Am Sonntagabend haben sich hoch über Brienz/Brinzauls mehrere Felsstürze aus der «Front» gelöst und sind auf die darunter liegende «Schutthalde oben» gestürzt. Die Felsstürze selbst waren für das Dorf ungefährlich, sie haben aber die Schutthalde oben stark beschleunigt. Eine mögliche Phase BLAU wird vorsorglich vorbereitet.
Mehrere Felsstürze von vermutlich bis zu zehntausend Kubikmetern sind am Sonntagabend aus der Front auf die Schutthalde ob Brienz/Brinzauls abgestürzt. Solche Ereignisse sind nicht aussergewöhnlich. Sie werden durch Niederschläge begünstigt und können jederzeit vorkommen. Weil das abgestürzte Material jeweils hoch oben in der Schutthalde liegenbleibt, stellen die Felsstürze für das Dorf keinerlei unmittelbare Gefahr dar, wie der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Montag mitteilte.
In der Schutthalde führte das plötzlich abgelagerte Gewicht des Felssturzmaterials allerdings zu einer markanten Beschleunigung. Die Geschwindigkeit des Bereichs «Schutthalde oben» verdoppelte sich vergangene Nacht innert kürzester Zeit auf 46 cm pro Tag. Durch die langanhaltenden Niederschläge der letzten Tage sind die Landflächen rund um Brienz/Brinzauls zudem stark durchnässt. Falls es jetzt zu einem Schuttstrom käme, könnte er auf dem nassen Untergrund weiter vorstossen als bei trockenen Bedingungen.
Vorsorgliche Vorbereitungsarbeiten für eine Phase BLAU
Auf Empfehlung der beratenden Gruppe aus Frühwarndienst, Fachgruppe Geologie/Naturgefahren und externen Experten haben das Tiefbauamt Graubünden und die Rhätische Bahn begonnen, auf den Kantonsstrassen und der Eisenbahnlinie unterhalb des Dorfes zusätzliche Ampelanlagen in Betrieb zu nehmen. Sollte aus der Schutthalde ob Brienz/Brinzauls ein Schuttstrom niedergehen, sperren die Ampelanlagen sofort die Kantonsstrassen von Tiefencastel nach Surava und auf die Lenzerheide sowie die Albulalinie der Rhätischen Bahn. Ist die Gefahr vorüber, werden die Strassen und die Bahnlinie wieder freigegeben.
Für die beiden Kantonsstrassen wird zudem ein Fahrverbot für Fahrräder und ein Fussgängerverbot vorbereitet. Die Gemeinde Albula/Alvra bereitet auch die Sperrung des Wanderweges links der Albula zwischen Tiefencastel und Surava vor. Die Fischerei und das Kanufahren in der Albula sowie der Trainingsbetrieb auf der Motocross-Anlage bei der Kantonsstrasse müssten dann ebenfalls eingestellt werden.
Der Frühwarndienst beobachtet die Lageentwicklung laufend und spricht sich dazu mit dem Gemeindeführungsstab, dem Tiefbauamt und der Rhätischen Bahn ab. Die Vorbereitung einer «Phase BLAU» ist eine rein vorsorgliche Massnahme. Die Experten gehen davon aus, dass sich die Gefährdungslage in den nächsten Stunden so weit entschärft, dass eine Phase BLAU nicht notwendig sein wird. Sollte sich die Lage aber verschärfen, soll eine Sperrung der Verkehrswege rasch möglich sein. Informationen zur Lageentwicklung werden bei Bedarf in einem neuen Bulletin zum Brienzer Rutsch publiziert.
Ampelanlagen an den Kantonsstrassen und der Bahnlinie
An den Kantonsstrassen entlang der Albula (Landwasserstrasse) und von Tiefencastel auf die Lenzerheide (Julierstrasse) sowie auf der Albulalinie der Rhätischen Bahn wurden im vergangenen Februar zusätzliche Verkehrsampeln eingerichtet. Kommt es in der Rutschung Berg zu einem grossen Felssturz oder einem Schuttstrom, können eventuell gefährdete Strassenabschnitte und die Eisenbahnlinie mit den Ampeln sofort gesperrt werden.
Gesteuert werden die Anlagen durch einen Steinschlagradar, der früher schon die Brienzer Strasse zwischen Brienz/Brinzauls und Lantsch/Lenz sperrte. Er erkennt abstürzende Blöcke oder Schuttströme zuverlässig. Die Ampelanlagen ermöglichen es, die Phase Blau und somit die durchgängige Sperrung der Verkehrsträger hinauszuzögern und mögliche Sperrungen von Strassen und der Bahnlinie auf ein Minimum zu reduzieren.
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(Bild: zVg./Tiefbauamt Graubünden)