Mit GRdigital finanziert der Kanton Graubünden eine neue Plattform mit, die Graubünden zeigen soll, wie Digitalisierung funktioniert. Ob die richtigen Köpfe in diesem Gremium sitzen, wurde nach der Gründung schon mancherorts diskutiert. FDP-Politiker Oliver Hohl stellt die Zusammensetzung des Vorstands von GRdigital nun an der Juni-Session des Grossen Rats in Frage. «Ich hoffe, die Fragen tragen dazu bei, dass in Kanton und Öffentlichkeit das Bewusstsein wächst, dass Digitalisierung nicht (nur) durch alte Bekannte vorangetrieben werden kann, sondern frische und innovative Impulse benötigt», schreibt Hohl.
Die digitale Transformation ist allerorts in vollem Gange, auch der Kanton Graubünden investiert dafür in den kommenden Jahren grosse Summen. Das Gesetz zur Förderung der digitalen Transformation in Graubünden (GDT) sieht unter anderem die Bildung einer bereichsübergreifenden Fachorganisation vor, die zentrale Aufgaben zur Förderung der digitalen Transformation in Graubünden wahrnimmt. Zu diesem Zweck gründeten kürzlich verschiedene Partner im Bereich der Digitalisierung zusammen mit dem Kanton den Verein GRdigital.
«Besetzung des Vorstands ist ernüchternd»
Ob die gewählten Leute auch wirklich in der Lage sind, kantonale Digitalisierungsvorhaben auf deren Machbarkeit und Wirksamkeit zu überprüfen und zuhanden der Regierung Förderempfehlungen abzugeben, stellt FDP-Grossrat Oliver Hohl zumindest in Frage. «Die Besetzung des Vorstands liest sich aus meiner Sicht ernüchternd, ohne dabei die gewählten Personen disqualifizieren zu wollen. Ziel war es gemäss Medienmitteilung, ‹innovative Kräfte und Digitalisierungsexpertinnen und -experten aus verschiedenen Bereichen und Branchen zusammenzubringen’», schreibt Hohl in einer Information, «die gewählten Personen haben sicherlich ihre Qualitäten und vertreten wichtige Bereich, welche zumindest teilweise auch Teil des Auftrags sein sollen. Es erstaunt dennoch, dass z. B. ein Vertreter der Kultur in den Vorstand gewählt wurde, obschon die Regierung zur Kultur in ihrer Botschaft an den Grossen Rat schrieb: ‹Im Grundsatz soll über die Mittel des Rahmenverpflichtungskredits allerdings keine explizite Kultur- oder Sprachförderung betrieben werden. So werden auch keine entsprechenden Ziele gesetzt oder Projektbeispiele aufgenommen.’»
«Digital Natives fehlen»
Auch bemängelt Hohl, dass die Altersgruppe der «digital natives» und das in der Digitalisierung nötige «out of the box»-Thinking sowie offensichtliche Digitalisierungsturbos aus der Privatwirtschaft im Vorstand untervertreten sind. Aus diesen Gründen will der einstige BDP- und heutige FDP-Politiker in der Juni-Session von der Bündner Regierung wissen, wer an der Erarbeitung des Wahlvorschlags und der Wahl des Vorstands beteiligt war, wie gross der Einfluss des Kantons (Anteil des Stimmrechts) bei der Wahl des Vorstands war und was aus Sicht des Kantons das Anforderungsprofil an den Gesamtvorstand und die einzelnen Vorstandsmitglieder war und ist?
Im Vorstand von GRdigital sitzen (in alphabetischer Reihenfolge): Arnold Bachmann, Maurus Blumenthal, Yvonne Brigger, Jon Erni, Lilian Ladner, Barbara Rupf Haller und Nikolaus Schmid.
(Bild Oliver Hohl: Twitter)