Im Auftrag der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer betreiben die Forstbetriebe jedes Jahr einen grossen Aufwand für die Pflege des Bündner Waldes. Im Jahr 2023 wurden rund 3550 Hektaren Wald gepflegt. Erneut standen dabei die Pflege des Schutzwaldes sowie der Erhalt der Biodiversität im Zentrum.
Die öffentlichen Forstbetriebe und Forstunternehmer haben von insgesamt 216 000 Hektaren Wald im Kanton vergangenes Jahr 3546 Hektaren gepflegt. Diese Menge blieb gegenüber dem Vorjahr mit 3500 Hektaren konstant, wie die Standeskanzlei des Kanton Graubündens am Donnerstag mitteilt. 2023 wurden insgesamt 390 000 Kubikmeter Holz von den Betrieben genutzt, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von rund vier Prozent entspricht. 390 000 Kubikmeter Holz können jedes Jahr im Durchschnitt gemäss kantonalem Hiebsatz genutzt werden. Seit 2016 wurde dieses Kontingent nicht mehr ausgeschöpft.
Angestiegen ist die Holzmenge, welche infolge Schäden entnommen wurde. Diese hat sich im vergangenen Jahr auf 50 000 Kubikmeter Sturmholz verdreifacht, was einer Zunahme von 46 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen hingegen die Schäden durch den Borkenkäfer um 40 Prozent ab.
2400 Hektaren Schutzwald gepflegt
Weil nur ein stabiler und gesunder Wald der beste und preiswerteste Schutz vor Naturgefahren ist, stand auch 2023 die Pflege des Schutzwaldes im Vordergrund. Auf den rund 122 000 Hektaren Bündner Schutzwald wurden im letzten Jahr rund 2400 Hektaren gepflegt. Die behandelte Fläche lag somit im Durchschnitt der letzten Jahre. Auf rund 70 Prozent Pflegefläche, also auf 1750 Hektaren profitierten die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer durch Beiträge von Bund und Kanton in einem Gesamtumfang von 14,54 Millionen Franken. All diese Massnahmen helfen auch mit, einen wertvollen Lebensraum Wald für das Wild zu sichern. Für den Schutzwald wichtig ist gleichzeitig auch die Reduktion des Wildeinflusses auf die Waldverjüngung. Die Strategie Lebensraum Wald Wild, verabschiedet durch die Bündner Regierung im Jahre 2021, nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
Förderung der Waldbiodiversität
Die Programmvereinbarung Wald mit dem Bund ist nicht nur für die Schutzwaldpflege entscheidend, sondern auch für die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität, der Pflege schwer zugänglicher Wälder ausserhalb des Schutzwaldes mit dem Seilkran sowie für die Jungwaldpflege ausserhalb des Schutzwaldes.
Zugunsten der Waldbiodiversität wurden im vergangenen Jahr rund 370 Hektaren Wald gepflegt; gleich viel wie im Vorjahr. Den Hauptanteil machte die Förderung von Auerwildlebensräumen aus, gefolgt von der Aufwertung von Weidewäldern, der Förderung besonderer Gehölzarten und weiterer Lebensräume sowie Kastanienselven auf der Alpensüdseite.
Jungwald wichtig im Hinblick auf den Klimawandel
153 Hektaren Jungwald haben die Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter ausserhalb des Schutzwaldes im 2023 gepflegt, drei Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Pflege, bei welcher die Baumartenzusammensetzung beeinflusst werden kann, ist im Hinblick auf den Klimawandel sehr wichtig. Denn mit der richtigen Zusammensetzung der Baumart können Risiken verringert und somit die Widerstandskraft gegenüber Naturgefahren erhöht werden.
Durch die Motion Fässler zur Sicherstellung der nachhaltigen Nutzung und Pflege des Waldes konnten vergangenes Jahr 24 Hektaren Wald (ein Prozent der gepflegten Fläche) ausserhalb des Schutzwaldes, gepflegt werden. Diese Eingriffe zielen darauf ab, die Widerstandskraft und Resilienz des Waldes gegenüber dem Klimawandel und den damit verbundenen biotischen und abiotischen Ereignissen nachhaltig zu verbessern.
Dabei handelt es sich insbesondere um Massnahmen zur Förderung der klimaangepassten Baumarten, der Baumartenvielfalt und Strukturierung der Bestände.
Beteiligung an Forschungsprojekt
Der Kanton Graubünden beteiligt sich seit 2020 an dem Projekt «Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten» der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Mit schweizweit 57 Testpflanzungen, davon acht in Graubünden (Bergün, Bregaglia, Maienfeld, Safiental, Samedan, Tiefencastel, Val Müstair und Valsot) wollen Forschung und Praxis der Frage nachgehen, welche Baumarten, die gegen Ende des 21. Jahrhunderts auf einem Standort als geeignet gelten, dort bereits heute gedeihen können.
Die Kosten für die Vorbereitung, Einrichtung und Unterhalt der Flächen wurden vollständig durch Bund und Kanton finanziert, den Waldeigentümern sind keine Restkosten entstanden.
(Bilder: Regierung, zVg.)