Hochalpines Institut Ftan halbiert Jahresverlust

Im Zentrum der ersten Generalversammlung seit dem Einstieg des neuen Mehrheitsaktionärs Education in Motion Group (EiM) standen die Neuausrichtung des Hochalpinen Instituts Ftan (HIF) sowie die finanzielle Sanierung. Erfreulich: Das HIF befindet sich auf dem Weg der finanziellen Gesundung und lanciert neue Angebote.

Dieses Jahr werden in Ftan 12 Millionen Franken investiert, davon 9 Millionen für die Modernisierung der Gebäude. Positiv kann ausserdem vermerkt werden, dass trotz weiteren Covid-19-bedingten Massnahmen im letzten Jahr hervorragende schulische und sportliche Leistungen erzielt wurden.

Wie schon das Jahr davor war auch das Schuljahr 2020/2021 von der COVID-19-Pandemie geprägt. Obwohl internationale Schülerinnen und Schüler beim Reisen in die verschiedensten Heimatländer wie Taiwan, Dänemark, Ungarn oder China mit diversen administrativen Problemen zu kämpfen hatten, konnte der Schulbetrieb in geordneten Bahnen durchgeführt werden.  

Neue internationale Angebote

Nach der im Juni 2020 erfolgten Akkreditierung als «IB World School» wurden im Geschäftsjahr 2020/2021 die Grundlagen für den Start des ersten IB-Lehrgangs geschaffen. Somit konnten Anfang August 2021 die ersten sechs Schülerinnen und Schüler diesen zweijährigen Lehrgang am HIF beginnen, nachdem Ende des vergangenen Schuljahres die ersten Schülerinnen und Schüler den IGCSE-Lehrgang mit Erfolg beendet hatten.

Im Rahmen der neuen Strategie ist die Einführung eines neuen Produktes mit dem Namen «IGNITE» geplant. «IGNITE» steht für ‹Entfachen› oder ‹Entzünden› und bezeichnet ein besonderes Angebot, das für das Zwischenjahr geschaffen wurde; in der Schweiz ist es das 10. Schuljahr, in Asien das «Year 9».

Hervorragender Matura-Jahrgang 2021

Nach den Beschränkungen im Vorjahr – Verzicht auf mündliche Prüfungen – konnten die Maturaprüfungen im Frühling 2021 wieder in der gewohnten Art und Weise durchgeführt werden. Alle elf Maturandinnen und Maturanden bestanden ihre Prüfungen; der Notendurchschnitt war mit 5.3 ausserordentlich hoch. Die Maturafeier konnte wieder in der Aula und auf der Terrasse des HIF durchgeführt werden.

Im Schuljahr 2019/20 wieder aufgenommen wurde die mit dem Institut für externe Schulevaluation (IFES) im Hinblick auf einen Evaluationsbesuch im April 2020 initiierte Qualitätsentwicklung, der jedoch wegen COVID auf September 2020 verschoben werden musste. Im Rahmen dieses Projekts wurden auch aktuelle Schulentwicklungsprojekte und Unterrichtsformen untersucht, zum Beispiel der Unterricht in der Immersionssprache Englisch oder das Fach Leadership und Persönlichkeitsbildung. Die gründliche Durchleuchtung zeigte ein Verbesserungspotenzial auf, das konsequent und zeitnah umgesetzt wurde.

Biathlon als neues Angebot der Sports Academy

Mit rund 40 Athletinnen und Athleten aus Schule und Internat sowie aus der Region bildet die Sports Academy unverändert einen bedeutenden Pfeiler des HIF-Angebotes. Zu Ski Alpin und Nordisch, Snowboard, Eishockey und Athletic Training ist mit Biathlon eine weitere Sportart hinzugekommen. Mit einem engagierten jungen Trainer aus der Region findet das Training rund um das HIF auf dem Schiessstand Punt Da Schlamischot und an anderen Standorten in der Region statt.

Mit 15 Medaillen an Schweizer Meisterschaften und 3 Medaillen an Bündner Meisterschaften haben die Athletinnen und Athleten erneut exzellente Leistungen gezeigt. Während des gesamten Schuljahres und darüber hinaus haben sich fünf ehemalige Schülerinnen und Schüler des HIF in den Sportarten Ski Freestyle, Snowboard Alpin, Snowboard Freestyle, Biathlon und Ski Langlauf auf die olympischen Spiele vorbereitet.

Verbesserung der finanziellen Situation

Durch das Engagement des neuen Mehrheitsaktionärs hat sich die finanzielle Situation am HIF entspannt. Gegen Ende des Geschäftsjahres wurde ein Gesellschafterdarlehen von CHF 5‘000‘000 gewährt. Ein bedeutender Anteil dieses Betrages – CHF 3‘000‘000 – war für die Ablösung des Darlehens seitens der Gemeinde Scuol vorgesehen. Die Verhandlungen mit der Gemeinde wurden im Sommer erfolgreich abgeschlossen. Die Zustimmung der Gemeindeversammlung am 04. Oktober 2021 bildeten die Grundlage für die Ablösung des Darlehens Anfang Dezember 2021.

Dank einer Zunahme der Schülerinnen und Schüler am Internat und der damit einhergehenden verstärkten Internationalisierung konnte der Betriebsertrag auf CHF 3‘924‘746 (Vorjahr CHF 3‘376‘499) gesteigert werden. Einen ebenfalls positiven Beitrag leistete die Summer Academy, die mit rund 45 Teilnehmenden nach einem COVID-bedingte Pausenjahr wieder durchgeführt wurde. Zudem konnte die über mehrere Jahre gebildete Investitionsreserve in Höhe von CHF 468‘049 aufgelöst werden. Das negative Betriebsergebnis (EBIT) ist auf die weiterhin ungenügende Auslastung von Schule und Internat zurückzuführen.

Insgesamt konnte der Jahresverlust für das Geschäftsjahr 2020/2021 auf die Hälfte des Vorjahres reduziert werden; er beträgt CHF 509’881 (Vorjahr CHF 1‘295‘252). Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern lag bei CHF -790’965 (Vorjahr CHF -1’583’179). Die verbliebenen Reserven aus Kapitalreserven von CHF 428‘284 wurden mit dem Verlustvortrag verrechnet, um die Kapitalstruktur weiter zu stärken.

Verwaltungsrat sichert Kontinuität

Der Verwaltungsrat wurde entlastet und bestätigt. Mitglieder des zukünftigen Verwaltungsrats sind unverändert Michael Budliger, Christian Fanzun, Duosch Fadri Felix, Ursula Fraefel, Christian Gürtler, Hans Künzle, Jon Peer, Gerhard Pfister und Fraser White. 2022 werden 12 Millionen Franken investiert, davon 9 Millionen Franken für die Sanierung der HIF-Gebäude und die Erneuerung der Infrastruktur. Dabei geht es um den Einbau von Badezimmern, die Auffrischung der Turnhalle und die Vergrösserung der Schulräume. Die Umbauphase beginnt im April 2022 und soll Ende 2022 abgeschlossen sein. Je nach Entwicklung der Schülerzahlen wird danach ein weiterer Ausbau erfolgen.

Angebot zum Aktienkauf

Im Anschluss an die GV unterbreitete Christian Gürtler als Vertreter des Mehrheitsaktionärs Education in Motion Group (EiM) den Aktionärinnen und Aktionären ein Angebot zum Kauf der Aktien. Dies aus Fairness allen Aktionären gegenüber, um ihnen die Gelegenheit zu geben, auf die Situation mit dem neuen Mehrheitsaktionär reagieren zu können.

 

(Bild: zVg.)