30. Oktober 2015 – ein schwarzer Tag war es für die Churer Ausgangsszene. In der Werkstatt hatte es sich ausgefeiert. Die letzte Partynacht mit anschliessendem Flohmarkt und totalem Ausverkauf. Wehmütig kamen noch einmal die Menschenmengen und feierten die Nostalgie, die unzähligen Wow-Momente und das Ende einer Ära.
Die Churer Musikszene hatte eine Kulturbar verloren, die vielen jungen Bündnern erstmals überhaupt eine Auftrittsmöglichkeit bot. Dieser herbe Verlust und auch die dazumal noch ungewisse Zukunft der Selig Tanzbar liessen eine Melancholie über die Ausgangskultur in Chur gleiten. Wo könnten denn die jungen Bands heute überhaupt noch auftreten? Wer würde in Zukunft noch Newcomer buchen und was war die Quintessenz der ganzen Geschichte?
Den Anfang mit dem Wiederaufleben und dem Aufräumen der Ungewissheit im Churer Nachtleben machte Palazzo-Boss Roni Szepanski aka Melvin Harris, der Anfang Dezember 2015 vor die Medien trat und die Übernahme des Seligs per 1. April 2016 bekannt gab.
Kaum eine Woche später trat dann der ausgebildete Tourismuskaufmann, Music Business Manager und promovierte Kulturmanager Romano Zoppi vor die Medien und kündigte an, dass er einen Relaunch der Werkstatt Chur per Ende Februar in Gang setzen werde.
Wir haben mit dem Tausendsassa (Boss von Sonic Service, Manager von diversen schweizweit bekannten Acts wie Plasma und From Kid) während den Umbauarbeiten über seine Pläne gesprochen.
Was hat Dich an der Werkstatt so fasziniert, dass Du das Lokal nun aufleben lässt?
Der Raum der Werkstatt ist durch die Verwendung von echten Materialien wie Stahl, Altholz und Stein einfach einzigartig und das Ambiente wunderschön. Solche Institutionen werden immer rarer und gerade ich Graubünden brauchen wir diese Orte. Natürlich liegt mir auch das Kulturgeschehen in Chur am Herzen. Die Werkstatt ist ideal für kleine Konzerte im intimen Rahmen.
Was sind die wichtigsten Änderungen im Konzept der neuen Werkstatt
Wir werden sicherlich den Raum auffrischen und alles auf Vordermann bringen. Die wichtigsten Änderungen spielen sich aber hinter den Kulissen ab. Durch die neue Organisation können wir auch neue Strukturen schaffen. Die Werkstatt wird ein Ort der Begegnung und für den Gast wie eine Entdeckungsreise – nicht nur, was das Kulturprogramm betrifft, sondern auch an der Bar. Wir möchten, dass in Chur Bewusstsein für Barkultur Einzug hält und sehen unsere Arbeit auch als Handwerk, welches verpflichtet.
Welche kulturellen Highlights sind bis Ende Jahr noch geplant?
Das Programm der Werkstatt wird nicht durch Highlights, sondern durch Qualität und Vielseitigkeit geprägt. Wie bereits erwähnt soll es ganz viel Neues zu entdecken geben. Unser kuratiertes Programm – ob Konzerte, Partys, Lesungen, Ausstellungen, Tanz oder Theater – soll auch unsere Handschrift tragen. Alle Veranstaltungen würden wir auch direkt und persönlich empfehlen.
Du bist eng eingebunden bei Sonic Service, dem langen Samstag und nun auch bei der Werkstatt. Hast du überhaupt noch Freizeit?
Diese Übergangszeit ist tatsächlich sehr intensiv und beruflich bin ich derzeit sicherlich ausgelastet. Mein privates Umfeld ist mir aber sehr wichtig, und ich versuche meine Energie und meine Zeit bewusst so einzuteilen, dass auch Zeit für Privates bleibt.
Du warst einmal selbst als Musiker aktiv mit No Comez. Warum hast du die Seiten gewechselt? Wirst du jemals als Musiker auf die Bühnen zurückkehren?
Meine aktive Zeit als Musiker war toll und die Zeit will ich nicht missen. Es war aber immer einfach eine schöne Freizeitbeschäftigung, und langfristig fühle ich mich auf der anderen Seite wohler. Nein, als Musiker werde ich nicht mehr auf die Bühnen zurückkehren.
(Bild: GRHeute)