Samuele Porro und Alessia Nay gewinnen den 23. Nationalpark Bike-Marathon

Samuele Porro aus Italien heisst der neue Sieger bei den Herren der 23. Ausgabe des Nationalpark Bike-Marathons vom Samstag, 31. August 2024. Vorjahressieger Urs Huber wurde zweiter. Auch bei den Damen gibt es einen Wechsel an der Spitze: Alessia Nay aus Chur gewinnt vor Vorjahressiegerin Alexandra Zürcher. Über 1500 Bikebegeisterte begaben sich bei besten Bedingungen auf eine der fünf unterschiedlich langen Strecken rund um den Schweizerischen Nationalpark.

Samuele Porro wartete nicht wie üblich bis zum Chaschauna-Pass, sondern sprengte die Spitzengruppe bereits am Alpisella mit einer Tempoverschärfung. Nur Vorjahressieger Urs Huber vermochte eine Zeit lang zu folgen. Den Fuss des Chaschauna-Pass, mit 2700 Meter Höhe das Haupthindernis der 141-Kilometer-Runde um den Schweizer Nationalpark, erreichte Porro bereits mit zwei Minuten Vorsprung, den er bis zum Gipfel auf über sechs Minuten ausbaute. Diesen Vorsprung brachte der Italiener solo ins Ziel.

Den Spurt der ersten Verfolgergruppe gewann Urs Huber vor Hansueli Stauffer und dem Deutschen Matthias Alberti, die sich auf den letzten Kilometern einen erbitterten Abnützungskampf lieferten. «Es war meine Taktik, mit meinem Angriff nicht bis zum Chaschauna zu warten», erklärte Porro. «Nach meiner Teilnahme am Swiss Epic in der Vorwoche wusste ich allerdings nicht, wie es um meine Leistungsfähigkeit bestellt ist. Mein Rennpartner erkrankte an einer Grippe.» Es sei ihm dann aber erstaunlich gut gelaufen. Den Chaschauna habe er in seinem Rhythmus gefahren und auf dem verbleibenden 47 km durchs Engadin zurück nach Scuol einfach das Tempo möglichst hoch gehalten, führte Porro aus.

Porro am stärksten

«Porro war klar der Stärkste. Als ich ihm am Alpisella gefolgt bin, spürte ich bald, dass sein Tempo zu schnell für mich ist. Deshalb habe ich wieder Tempo rausgenommen», sagte Urs Huber. Die Hoffnung, dass die Verfolgergruppe mit vereinten Kräften den Ausreisser noch stellen würde, zerschlug sich zwischen Zernez und Scuol, da sich nicht alle in der Gruppe mit Huber, dem deutschen Meister Markus Kaufmann, seinem Landsmann Matthias Alberti und Hansueli Stauffer an der Führungsarbeit beteiligten. Dass er «toter Schwan» gespielt habe, liess Stauffer aber nicht auf sich sitzen: «Mir ging es am Chaschauna tatsächlich nicht gut. Es war mir die längste Zeit schummrig, deshalb habe ich mich geschont.»

Als bester Bündner erreichte Timon Rüegg das Ziel im sechsten Rang. Der in Klosters wohnende Radquer-Schweizer-Meister, der zum ersten Mal einen so langen Bike-Marathon bestritt, büsste mit zunehmender Streckenlänge für seine aktive Fahrweise zu Beginn. «Ich bin letzte Woche noch das Swiss Epic gefahren, aber diese Etappen dauerten nur rund drei Stunden. Kein Vergleich zum Nationalpark Bike-Marathon. Aber es hat Spass gemacht. Vielleicht fahre ich den Nationalpark Bike-Marathon mal mit dem Quervelo», so Rüegg, der rund eine Viertelstunde auf den Sieger einbüsste.

«Zu Beginn hatte ich Mühe»

Bei den Frauen fuhr bis auf den Chaschauna Vorjahressiegerin Alexandra Zürcher an der Spitze. Doch die Bündner Favoritin Alessia Nay, in der Vorwoche noch Zweite der Bikemarathon-Schweizer-Meisterschaft, liess den Abstand nicht zu gross werden. In der langen Abfahrt bis nach Zernez stellte sie Zürcher und fuhr bis ins Ziel noch einen Vorsprung von über vier Minuten heraus. Zweite wurde Zürcher vor der tschechischen Meisterin Milena Kalasova. «Ich hatte zu Beginn Mühe, ins Rennen zu finden», gab Alessia Nay zu, als die Gegnerinnen gleich nach dem Start davonfuhren. «Die unrhythmische Fahrweise in der Gruppe, in der ich fuhr, hat mich fast zerstört. Nach Döss Radond haben ich mich dann einfach auf mich konzentriert.» Dass es tatsächlich für den Sieg reichen könnte, habe sie aber erst am Chaschauna geglaubt, den sie von A bis Z gefahren sei, so Nay. Zürcher, die die letzten drei Austragungen gewonnen hatte, war nicht unzufrieden mit ihrem zweiten Platz. Sie sagte: «Alessia hat schon die ganze Saison einen Lauf und fährt stark. Als ich gemerkt habe, dass sie immer näher kommt, habe ich mich auf den Bergpreis auf dem Chaschauna konzentriert und dann geschaut, dass ich noch irgendwie zurück ins Ziel komme.»

In der Leitung des Nationalpark Bike-Marathons gibt es einen Wechsel: Flurin Bezzola, der das OK-Präsidium mit Chantal Mayor teilt, gibt sein Amt weiter an Mario Riatsch. «Ich arbeitete 15 Jahre in verschiedenen Jobs im OK mit. Da ist es an der Zeit, neuen Kräften Platz zu machen. Ich möchte das Rennen auch mal selbst fahren, vielleicht zusammen mit meinen Kindern», erklärte Bezzola. Riatsch gehört zu den Nationalpark Bike-Marathon-Pionieren. Er hat die Strecke 2001 mitgestaltet und seither 18-mal am Nationalpark Bike-Marathon teilgenommen, 2023 erstmals als Helfer. Er hat sich bereit erklärt, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Zufriedene Gesichter im Engadin

Auf der 107 km langen Jauer-Strecke mit Start ab Fuldera gewann die Scuolerin Tinetta Thanei in der Kategorie Damen Fun in 5:35:28, nur gerade zwei Minuten hinter der lizenzierten Fahrerin Pia Vogt aus Deutschland und 19 Minuten vor der drittplatzierten Ursina Condrau. Bei den Herren gewann die Jauer-Strecke Flurin Staub aus Fex im Oberengadin in 4:41:18. Erwin Peng aus Zizers hat keine Austragung des Nationalpark Bike-Marathons verpasst und fuhr diesmal in seiner Kategorie «Herren Fun 5» ab Fuldera auf den 2. Platz. Wie bereits im Vorjahr gewann Letizia Strimer die Livignasco-Strecke ab Livigno über 70 Kilometer in 3:22:21, mehr als vier Minuten vor der zweitplatzierten Selina Rüegg aus Klosters; in der Kategorie «Herren Fun 4» über die gleiche Strecke siegte Claudio Tschenett aus St. Moritz. Auf der Putèr-Strecke ab S-chanf nach Scuol über 47 km gab es einen Sieg für Elisa Alvarez aus Samedan in der Kategorie «Damen Fun 1».

Auch der Engadiner Nachwuchs war erfolgreich unterwegs: Auf der Putèr-Strecke gewann Jonas Bärfuss aus Samedan die Junioren-Kategorie. Bei der Teamwertung «Gross & Klein» gab es gleich zwei 2. Plätze aus dem Engadin: Gianluca und Andrea Florinett aus Scuol auf der Putèr-Strecke ab S-chanf, Nils Chovanec und Iwan Gisler im Rennen ab Zernez.

 

 

(Text/Bild: Martin Platter/zVg.)