Das Unwetter in der Mesolcina hat neben menschlichem Leid auch wirtschaftliche Auswirkungen. KMU und insbesondere touristische Betriebe haben infolge der fehlenden beziehungsweise erschwerten Erreichbarkeit Umsatzeinbussen hinnehmen müssen. Grosse Schäden sind am landwirtschaftlichen Kulturland entstanden. Der Kanton unterstützt die Betroffenen im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Einen Monat nach dem schweren Unwetter in der Mesolcina zeigen die Folgen für die lokale Wirtschaft, den Tourismus und die Landwirtschaft ein klareres Bild. Trotzdem ist es noch nicht möglich, alle Schäden zu benennen und alle Kosten zu beziffern, schreibt die Standeskanzlei in einer Medienmitteilung. Die Fachkräfte verschiedener Dienststellen sind weiterhin in Kontakt mit den lokalen Behörden und bieten Hand für rasche und pragmatische Lösungen.
Negative Auswirkungen auf KMU und den Tourismus
Der Unterbruch der A13 bei Lostallo, welcher zum Ausbleiben von Gästen führte, zeitigte insbesondere auf die Tourismusbetriebe in den beiden Destinationen «San Bernardino Mesolcina Calanca» und «Viamala» negative Auswirkungen auf Gästefrequenzen und Logiernächte. Dank der raschen Wiederherstellung der Nationalstrasse beschränkte sich diese schwierige Zeit auf die Dauer von zwei Wochen.
Das Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) hat auf Antrag von Graubünden Ferien einen Beitrag an eine touristische Sonderkommunikation zur Abfederung der wirtschaftlichen Schäden in den direkt betroffenen Destinationen entlang der A13 gesprochen. Zusammen und unter finanzieller Beteiligung der Tourismusorganisationen aus den Regionen Moesa und Viamala setzt Graubünden Ferien Kommunikationsmassnahmen zur Bekanntmachung der touristischen Angebote in den wieder vollständig erreichbaren Destinationen um. Nach einem Einbruch bei den Gästefrequenzen unmittelbar nach dem Ereignis rechnen die Tourismusorganisationen bei stabilen Wetterverhältnissen mit einer Normalisierung.
Von den Unwettern beziehungsweise von der Strassensperrung betroffenen Betrieben steht grundsätzlich das Instrument der Kurzarbeitsentschädigung zur Verfügung. Davon wurde auch Gebrauch gemacht. Bis am 22. Juli 2024 verzeichnete das Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) 37 Voranmeldungen. Davon wurden 32 bewilligt.
Erhebliche Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und Infrastrukturen
Die Schäden an landwirtschaftlichem Kulturland im Talboden der Mesolcina durch das Unwetter sind beträchtlich. Rund 100 Hektaren wurden aufgrund von Schlamm, Holz und Geröllmassen unbewirtschaftbar. Zudem wurden Infrastrukturanlagen wie Forst- und Güterstrassen in Mitleidenschaft gezogen.
Am 8. Juli 2024 organisierte der Plantahof in Zusammenarbeit mit dem Gesamtkoordinator Luca Plozza, dem Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG), dem Bündner Bauernverband und dem regionalen Bauernverein sowie der Elementarschadenkasse (ESK) eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte und für Mitglieder der Gemeindebehörden. Sie haben aus erster Hand die wichtigsten Informationen bezüglich der eingeleiteten Schritte und der notwendigen Massnahmen erhalten.
Das ALG wird im Beitragsjahr 2024 auf Kürzungen der Direktzahlungen oder Verweigerung von Beiträgen auf den vom Unwetter betroffenen Flächen verzichten. Das trifft auf Flächen zu, welche aufgrund von Materialablagerungen nicht bewirtschaftet oder wegen einer zerstörten Zufahrt nicht erreicht werden können, sowie für Sömmerungsbetriebe, deren Bestossung durch die Auswirkungen der Unwetter eingeschränkt ist. Zum heutigen Zeitpunkt ist nicht davon auszugehen, dass alle Flächen im 2024 rekultiviert werden können. Flächen, die im 2025 rekultiviert werden, aber noch nicht bewirtschaftet werden können, erhalten im 2025 die vollen Beiträge.
Die Landwirtinnen und Landwirte wurden angehalten, nicht selber mit den Aufräumarbeiten zu beginnen und keine Aufträge an Dritte zu erteilen. Die Arbeiten sollen koordiniert durchgeführt werden, damit die grosse Menge an Material korrekt abgetragen und an den dafür vorgesehenen Stellen deponiert werden kann. Für die Koordination der landwirtschaftlichen Massnahmen haben die Gemeinden die Firma Giudicetti e Baumann SA beauftragt. Das Ingenieurbüro wird bis Mitte August 2024 die Schäden an Nutzflächen und den weiteren Infrastrukturen in den Gemeinden aufnehmen und die weiteren Schritte koordinieren.
Die Mitarbeitenden der Elementarschadenkasse sind im Einsatz und nehmen die Schadensmeldungen entgegen. Sie sind ebenfalls in die Massnahmenkoordination eingebunden.
Die Solidarität mit den Landwirtinnen und Landwirten, die vom Unwetter betroffen sind, ist gross. Der Bündner Bauernverband und der Plantahof organisieren die Verteilung der Futterspenden von Landwirtschaftsbetrieben aus verschiedenen Regionen des Kantons. Diese Hilfe ist im Tal sehr willkommen.
(Bilder: zVg.)