Guten Morgen Chur! Es ist Montagmorgen. Die Strassensperren zwischen Alexanderplatz und Stadthalle sind weggeräumt; am Boden liegen noch letzte Leichen von Zuckerstengeln und Bonbons, die die Maschinen nicht wegputzen konnten.
Am Kopf kleben die letzten Resten Beton. Noch haben die Haare nicht in ihre ursprüngliche Form zurück gefunden; so manche Locke blieb auch am Sonntag gestreckt. Am Samstag hatte Heidi Klums Drei-Wetter-Taft-Spruch gut gepasst: «Chur. Regen. Frisur hält.»
Im Kopf singt es noch immer Schlager. Griechischer Wein, die kleine Kneipe, Felicità, Amigo Charlie Brown, Fiesta Mexicana – und viel mehr. Allfällige Ohrwürmer dürfen gern behalten werden; schliesslich ist nach der Schlagerparade vor der Schlagerparade und dieses «vor der Schlagerparade» dauert jetzt wieder ein Jahr.
Die Beine tanzen noch immer im Vierviertel-Takt. Sett! Beine nach links, Beine nach rechts. Den Nachbarn an den Schultern halten, hin und her schunkeln. Und manchmal auch als Tatzelwurm durch die Menge schlurfen.
Das alles ist Schlagerparade. Der letzte Tanz findet mit den Pissnelken auf dem Gansplatz um 20 Uhr statt. Pflastersteine statt Betonboden; frische Luft statt ein altes Dach, dessen Tage gezählt sind. Original-Klamotten statt Buttinette-Kostüme. Nichts geht über die Schlagerparade in den alten Gassen.
An diesem letzten Tanz ist die Schlagerparade wieder da, wo sie einst begonnen hat: In der Altstadt. Wer das fühlt, ist da. «Gute Nacht, Freunde. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine. Zigarette – und ein letztes Glas im Stehn’».
- Merci Pissnelken, merci Gansplatz!
- Das nächste Stück ist das Frühstück
- 30’000 Zuschauerinnen und Zuschauer an der Schlagerparade
- Die Schlagerparade, irr wie eh und je
(Bilder vom Umzug: GRHeute/Aaron Dreher)