Seewis versöhnt sich mit Fidelis

Es war eine grausame Zeit vor 400 Jahren. Gewalttätig und mit vielfältigen Verstrickungen von Religion und Politik. Versöhnung ist angesagt zum Jubiläum der Ereignisse. Deshalb finden in Seewis im Prättigau ab April über das gesamte Jahr verschiedene Jubiläumsveranstaltungen statt.

Während des Dreissigjährigen Krieges spielte sich in Graubünden der grosse Krieg nochmal im Kleinen ab. Die Bewohner des Prättigau bekannten sich zunehmend zum reformierten Glauben. Aus machtstrategischen Gründen wurde das Prättigau für die katholischen Habsburger plötzlich wieder interessant. Deshalb liessen sie das Tal mit einigen tausend Söldnern auf grausame Weise besetzen.

Zum Abschluss sollte die Bevölkerung wieder zum katholischen Glauben gebracht werden. Den Auftrag dafür erhielt Fidelis von Sigmaringen, der Guardian des Kapuzinerklosters in Feldkirch.

Im Jänner 1622 machte er sich auf in das Tal, stiess aber wegen der vorhergehenden Ereignisse auf eine Mauer des Schweigens. Als weitere Massnahme wurde die Bevölkerung auf seine Anweisung hin gezwungen, die katholischen Predigten anzuhören. Die erste derartige Predigt kostete Bruder Fidelis bereits das Leben. Im Zuge des Aufstands gegen die habsburgischen Besatzer wurde er am 24. April 1622 vor der Kirche in Seewis erschlagen.

Veranstaltungen für Gäste und Bevölkerung in Seewis

Aus Initiative der Pfarrei Vorder-Mittel Prättigau unter Lars Gschwend vom Katholischen Pfarramt in Seewis Pardisla entstand zum 400-jährigen Jubiläum ein kleines Komitee aus Kirche, der Gemeinde Seewis, dem Tourismus und dem Bildungswesen, die sich um die Organisation der Veranstaltungen kümmern. 

Die Bevölkerung und Gäste erwartet ab April ein Jubiläumsprogramm von theatralischen Dorfführungen (unter Regie Andrea Zogg, Johannes Flury etc.), einer Wanderausstellung, einem Versöhnungsgottesdienst, und Ausflüge nach Sigmaringen (DE) und Feldkirch (AUT), welche ebenso verschiedene Feierlichkeiten organisieren.

«Ich freue mich, dass wir in das Jahr 1622 zurückzuschauen und die Geschichte von Fidelis den Einheimischen und Touristen näherbringen. Es wird ein Highlight, wenn sich 400 Jahre später erneut Einheimische, Reformierte und Katholiken an der Stelle treffen, wo damals gekämpft wurde und gemeinsam einen Versöhnungsgottesdienst feiern. Das ist gelebte Geschichte, die im Prättigau geschrieben wird!», so Lars Gschwend, Gemeindeleiter kath. Pfarrei Vorder- und Mittelprättigau.

Das gesamte Programm und detailliertere Informationen unter: seewistourismus.ch/fidelis

(Bild Seewis/Marietta Kobald/zVg.)