Am vergangenen Sonntag sind in einer Reihe von Felsstürzen rund 25’000 Kubikmeter Felsmaterial aus dem Plateau auf die darunterliegende «Schutthalde oben» gestürzt. Die Front bewegte sich in dieser Phase innert kürzester Zeit um rund 20 Zentimeter dorfwärts. Seither bewegt sie sich mit bis zu 2.5 Zentimetern pro Tag. Dies ist ein hoher Wert, aber er steigt zurzeit nicht an.
In der «Schutthalde oben» führte die plötzliche Belastung durch das Gewicht des abgestürzten Materials zu einer erneuten, starken Beschleunigung. Die «Schutthalde oben» bewegt sind aktuell mit rund 35 Zentimetern pro Tag talwärts. Die Geschwindigkeit ist sechsmal so hoch wie Anfang Juli, wie der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Freitag mitteilte.
Geschwindigkeiten
Plateau: ca. 4.2 m/Jahr | zunehmend
Plateau Ost: 9 m/Jahr | zunehmend
Front: ca. 9 m/Jahr | zunehmend
Schutthalde oben: bis ca. 46 cm/Tag | abnehmend
Insel Ost: ca. 2.6 m/Jahr | zunehmend
West: ca. 8 m/Jahr | zunehmend
Rücken Caltgeras: ca. 1.0 m/Jahr | stagnierend
Rutschung Dorf: ca. 0.6 m/Jahr | abnehmend
Für heute, 1. August, sind noch einige Regenfälle angekündigt, danach zeichnet sich mit trockenerem Wetter wieder eine leichte Beruhigung ab. Erst wenn diese eingetreten ist, wird ein Zugang zum Dorf und zu den landwirtschaftlichen Flächen in der Auslaufzone wieder möglich sein.
Gesättigte Böden
Die überdurchschnittlichen Regenmengen im Juli haben dazu geführt, dass die Böden in der Region sehr nass sind. Diese Nässe hat einen grossen Einfluss darauf, wie weit ein möglicher Schuttstrom oder eine Schuttlawine ins Tal vordringen würde. Käme es aktuell zu einem solchen Ereignis, bestünde eine gewisse Gefahr, dass die abstürzenden Massen auf dem nassen Boden bis ins Tal vordringen könnten. Teile davon könnten unter Umständen die Kantonsstrassen und die Eisenbahnlinie unterhalb des Dorfes erreichen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings gering.
Eine Radaranlage am Schulhaus Brienz/Brinzauls überwacht den Hang ständig. Sie ist gekoppelt mit den Ampelanlagen an den Kantonsstrassen und der Bahnlinie und könnte diese im Fall eines Schuttstroms in Sekundenschnelle sperren. Die Benützung der Strassen und der Eisenbahnlinie ist sicher, wenn man die Zone unterhalb des Dorfes zügig durchquert.
Anders sieht es für den «Langsamverkehr» aus: Radfahrer:innen oder Fussgänger:innen könnten im Falle eines Ereignisses nicht genügend rasch aus der gefährdeten Zone gelangen. Sie wären dadurch mehr gefährdet. Für sie gilt deshalb ein Radfahr- und Fussgängerverbot auf der Kantonsstrasse und dem Wanderweg von Tiefencastel nach Surava und auf der Kantonsstrasse von Tiefencastel nach Vazerol. Zudem ist zwischen Surava und Tiefencastel der Fluss Albula für den Kanusport und die Fischerei gesperrt.
Aussichten auf das Wochenende
Die für heute Freitag vorausgesagten Niederschläge könnten die Gefährdungslage noch einmal etwas verschärfen. Danach ist eine Phase mit trockenem Wetter vorausgesagt. Diese dürfte zu einer gewissen Beruhigung in der Rutschung Berg und zu einem Abtrocknen der Böden beitragen.
Die Einschränkungen auf den Strassen, dem Wanderweg und dem Fluss Albula werden nur so lange aufrechterhalten, wie nötig. Sobald es die Gefährdungslage erlaubt, werden sie wieder aufgehoben.
Busverbindung für Radfahrer:innen
Solange die Kantonsstrassenabschnitte zwischen Tiefencastel und Surava, respektive Tiefencastel und Vazerol für Radfahrer:innen gesperrt sind, empfiehlt sich ein Ausweichen auf die Linien-Busverbindungen von Postauto Graubünden.
Informationen für Verkehrsteilnehmer:innen
Die Auswirkungen einer möglichen Phase BLAU gehen über das Gemeindegebiet von Albula/Alvra hinaus. Informationen zur jeweils geltenden Phase und zu allfälligen Verkehrsbehinderungen bieten an:
• öffentlicher Verkehr über SBB.ch und SBB App
• Strassen über www.strassen.gr.ch
• SMS-Infodienst des Gemeindeführungsstabs
Anmeldung: Sende SMS mit «START Brienz» an +41 76 601 22 55
Abmeldung: Sende SMS «STOP Brienz» an +41 76 601 22 55
Trinkwasser im Dorf
Der technische Betrieb der Gemeinde hat an sechs Brunnen im Dorf Wasserproben genommen und sie im Labor untersuchen lassen. Das Resultat war erfreulich: Das Wasser an allen sechs Brunnen hatte Trinkwasserqualität; das Leitungsnetz der Gemeinde liefert Trinkwasser.
Wie gut die Wasserqualität in den einzelnen Häusern ist, hängt unter anderem davon ab, wie viel Wasser aus dem hauseigenen Leitungssystem bezogen wird. Steht das Wasser dort lang, können sich Verunreinigungen bilden. Beim Besuch im Dorf sollte man in den Häusern deshalb sehr viel Wasser ablaufen lassen, bevor man das Wasser trinkt.
Falls es Liegenschaften gibt, die noch nicht wieder an das Leitungsnetz der Gemeinde angeschlossen sind, darf das Öffnen der Schieber zu den Gebäuden nur unter Aufsicht des technischen Betriebs der Gemeinde erfolgen. So kann verhindert werden, dass abgestandenes Wasser aus den Gebäuden zurück in das Netz der Gemeinde läuft.
Die Anmeldung zum Öffnen der Hauszuleitungen kann telefonisch über 081 681 12 44 oder per E-Mail an info@albula-alvra.ch erfolgen.
- Brienzer Ampelanlagen sind betriebsbereit
- Kleine Felsstürze beschleunigen die «Schutthalde oben»
- Ab sofort wieder Phase Rot in Brienz
- Kein Zutritt in Brienz
- Kein Besuch in Brienz heute
- Brienzer:innen dürfen wieder auf Besuch nach Hause
- Keine Prognose für Evakuierung von Brienz
- Brienzer:innen können sich für einen Besuch rüsten
- Umsiedlungskonzepte für Brienz werden konkret
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- Hier könnten die Brienzer:innen künftig wohnen
- Bis am Sonntag muss Brienz geräumt werden
- Regierung unterstützt Brienzer Bevölkerung
(Bilder/Grafik: Tiefbauamt Kanton Graubünden)