Der Bau des Entwässerungsstollens unter der Grossrutschung Brienz hat am Montag begonnen. Mit seinen gut zwei Kilometern Länge und mehr als 100 Bohrungen soll er den Untergrund des Dorfes Brienz/Brinzauls entwässern und die Rutschung beruhigen. Die Bau- und Bohrarbeiten dauern bis 2027 und kosten 40 Millionen Franken.
Die Zündung der ersten Sprengung markierte am Montag den Baubeginn des Entwässerungsstollens Brienz, wie die Gemeinde Albula/Alvra am Montag mitteilte. Bis 2027 wird der bestehende, 635 Meter lange Sondierstollen auf gut zwei Kilometer Länge ausgebaut. Aus dem Stollen, der unter der rutschenden Masse im festen Gebirge liegt, werden mehr als 100 Bohrungen in den umliegenden, festen Fels und hinauf in die Rutschmasse getrieben. Sie werden Wasser ableiten, den Wasserdruck im Gebirge senken und so die Rutschung verlangsamen.
«Unser Ziel ist es, dass die Rutschung in Brienz/Brinzauls keine Schäden mehr verursacht und wieder neue Häuser gebaut werden können. Das Dorf soll auch in 100 Jahren noch leben», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin nach der ersten Sprengung. Aktuell bewegt sich Brienz/Brinzauls gut zwei Meter pro Jahr talwärts; die Rutschung beschädigt Häuser, Leitungen und Strassen. Es gilt ein Bauverbot.
«Um es aufheben zu können, müssen wir die Rutschung wieder auf 10 Zentimeter pro Jahr verlangsamen», sagte Projektleiter Josef Kurath, Ingenieur des Tiefbauamtes Graubünden. «Die Erfahrungen aus dem 2021 bis 2022 gebauten Sondierstollen zeigen uns, dass die Tiefenentwässerung funktioniert und sich sehr positiv auf die Rutschung auswirkt.»
Der Bau des Entwässerungsstollens kostet 40 Millionen Franken. Der Bund und der Kanton Graubünden steuern 90 Prozent dazu bei. Die restlichen 10 Prozent werden zwischen der Gemeinde Albula/Alvra und den Eigentümern von Infrastrukturen aufgeteilt, die ebenfalls von der Rutschung beschädigt werden. Dazu gehören etwa die Albulalinie der Rhätischen Bahn, verschiedene Kantonsstrassen oder eine internationale Starkstromleitung.
Bericht über die Verwendung der Spendengelder
Von Mitte Mai bis anfangs Juli 2023 war das Bündner Bergdorf Brienz/Brinzauls vollständig evakuiert und die Gefahrenzone durfte nicht mehr betreten werden. Die Solidarität mit der evakuierten Bevölkerung war sehr gross. Es gingen fast 600’000 Franken an Unterstützungsbeiträgen ein. Davon konnte bis heute über die Hälfte verteilt werden.
Die erhaltenen Spendengelder setzen sich wie folgt zusammen:
- Privatpersonen, Vereine, Unternehmen: 79’759 Franken
- Gemeinden, Kanton Graubünden: 508’500 Franken
Für die gerechte Verteilung der Spendengelder hat die Gemeinde Albula/Alvra eine Spendenkommission aus Privatpersonen, Vertretern der Gemeinde, der Gebäudeversicherung und des Kantons eingesetzt. Die Spendenkommission beurteilt die Beitragsgesuche, sorgt für die Verteilung der Spenden nach einheitlichen Kriterien und dokumentiert die Verwendung der Gelder lückenlos.
Die Spendenkommission konnte sämtliche Beitragsgesuche abschliessend behandeln. Die Spendengelder sollten primär die finanzielle Mehrbelastung mildern, welche den unmittelbar betroffenen Einwohnenden von Brienz/Brinzauls im Zusammenhang mit der angeordneten Evakuierung erwachsen ist. Die Spendengelder wurden subsidiär eingesetzt, sofern die gesetzlichen, vertraglichen oder freiwilligen Leistungen von Versicherungen, der öffentlichen Hand und / oder Privaten nicht ausreichten, um die beitragsberechtigten Mehrkosten zu finanzieren. Teilweise sind die Spendengelder auch zweckbestimmt. In diesen Fällen wurden die Beiträge entsprechend verwendet.
Verwendung der Spendengelder
Bisher wurden insgesamt 309’480 Franken an Spendengeldern ausbezahlt. Den Einwohnenden mit Erstwohnsitz im Evakuationsperimeter wurde unbürokratisch und rasch eine Soforthilfe von insgesamt 166’750 Franken ausbezahlt. An verschiedene gesuchstellende Landwirtschaftsbetriebe wurde 102’230 Franken, an eine Privatperson sowie an die katholische Kirchgemeinde Brienz/Brinzauls wurde total 10’500 Franken ausbezahlt. Zweckgebunde Spenden im Umfang von 30’000 Franken wurden der Gemeinde Albula/Alvra für ihre Aufwendungen zugewiesen.
Hohe finanzielle Belastung für die Gemeinde
Der Gemeinde Albula/Alvra sind im Zusammenhang mit der angeordneten Evakuierung und dem Felssturz hohe Kosten entstanden. Es ist die Absicht der Spendenkommission, zur Milderung dieser finanziellen Belastung einen Teil der Spendengelder einzusetzen.
Die Spendenkommission dankt im Namen der Gemeinde Albula/Alva, der betroffenen Bevölkerung und des Kantons Graubünden allen Hilfeleistenden für ihre gezeigte, grosse Solidarität.
(Bild: GRHeute)