Nachdem das Bundesamt für Umwelt ein Gesuch des Kantons Graubünden abgelehnt hat, zwei Jungwölfe aus dem Stagias-Rudel abzuschiessen, zeigen sich viele Bündnerinnen und Bündner enttäuscht über die Politik aus Bundesbern. Auch die SVP und die Mitte schütteln den Kopf.
Der Hintergrund: Der Kanton Graubünden hatte Anfang September beantragt, das Stagias-Rudel um zwei Jungwölfe zu verkleinern. Das Bundesamt für Umwelt lehnte ab. Eine Prüfung habe ergeben, dass die Kriterien für den Eingriff in das Stagias-Wolfsrudel nicht gegeben seien, schrieb das Bafu in einer Mitteilung vom Mittwoch: «Die Schäden in geschützten Nutztierherden liegen unter der Schwelle von zehn gerissenen Tieren, die für einen Eingriff nötig sind.» Grund dafür sei, dass nicht alle gerissenen Nutztiere, die der Kanton angegeben habe, geschützt waren. Der abschlägige Bescheid aus Bern hat den Konflikt um das Wolfsmanagement einmal mehr befeuert.
Aktuell leben in der Schweiz gemäss offiziellen Stellen rund 130 bis 150 Wölfe in mindestens 13 Rudeln – Tendenz steigend. Andere Zahlen gehen bereits von über 200 Wölfen aus. Nachdem die Stimmbevölkerung vor einem Jahr präventive Wolfsabschüsse durch die Kantone abgelehnt hatte, senkte der Bundesrat auf Druck des Parlaments zwar die Schwelle für Wolfsabschüsse in diesem Sommer. Abschüsse müssen jedoch weiterhin durch den Bund abgesegnet werden.
Der Konflikt ums richtige Wolfmanagement hat dazu geführt, dass sich in den sozialen Medien Wolfsbefürworter und -gegner mit teils drastischen Worten duellieren. Auch politische Parteien in Graubünden haben sich nach dem abschlägigen Entscheid des Bundesamts für Umwelt eingeschaltet.
«Nach zahlreichen Angriffen auf Kühe, Rinder, Schafe und Eseln sowie gefährlichen Begegnungen mit Menschen ist die Eskalationsstufe im Zusammenhang mit der stark gewachsenen Wolfspopulation in Graubünden erreicht», schreibt die Bündner Mitte, die «zum Schutz von Menschen und Tieren» die umgehende Entnahme dieser Wölfe fordert: «Dass das Bundesamt für Umwelt das Abschussgesuch für zwei schadenstiftende Wölfe in der Surselva abgelehnt hat, enttäuscht und ist unverständlich. Damit unterschlägt das Bafu das politische Versprechen von Bundesrätin Sommaruga.» In der Frühjahrsession des Ständerates hatte Bundesrätin Sommaruga versprochen, den Handlungsspielraum innerhalb des geltenden Jagdgesetztes auszunutzen. Die vom negativen Entscheid des BAFU unmittelbar betroffene Bevölkerung fühle sich einmal mehr im Stich gelassen, zeigt sich die Mitte in einer Medieninformation enttäuscht.
Auch die SVP ist mit dem Entscheid unzufrieden. Es zeige sich, dass «die Nöte der Bündner Bevölkerung in Bundesbern nicht ernst genommen werden und statt pragmatischen Lösungen Paragraphenreiterei betrieben wird.» Die SVP Graubünden fordert die Bündner Regierung deshalb auf, sich in Bundesbern umso mehr für die Anliegen der Bündner Bevölkerung einzusetzen und gegen den Entscheid mittels einer Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht vorzugehen.
(Symbolbild: Pixabay)