HC Davos 2024/25: Eine weitere Saison im Mittelfeld?

Mit vier neuen Ausländern und drei neuen Schweizern steigt der HC Davos am nächsten Dienstag mit dem Heimspiel gegen Kloten in die neue Meisterschaft. Nach der soliden Debütsaison von Headcoach Josh Holden will der HCD erneut auf direktem Weg in die Playoffs und strebt ausserdem die Titelverteidigung am Spengler Cup an. Bei vielen Fans wird indes ein Exploit in der Schweizer Meisterschaft erhofft.

In den letzten acht Jahren hat der HC Davos in der Schweizer Meisterschaft nur noch einmal die Top 4 erreicht und eine einzige Playoff-Serie gewonnen. Die Bilanz spiegelt die neue finanzielle Realität im Land wider. Und doch fällt es vielen Fans schwer, sich von den Ansprüchen seiner ruhmreichen Vergangenheit als Rekordmeister zu lösen. Im Frühjahr 2025 wird der 31. und bisher letzte Meistertitel des HCD zehn Jahre zurückliegen. Zumindest ein Vorstoss in den Halbfinal dürfte sich der stolze Rekordmeister deshalb eigentlich schon zum Ziel setzen. «Wir haben uns reingehängt und uns angestrengt, um für die Saison gerüstet zu sein», so HCD-Headcoach Josh Holden.

Davos hat rund ein Viertel seines Kaders neu besetzt. Der Kanadier Adam Tambellini und der Schwede Simon Ryfors kamen aus Schweden zum HCD. Die beiden kennen sich bereits bestens. Sie stürmten letzte Saison für Rögle in der gleichen Linie und trugen ihren Teil zum Vorstoss des Klubs bis in den Playoff-Final bei. Verteidiger Julius Honka kennt das Schweizer Eishockey: Der Finne spielte letzte Saison für den SC Bern. Zwischendurch gewann er als Leihspieler mit Genf-Servette die Champions League. Und am Spengler Cup trug er die Farben des HC Ambri-Piotta. Die bisherigen HCD-Ausländer Klas Dahlbeck, Joakim Nordström und Goalgetter Matej Stransky – im Frühling Weltmeister mit Tschechien – mitgerechnet, verpflichtete Davos Anfang September mit dem Tschechen Filip Zadina einen weiteren «Söldner». Die Suche wurde zuletzt prioritär behandelt, da Nordström noch immer unter den Folgen einer Hirnerschütterung aus dem letzten Playoff-Viertelfinal leidet.

Viel hängt wieder von Sandro Aeschlimann ab

Trotz aller Transfers wird mit Blick auf die anzustrebende direkte Playoff-Qualifikation – mindestens Platz 6 am Ende der Regular Season – erneut sehr viel von der Davoser Defensive und Torhüter Sandro Aeschlimann abhängen. Er trumpfte in der letzten Spielzeit mit einer durchschnittlichen Abwehrquote von 93 Prozent aller Schüsse konstant gross auf. Als zweiter Torhüter spielt neu der bisherige Zuger Luca Hollenstein für den HCD.

 

 

Füllen muss Davos die Lücke, die Dominik Egli in der Verteidigung durch seinen Wechsel nach Schweden zu Frölunda Göteborg hinterlassen hat. Er buchte in der letzten Qualifikation 35 Skorerpunkte, am drittmeisten des ganzen Teams, und wurde auch in der Defensive immer wertvolller. Dass Egli nicht durch einen anderen Schweizer Spieler eins zu eins ersetzt werden kann, war klar. HCD-Sportchef Jan Alston sagt dazu: «Wir haben Nico Gross vom EV Zug und Julius Honka geholt, zwei verschiedene Spielertypen, die beide sehr gute Verteidiger sind.» Sie sollen helfen, Eglis Abgang zu kompensieren, wie dies auch der Rest der HCD-Verteidigung im Kollektiv machen muss. Mit den beiden WM-Silbermedaillengewinnern Sven Jung und Michael Fora sowie dem Schweden Klas Dahlbeck kann die Abwehr weiter auf bewährte Eckpfeiler zählen.

Andres Ambühl vor weiterem Rekord

Im Angriff verzögert sich das Comeback des mit grossen Erwartungen verpflichteten Tino Kessler. Der Flügelstürmer, der seit Anfang 2020 für Biel stürmte, sich dort zu einem Leistungsträger entwickelte und nun zu seinem Stammklub zurückkehrte, erlitt in der Vorbereitung eine Fussverletzung. Er fällt bis Mitte November aus. Nach wie vor Vorbild und die grosse Vorzeigefigur ist beim HCD Andres Ambühl. Der unverwüstliche Captain feiert am Samstag seinen 41. Geburtstag. Nach der letzten Saison wurde der Ur-Davoser bereits zum achten Mal zum beliebtesten Eishockeyspieler in der Schweiz gewählt. In Kürze wird Ambühl mit den meisten Partien in der obersten Schweizer Spielklasse einen neuen imposanten Rekord aufstellen. Zur aktuellen Bestmarke des Berners Beat Gerber (1270) fehlen dem HCD-Vorzeigeprofi nur noch acht Spiele.

In der sehr ausgeglichenen National League wird es für den HCD erneut nicht einfach, sich direkt für die Playoffs zu qualifizieren. Das Kader ist zweifellos kompetitiv, aber nicht besonders tief besetzt. Das birgt Gefahr bei zahlreichen gleichzeitigen Ausfällen. Ohne das erhebliche Verletzungspech hätte der HCD im letzten Frühling im Playoff-Viertelfinal gute Chancen gehabt, Lausanne auszubooten. Ausfälle bieten aber auch Gelegenheiten für die Jungen. Wie man diese nützen kann, zeigte Rico Gredig. Der Davoser Junior fiel in seinen ersten 28 NL-Partien so positiv auf, dass er im letzten NHL-Daft im Sommer von den New York Rangers gezogen wurde.

Ein Exploit ist nicht unmöglich

Die Prognosen für die Saison 2024/25 gehen bei den meisten Experten wenig auseinander. Für ganz nach vorne fehlt die Kadertiefe, in ernsthafte Abstiegsgefahr sollten die Davoser aber auch nicht geraten. Das Problem bei dieser Ausgangslage ist, dass viele Fans immer noch den Anspruch haben, dass der stolze HCD eigentlich jedes Jahr um den Titel mitspielen müsste. Dies ist angesichts des finanziellen Ungleichgewichts in der Liga sicher eine Illusion. Spielt der HCD aber eine gute Saison und steigt verletzungsfrei in die Playoffs, könnte es mit einer ordentlichen Prise Eigendynamik auch wieder mal für etwas Grosses reichen. Vielleicht dieses Jahr? Unmöglich ist es nicht. Auch wenn alle Zeichen erneut auf Mittelfeld deuten.

Testspiele 2024

08.8. Chur – Davos 2:7
16.8. Davos – IFK Helsinki 5:2
17.8. Ilves Tampere – Davos 1:3
22.8. Davos – Budejovice 1:2
24.8. Red Bull München – Davos 1:2
31.8. Davos – SCL Tigers 2:4
03.9. Ambri-Piotta – Davos 1:5
06.9. Davos – Lugano 0:3
13.9. Zug – Davos 4:1

 

Zuzüge und Abgänge 2024

Zuzüge: Luca Hollenstein (Zug), Julius Honka (Bern), Nico Gross (Zug), Yanik Lichtensteiger (Nachwuchs), Tino Kessler (Biel), Simon Ryfors (Rögle BK), Adam Tambellini (Rögle BK)

Abgänge: Gilles Senn (Ambri-Piotta), Tim Minder (Ajoie), Dominik Egli (Frölunda), Noah Schneeberger (?), Kristian Näkyvä (?), Leon Bristedt (Rögle BK), Gian-Marco Hammerer (Västeras IK), Dennis Rasmussen (Växjö Lakers), Aleksi Mustonen (?), Raphael Prassl (Lausanne)

 

Hier gehts zu den Tickets für das Startspiel vom Dienstagabend gegen Kloten.

 

(Bilder: Sergio Brunetti/stockpix.it)