Churer Stadtrat: Aus 6 mach 3

Die BDP Chur hat heute mitgeteilt, dass sie mit dem Marketing- und Verkaufsexperten Marco Tscholl (Bild) ins Rennen um den Einzug in den Stadtrat steigt. Damit spitzt sich der Wahlkampf um einen Platz in der Churer Regierung zu.

Auf sicher hat sein Ticket in der Stadtregierung am 5. Juni im Grunde nur Stadtpräsident Urs Marti (FDP). Gute Karten hat der unabhängige Tom Leibundgut, obwohl er nicht unumstritten ist. Der ehemalige Gastronom gilt bei den Bürgerlichen als «Linker» und bei den Linken als «Bürgerlicher». Er ist zwar in breiten Kreisen beliebt und angesehen, könnte aber im sich anbahnenden Parteienstreit aufgerieben werden – ähnlich wie der ehemalige GLP-Nationalrat Josias Gasser an den Parlamentswahlen im letzten Herbst. Das Label als Bisherigen sollte für Leibundgut allerdings reichen, um in der Stadtregierung zu verbleiben.

Bleibt der dritte Sitz im Churer Stadtrat: Nach dem Rücktritt der SP-Stadträtin Doris Caviezel-Hidber haben Parteien von links nach rechts ihren Blick auf den freiwerdenden Sitz in der Stadtregierung geworfen. Unbedingt ihren Sitz verteidigen will die SP Chur, die mit Patrik Degiacomi mit einem Newcomer ins Rennen steigt. Um den in breiten Kreisen unbekannten Churer den Wählern näher zu bringen, hat die SP noch vor den Weihnachten ein breit angelegte Kennenlern-Plakataktion durchgeführt.

Dies hat die BDP Chur nicht nötig: Sie hat heute Vormittag an einer Medienkonferenz bekanntgegeben, dass sie Vorstandsmitglied Marco Tscholl ins Rennen schickt. Der Marketing- und Kommunikationsfachmann der Firma Cosi + Tscholl ist in der Stadt bekannt, sitzt aber wie Degiacomi weder im Grossen Rat noch im Gemeinderat. Noch ist Tscholl übrigens nicht offizieller Kandidat: Am 14. Januar findet die Nominationsversanstaltung statt, es ist aber nur Formsache, dass die Mitglieder den Vorschlag des Vorstands annehmen wird.

Das wären dann bereits vier Kandidaten für die drei Plätze in der Stadtregierung. Ursprünglich wollten die Bürgerlichen zwar geschlossen mit einem einzigen Vorschlag antreten. Schliesslich galt es, das seit Leibundguts Wahl «linke» Chur wieder bürgerlich werden zu lassen. Die Gespräche innerhalb der Parteien verliefen aber im Nichts, so dass wieder mal jede bürgerliche Partei für sich antreten wird – auch auf die Gefahr hin, dass letztlich keiner der neuen Bürgerlichen gewählt wird.

Sowohl die SVP wie auch die CVP werden heute Abend in einer Sondierungssitzung über mögliche Kandidatinnen und Kandidaten diskutieren. Gemäss Informationen von GRHeute kann es durchaus sein, dass beide Parteien ihre Nominierungen erst im Februar/März bekanntgeben. Sicher ist nur, dass von der SVP der Grossrat und Churer SVP-Präsident Beath Nay die besten Chancen hat, auf’s Ticket der in Chur wählerstärksten Partei zu gelangen. Allerdings gebe es auch noch andere Kandidaten, heisst es hinter vorgehaltener Hand. Trotzdem wäre alles andere als eine Nominierung von Beath Nay für die SVP eine grosse Überraschung.

Bei der CVP ist man enttäuscht, dass man bei den bürgerlichen Parteien keinen Konsens gefunden hat. Um eine Sogwirkung für die gleichzeitig stattfindenden Gemeinderatswahlen zu erzielen, ist die CVP fast gezwungen, ebenfalls einen Kandidaten ins Spiel zu bringen. Das Problem: Headliner Franz-Seppo Caluori, seines Zeichens Vizepräsident der CVP Chur, mag wegen anderer Engagements nicht antreten, auch wenn die «Konstellation günstig wäre». Wer sonst noch bei der CVP in Frage kommt, ist offen. Offenbar haben die Parteioberen noch nicht ganz aufgegeben, Caluori zu bearbeiten.

 

(Bild: Der Stadtrat heute v.l.n.r.: Präsident Urs Marti, Doris Caviezel-Hidber und Tom Leibundgut – www.chur.ch)