Trifft das grosse Unwetter nun auch Graubünden?

Umgefallene Bäume, überschwemmte Strassen und zerstörte Dächer – in Zürich haben in der Nacht auf Dienstag kräftige Gewitter mit Starkregen gewütet. Auch in anderen Kantonen war das Unwetter dramatisch. Graubünden ist noch glücklich verschont geblieben. Die Gefahrensituation in Graubünden sei eine andere, sagt Andreas Huwiler vom kantonalen Amt für Naturgefahren gegenüber der Südostschweiz. Auch in Graubünden sei jedoch kurzfristig mit Naturereignissen zu rechnen.

«Die Unwetter kommen in der Form von Zürich nicht zu uns», sagt aber Reto Vögeli, CEO der Meteo News AG gegenüber der Südostschweiz. Örtliche Platzregen und Gewitter kann der Experte jedoch nicht ausschliessen. «Heikel werden kann es grundsätzlich überall», sagt Vögeli. In der Höhe herrsche Südwind. Die Schauer und Gewitter würden sich am Alpensüdhang bilden und zögen von Süden her über Graubünden. Vereinzelt kann es gemäss Vögeli zu Hagelfällen in Graubünden kommen.

Auswirkungen auf die Natur

Gemäss dem Amt für Naturgefahren sind die Bündner Flüsse unterhalb der kritischen Wasserstände. Huwiler beobachtet im Moment, dass der Vorderrhein stark ansteigt, wenn es in Disentis und Tujetsch stark regnet. Bei starken Niederschlägen sollte man sich von Gewässern fernhalten. Die Gefahr besteht, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten, wie Huwiler erklärt. «Wir müssen mit Murgängen in steileren Gerinnen rechnen.» Dies hänge vom Wetter in den kommenden Tagen ab. «Gewitter sind sehr schlecht zu prognostizieren», sagt Huwiler gegenüber der Südostschweiz. Deshalb könne das Amt für Naturgefahren nur sagen, dass grundsätzlich die Voraussetzungen für Ereignisse bei starken Niederschlägen gegeben sind.

Wie viel Wasser kann der Boden aufnehmen?

Durch die häufigen Niederschläge seien die Böden relativ gut gesättigt, meint Huwiler. Wenn es zu erneuten Niederschlägen komme, seien Bäche und Flüsse schnell überfüllt, weil weniger Wasser versickern könne. «Naturereignisse werden in der Surselva, besonders in Disentis und Tujetsch erwartet», sagt Huwiler. Bisher habe es im ganzen Kanton einzelne Murgänge gegeben.
Gemäss Wetterexperte Vögeli hingegen kann der Boden noch einiges vertragen. Im Juni war es in Graubünden eher trocken. Auch im Juli hat es noch nicht viel geregnet. «Es darf nicht zu viele Regenfälle in kurzer Zeit geben», warnt Vögeli. Rolf Hug, Leiter Gutsbetrieb Plantahof, ist sogar sehr froh über die aktuellen Niederschläge in Graubünden. Der Regen dieses Jahr sei gut verteilt gewesen. Für Hug zählt: «Nasse Jahre sind die guten Jahre in Graubünden.» Normalerweise hätten die Landwirtinnen und Landwirte vor allem mit Dürre zu kämpfen. Am Dienstagnachmittag meldete das Amt für Wald und Naturgefahren sogar Waldbrandgefahr im Gebiet Scuol.

Auswirkungen auf den Tourismus

Ernst Wyrsch, Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden, spürt eine sofortige Reaktion auf das regnerische Wetter an den Buchungszahlen. «Die Leute planen die Sommersaison nicht mehr lange im Voraus»; oft werde mittlerweile von unterwegs gebucht, sagt Wyrsch. Mit dem Regen allein könnten Touristikerinnen und Touristiker umgehen, aber «Regen und Kälte sind der Tod», sagt Wyrsch auf Aunfrage der Südostschweiz. «Ich würde die Hoffnung noch nicht aufgeben», meint Wetterexperte Vögeli zu den Wetteraussichten für den Sommer.

 

(Quelle: Südostschweiz)