Wenn am Samstagabend im Stadion Obere Au in Chur das CEFL-Halbfinalspiel zwischen den Calanda Broncos und den Warschau Eagles angepfiffen wird, trifft nicht nur der Schweizer Serienmeister auf den polnischen Champion. Es ist auch das Duell zweier Teams, die in dieser europäischen Champions-League-Saison bisher eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht haben.
Die Eagles aus Warschau, trainiert vom amerikanischen Headcoach Deante Battle, sind die grosse Überraschung dieses CEFL-Jahres. Nachdem sie bereits in der Vorrunde den schwedischen Vizemeister Stockholm Meanmachines mit 40:21 deklassierten, setzten sie im Viertelfinal noch einen drauf und warfen die favorisierten Schwäbisch Hall Unicorns aus der German Football League aus dem Bewerb. Ein 22:16-Sieg, der in ganz Europa für hochgezogene Augenbrauen sorgte.
Calanda bereit für den Härtetest
Nun wartet in Chur die nächste Herausforderung. Die Calanda Broncos hatten in ihrem Viertelfinalspiel gegen Kragujevac keine Mühe (49:0) und gehen mit breiter Brust ins Heimspiel. Headcoach Geoff Buffum vertraut dabei auf seine eingespielte Offensive um Quarterback Robin Sennrich, US-Receiver Max Gray sowie eine dominante O-Line.
In der Defense sorgt Middle Linebacker Andre Blackett mit seiner Unit unter Koordination von Alonso Espinosa für Stabilität und Aggressivität. Drei Verletzungen im letzten Spiel – neben Quarterback Sennrich musste auch Ballträger Erik Rageth und Defense-Teamstütze Tiziano Castegnaro das Feld verlassen – bescheren den Broncos-Coaches diese Woche eine Menge Arbeit.
Eines ist klar: Ein Spaziergang wird das Halbfinale für keine der beiden Seiten. Beide Teams sind diese Saison mit je acht Siegen ungeschlagen. Die Eagles reisen mit physischer Präsenz, einem starken Trio aus US-Imports – Quarterback Jakob Schimenz (#1), Kevin Sherman (#5) und Darius Lewis (#7) – sowie einem herausragenden polnischen Defensive End in Ireneusz Matuszewski (#95) nach Graubünden.
Bachofen & Adjovi: Wenn Jugend Verantwortung übernimmt
Im Mittelpunkt des Interesses stehen bei den Broncos unter anderen zwei junge Spieler, auf deren Schultern am Samstagabend besonders viel Verantwortung lastet: die beiden jungen Churer Running Backs Noah Bachofen (22) und Amel Adjovi (21). Nachdem der erfahrene Erik Rageth verletzungsbedingt ausfällt, ruhen die Hoffnungen im Laufspiel nun auf dem Duo der Zukunft.
«Es herrscht eine gesunde Nervosität – aber das brauche ich auch», sagt Bachofen vor dem Spiel, «wir begegnen dem Gegner mit Respekt, aber nicht mit Angst. Nach den ersten ein, zwei Spielzügen ist die Anspannung meist weg.»
Sein Positionskollege Adjovi ergänzt: «Natürlich spürt man den Druck, gerade nach Eriks Ausfall. Aber unsere Coaches geben uns einen klaren Plan, das hilft. Und wir stehen als Team auf dem Feld – die Verantwortung tragen wir gemeinsam.»
Dass die Eagles ein physisches Spiel mitbringen werden, ist beiden bewusst. «Sie sind kräftig, diszipliniert und gut gecoacht», so Adjovi. «Wer zuerst bricht – mental oder physisch – der wird verlieren.» Bachofen sieht’s ähnlich, betont aber auch: «Sie haben auch Schwächen. Wenn wir unsere Aufgaben präzise erfüllen, können wir das ausnutzen.»
Mentalität: Sieg oder Sarg
Besonders auffällig ist das Selbstverständnis, mit dem die beiden Jungstars auftreten – und mit dem sie längst als Leistungsträger akzeptiert sind. «Unser Mindset ist klar: Sieg oder Sarg», bringt es Bachofen auf den Punkt. Auch Adjovi zeigt sich kämpferisch: «Nur weil Spieler fehlen, sind wir nicht weniger gefährlich. Wir sind immer noch die Broncos – und wir glauben an den Sieg.»
Mit einem Augenzwinkern, aber auch mit ernster Entschlossenheit beschreiben beide, wie der Ausfall ihres Mentors Erik Rageth sie motiviert. «Er hat mir viel beigebracht, auf und neben dem Platz», sagt Bachofen, «jetzt wollen wir für ihn abliefern.» Adjovi sieht es als Chance: «Wir sind körperlich bereit – jetzt können wir zeigen, dass wir auch bereit sind, diese Verantwortung zu übernehmen.»
Freunde auf dem Feld, Brüder im Spiel
Die Chemie zwischen den beiden Running Backs ist spürbar – und hat ihren Ursprung in gemeinsamen Juniorenjahren. «Wir haben von Anfang an davon geträumt, bei den Seniors eine tragende Rolle zu spielen», sagt Bachofen. Adjovi erinnert sich: «Früher sassen wir in klapprigen Teambussen – heute spielen wir internationale Spiele. Es ist wie eine Bruderschaft.»

Auch gegenseitige Wertschätzung ist reichlich vorhanden: Bachofen lobt Adjovis natürliche Athletik und seinen Speed, Adjovi hebt Bachofens Vielseitigkeit, Härte und Spielverständnis hervor. «Er ist ein sehr kompletter Spieler – und gemeinsam bringen wir viel Emotionen aufs Feld», sagt Adjovi.
Hungrige Broncos, heisse Kulisse
Mit Temperaturen um 25 Grad, sommerlicher Abendstimmung und einer vollen Tribüne verspricht das Spiel in der Oberen Au ein Highlight zu werden. «Die Fans dürfen sich auf hochklassigen Football freuen», sagt Bachofen, wir werden alles geben, um Warschau einen schweren Abend zu bereiten.» Adjovi ergänzt: «Man kann auf jeden Fall sicher sein, dass wir alles auf dem Platz lassen werden.»
Das Europacup-Halbfinal am Samstabend in Chur – es ist die Reifeprüfung für eine neue Generation bei den Broncos. Und vielleicht auch der nächste Schritt in Richtung europäischer Football-Krone.
Tickets zum grossen Spiel gibts unter Eventfrog . Neben dem Halbfinal-Spektakel bietet der Event im neuen Stadion Obere Au erneut Live-Konzert von Soulstorm, Cheerleaders, US Food und eine Aftergame-Party. Wer noch mehr zum grossen Spiel in Chur erfahren will, sei der Skype Showdown, der schweizerische American-Football-Videopodcast von GRHeute, empfohlen.
GRHeute ist Medienpartner der Calanda Broncos.
(Bilder: Sergio Brunetti/stockpix.it – Titelbild: Amel Adjovi kämpft sich zwischen zwei Verteidigern durch.)