Das zu Ende gehende Jahr war für die Rhätische Bahn (RhB) sehr herausfordernd. Es hält jedoch auch Grund zur Freude bereit: An der traditionellen Jahresendmedienkonferenz konnten RhB-Verwaltungsratspräsident Dr. Mario Cavigelli und RhB-Direktor Dr. Renato Fasciati über die nochmals gestiegene Nachfrage berichten. Die Freude wird jedoch getrübt durch vermehrte «Wachstumsschmerzen» und stark steigende Kosten in einem nicht einfachen wirtschaftspolitischen Kontext.
Für das Geschäftsjahr 2024 zeichnet sich gegenüber dem Vorjahr für die RhB ein nochmals besseres finanzielles Ergebnis in den Kerngeschäften ab. Dies vor allem dank eines erneut erfreulichen Wachstums der Erträge in allen Verkehrssegmenten, insbesondere im Personenverkehr.
Die Entwicklung der Erträge aus dem Personenverkehr in den letzten fünf Jahren zeigt eindrücklich den so nicht erwarteten Verlauf: Nachdem im Geschäftsjahr 2019, nach einem langen, aber kontinuierlichen Anstieg, die 100 Millionen-Franken-Grenze fast geknackt werden konnte, verursachten die «Coronajahre» 2020 und 2021 einen deutlichen Einbruch der Erträge auf 70 Millionen Schweizer Franken.
Darauf folgte eine Erholung im Jahr 2022 auf fast wieder 100 Millionen und im Jahr 2023 sogar eine Steigerung auf 118 Millionen Schweizer Franken. Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet die RhB beim Personenverkehr mit Erträgen von 130 Millionen Schweizer Franken, was einem noch nie dagewesenen Anstieg von +30 % in nur zwei Jahren entspräche.
Im Windschatten des Personenverkehrs entwickelten sich auch der Autoverlad Vereina und der Güterverkehr umsatzmässig positiv. Auch eine erwartete Dividendenzahlung an die RhB AG seitens der Glacier Express AG bestätigt den positiven Verlauf von Frequenzen und Einnahmen. Insgesamt rechnet die RhB bzw. die RhB-Gruppe für das Geschäftsjahr 2024 mit einem erfreulichen Ergebnis im Rahmen des Vorjahres. 2023 erzielte die RhB-Gruppe einen Gewinn von 13 Millionen Schweizer Franken.
Steigende Kosten und hohe Investitionen
Dem gegenüber stehen eine hohe Belastung des Personals, ein steigender Personalbedarf und höhere Personalkosten. Die in den letzten Jahren vorangetriebene Erneuerung der RhB-Flotte (mit 62 Capricorn-Triebzügen, davon 56 in Betrieb und sechs weitere bestellt, sowie sechs Albula-Gliederzügen und verschiedenen neuen Dienstfahrzeugen) sowie die fahrplanbedingten Anpassungen und Angebotsverbesserungen helfen bei der Kapazitätsbewältigung tatkräftig mit.
Sie verursachen aber auch höhere Rollmaterial- und Infrastrukturkosten, namentlich Abschreibungen, Unterhalt und Zinsen.
Anspruchsvolle Zukunftsaussichten
So unerwartet erfreulich sich das Jahr 2024 finanziell präsentiert, so anspruchsvoll sind die Zukunftsaussichten für die RhB. Nebst den geplanten Angebotsausbauten führen der hohe Bedarf an Substanzerhalt und Modernisierung von Rollmaterial, Werkstätten und Infrastruktur sowie Kostensteigerungen durch zusätzlichen Personalbedarf, Teuerung oder Digitalisierung zu Abgeltungserhöhungen für Kanton und Bund. Die aktuellen Sparprogramme des Bundes und der Wettbewerb um Finanzen werden die RhB stark beanspruchen.
Die Finanzierung des hohen Investitions- und Erneuerungsbedarfs, der seitens Besteller geplanten Angebotsausbauten sowie des laufenden Betriebs verlangt in allen Segmenten (Personen-, Güter- und Autoreiseverkehr, Infrastruktur) weiterhin hohe Aufmerksamkeit. Die RhB ist bestrebt, ihre Effizienz weiter zu verbessern, um die finanziellen Auswirkungen auf die öffentliche Hand zu minimieren.
Starke Leistung des ganzen Teams: Der Fahrplanwechsel ist geglückt
Die Umstellung auf den neuen Fahrplan verlief erfolgreich. Der Fahrplan 2025 bringt zahlreiche Verbesserungen, generell kürzere Fahrzeiten, mehr Verbindungen und eine erhöhte Fahrplaneffizienz. Die Einführung der Kurzwende in St. Moritz ermöglicht einen wirtschaftlicheren Betrieb und ist die Grundlage für einen weiteren Ausbau des öVs. Die Fahrzeit von Chur nach St. Moritz wird um sieben Minuten verkürzt, was durch das neue Buskonzept Oberengadin für das Oberengadin und das Bergell bis zu 30 Minuten Fahrzeitreduktion bringt.
Die stündliche Durchbindung der Züge von Klosters über Davos nach Filisur bringt für die Davoser Fraktionen und das Landwassertal ebenfalls Fahrzeitverkürzungen von bis zu 30 Minuten. Der zusätzliche Schnellbus von Scuol nach Zernez bringt für Scuol den Halbstundentakt nach Landquart und ins Oberengadin.
Und der zusätzliche Schnellbus zwischen Zuoz und St. Moritz schafft schnellere Verbindungen zwischen der Plaiv und St. Moritz sowie den direkten Anschluss an die Albula- und Vereinalinie sowie für Bever den Ersatz für den wegfallenden Halt des RegioExpresses von und nach Landquart.
Ausblick 2025: Modernisierung der RhB schreitet voran
Die Instandsetzung der Infrastruktur hat weiterhin grosse Priorität. 2025 wird unter anderem in den Umbau der Bahnhöfe Ilanz, Chur West und Versam investiert. Bei den Kunstbauten werden die Erneuerung von Toua-, Versasca- und Brailtunnel I und II sowie der Umbau des alten Albulatunnels in einen Sicherheitstunnel vorangetrieben.
Ebenfalls wird mit der Erneuerung des Solisviaduktes zwischen Thusis und Tiefencastel begonnen. Beim Grossprojekt Landquart können weitere Meilensteine erreicht werden: So werden ab Januar 2025 alle Ersatzteile, bestehend aus 25’300 Artikeln, aus dem neuen Logistikcenter ausgeliefert.
Im Frühjahr 2025 kann das neue Bürogebäude für RhB-Mitarbeitende der Bereiche Rollmaterial und Materialwirtschaft bezogen werden.
Ausblick 2025: Vielfältiges Programm der Bahnkultur-Sonderfahrten
Die Rhätische Bahn prägt Graubünden seit über 130 Jahren und ist nicht nur ein zeitgemässes modernes Verkehrsmittel, sondern sie verfügt auch über ein lebendiges kulturelles Erbe. Dieses machen die Bahnkultur-Sonderfahrten erlebbar. Im Jahr 2025 sind vielfältige Bahnkultur-Sonderfahrten geplant wie die Engadiner-Dampffahrt oder die Muttertags-Dampffahrt, die Engadiner Dampf-Erlebniszug Dreiecksfahrt, die Samiklaus-Dampffahrt und die Clà Ferrovia Dampffahrt.
Stilvolles nostalgisches Reisen in den Art Déco-Salonwagen lässt sich auf der Berninalinie im Alpine Classic Pullman mit dem legendären Bernina-Krokodil oder im Alpine Classic Glacier Pullman Express zwischen St. Moritz und Zermatt geniessen. Mehr unter: www.rhb.ch/nostalgie.
(Bilder: RhB Mediendienst)