nur ein paar Lehrgänge verloren. Ganz besonders die Wirtschaft Graubündens und damit die gesamte Bevölkerung wären die Verlierer.» Deshalb betont Jürg Michel: «Wissen, danach handeln und durchsetzen sind ganz verschiedene Sphären, obwohl sie ganz nahe beieinander liegen».
Rekordjahr bei den Studierenden
Trotz – oder vielleicht dank Corona – hat die ibW 2021 ein Rekordjahr feiern können. Nicht weniger als 1419 Studierende absolvierten 2021 einen Lehrgang auf der Stufe der Höheren Berufsbildung (Höhere Fachschule, eidg. Diplom, eidg. Fachausweis, Zertifikat) bei der ibW, dazu kamen 2591 Kurs-Teilnehmende. Derweil dies auf Lehrgangsstufe ein deutlicher neuer ibW-Rekord bedeutet, bedeutet die Zunahme der Kursteilnehmenden nach dem Einbruch im Corona-Jahr 2020 zumindest wieder eine Erholung. Die Zahl an Kursteilnehmenden liegt aber immer noch um rund 25% unter dem Mittel der Vor-Corona-Jahre.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine äusserst aufbauende Grussadresse der Bündner Standespräsidentin Aita Zanetti, welche die Vielfältigkeit der ibW Angebote mit ihrer schönsten Blumenwiese verglich. Daniel Fust, CEO der Graubündner Kantonalbank, blickte dann in seinem Gastreferat zum Thema «Wirtschaft heute – Herausforderungen für Arbeitgeber» in die Zukunft und motivierte die Anwesenden, sich fit zu halten und die Entwicklungen mitzugehen und mitzugestalten.
(Bilder: zVg.)