Virtueller Blick auf Bondo mit der den Wasserbauverbauungen und Brücke.

Hochwasserschutzprojekt rund um Bondo ist gestartet

Rund um das Bündner Dorf Bondo haben die Bauarbeiten für ein neues Schutzprojekt gegen Hochwasser und Murgänge begonnen. In den kommenden viereinhalb Jahren werden Schutzdämme gebaut, neue Brücken und Strassen erstellt und eine Hochspannungsleitung in den Boden verlegt. Das Projekt kostet 42 Millionen Franken. Es wird vom Bund, dem Kanton Graubünden, der Gemeinde und aus Spendengeldern finanziert.

Vier Jahre nach dem tragischen Bergsturz am Piz Cengalo und den dramatischen Murgängen aus der Val Bondasca haben im Bergell die Arbeiten am Infrastrukturprojekt «Bondo II» begonnen. Es soll die Fraktionen Bondo, Spino, Sottoponte und Promontogno sowie die Strassen des Tals langfristig vor ähnlichen Gefahren schützen und die Fraktionen wieder verbinden. Das Hochwasserschutzprojekt Bondo II umfasst die Verbauung der Flüsse Bondasca und Maira mit Schutzdämmen, Hochwasserschutzmauern und der Sicherung der Flusssohle. Die Brücken der Maloja- und der Promontognostrasse werden erhöht und der zerstörte «Punt» zwischen Promontogno und Bondo wird durch eine neue, höher liegende Brücke ersetzt. Zudem wird eine neue Bushaltestelle für Bondo und eine sichere Fussgängerverbindung zwischen Bondo und Spino/Sottoponte realisiert und eine Starkstromleitung unter den Boden verlegt. 

Modellbild mit der neuen angepassten Malojastrasse mit Kreisel und mit der angepassten Promontognostrasse.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 42 Millionen Franken. Die Subventionen von Bund und Kanton Graubünden decken rund zwei Drittel davon ab. Rund 13 Millionen verbleiben bei der Gemeinde Bregaglia. Den überwiegenden Teil davon kann sie durch Spenden finanzieren. Unter dem Motto «insieme/gemeinsam» feierte die Gemeinde Bregaglia am Samstag mit dem Bündner Regierungspräsidenten Mario Cavigelli, der Direktorin des Bundesamts für Umwelt, Katrin Schneeberger, Vertreter:innen des Projektteams und der Gemeinde Bregaglia sowie Gästen aus Gesellschaft und Politik den Spatenstich für das Projekt.

Brücken bauen für die Bevölkerung

Gemeindepräsident Fernando Giovanoli gedachte der acht Menschen, die beim Bergsturz 2017 ums Leben gekommen waren und erinnerte gleichzeitig an die grosse Betroffenheit und die Solidarität, welche die Ereignisse auslösten. «Vom ersten Tag an fühlte sich die betroffene Bevölkerung des Tals getragen durch die Gemeinde, den Kanton, den Bund und hunderttausende Schweizerinnen und Schweizer, die als Spender oder in einer anderen Weise Anteil nahmen.»

Regierungspräsident Mario Cavigelli erinnerte an die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, die es 2017 möglich machte, die betroffenen Dorfteile innerhalb weniger Wochen so vor weiteren Naturgefahren zu schützen, dass sie im nicht zerstörten Bereich wieder bewohnt werden konnten. Das Hochwasserschutzprojekt «Bondo II» sichere die Dörfer nun langfristig vor den Naturgefahren durch die Flüsse Bondasca und Maira. «Wir bauen aber auch Brücken!», unterstrich der Regierungspräsident. «Bondo II sichert den Verkehr durch das Tal und stellt die traditionellen Verbindungen zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern von Bondo, Spino, Sottoponte und Promontogno wieder her.»

Modellfoto mit der neuen, erhöhten Malojastrasse, den Terrassengärten entlang des Bondascadammes und der Brücke Punt.

Als Vertreterin des Bundes nahm die Direktorin des Bundesamtes für Umwelt, Katrin Schneeberger, am Spatenstich teil. «Die Massnahmen rund um Bondo sind ein Vorzeigebeispiel für ein gesamtheitliches Risikomanagement, zu dem baulich-technische Massnahmen, Raumplanung und Organisation gehören. ‹Bondo II› ist ein besonders gut gelungenes Projekt, weil es auch die Anliegen von Landschafts- und Denkmalschutz berücksichtigt und für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Kanton und Bund steht. Solche komplexen Aufgaben können nur im Verbund erfolgreich sein», sagte sie beim Spatenstich.

Auch Ingenieur Gianfranco Bronzini, der das Projekt mit entwickelte, unterstrich das Miteinander: «Wasserbauer, Strassenbauer, Brückenbauer, Landschaftsarchitekten und Architekten haben zusammen mit der Gemeinde und dem Kanton ein Projekt entwickelt, das nicht nur Menschen und Infrastruktur vor Naturgefahren schützt, sondern auch besonders behutsam in die sensible Umgebung eingebettet wird».

Wichtige Spendengelder

Seit 2017 konnten rund 14,3 Millionen Franken an Spenden gesammelt werden. Über deren konkrete Verwendung entscheidet die von der Regierung eingesetzte Spendenkommission, welche aus Vertreter:innen des Kantons Graubünden, der Gemeinde Bregaglia, der Hilfswerke (Glückskette, Caritas, Patenschaft Berggemeinden) und der Gebäudeversicherung besteht.

Die Gemeinde wurde bis jetzt mit rund 2,24 Millionen Franken aus Spenden unterstützt. Weitere 618’000 Franken gingen bisher an betroffene Privatpersonen, Gewerbetreibende und Vereine. Die Spendengelder werden jeweils erst dann eingesetzt, wenn alle anderen Finanzierungsmöglichkeiten – etwa durch Subventionen oder Versicherungsleistungen – ausgeschöpft sind und die Endabrechnungen für die entsprechenden Projekte oder die Behebung von Schäden vorliegen. Die Spendenkommission geht davon aus, dass für die Finanzierung der anstehenden Projekte im Rahmen von Bondo II sämtliche verbleibenden Spenden für die der Gemeinde anfallenden Restkosten gebraucht werden.

Übersichtsplan Projekt Neugestaltung Verbauungen Bondasca und Maira und neue Verkehrsanlagen.

 

(Visualisierungen: zVg.)