Herausforderungen und Chancen für die ibW

Die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz hat in Chur ihre jährliche Generalversammlung abgehalten. Dabei stellte sich heraus, dass 2023 ein schwieriges Jahr für die grösste Bildungsinstitution der Südostschweiz in der Höheren Berufsbildung war.

«Die Berufsbildung hat in der Südostschweiz und in Graubünden einen grossen Stellenwert», begrüsste ibW-Fördervereinspräsident Martin Candinas die 100 Mitglieder – oder «Fans», wie der Nationalrat sie bezeichnete – zur am Freitag alljährlichen Generalversammlung des Fördervereins. Leider sei der Stellenwert der Berufsbildung auf nationaler Ebene nur klein, ärgerte er sich, dass «die Bedeutung der Berufsbildung im Kampf gegen den Fachkräftemangel in Bundesbern nicht überall gleich gesehen wird.» Rund 20x kleiner sei die Beteiligung der öffentlichen Hand an die Höhere Berufsbildung im Vergleich zur Förderung der Universitäten, rechnete er vor – und lobte gleichzeitig den Kanton Graubünden, der mit der Erarbeitung eines neuen Gesetzes für die Höhere Berufsbildung eine Vorreiterrolle in der Schweiz einnähme, wie die ibW Höhere Fachschule Südostschweiz am Dienstag mitteilte. 

Gute Zahlen, schlechte Zahlen

Die Zahlen aus dem Jahr 2023 sprechen ein komplexes Bild. Mit 1381 Lehrgangsteilnehmenden erreichte die ibW 2023 in Bezug auf die Studierenden das drittbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte, bei den Weiterbildungen auf Stufe HF (Höhere Fachschule) wurde mit 652 Studierenden gar ein Rekord erzielt. Auch bei den Kursteilnehmenden steigerte sich die ibW mit 3866 Teilnehmenden wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Finanziell wirkten sich diese Zahlen allerdings nur bedingt aus: Derweil der Förderverein das Berichtsjahr mit
einem kleinen Gewinn von 12’740 Franken abschloss und die Liquidität um fast 220’000 Franken zunahm,
musste der Trägerverein der ibW bei einem Umsatz von knapp 24 Millionen Franken einen Verlust schreiben. Dieser konnte durch die Auflösung von Reserven verkraftet werden.

Mit einer Bereinigung der Bildungsangebote, engerer Zusammenarbeit mit Bildungspartnern und dem neuen
kantonalen Gesetz für die Berufsbildung, das 2024 in die Vernehmlassung geht, will die Nicht-Gewinn-orientierte ibW wieder in die Erfolgszone finden. «Klar ist, dass die Bedeutung der Höheren Berufsbildung für die Wirtschaft einer Randregion wie Graubünden und der Südostschweiz von zentraler Bedeutung ist», meinte dazu Präsident Jürg Michel und fragte sinnbildlich, «wer, und das sage ich jetzt ganz unbescheiden, wenn nicht wir, können solche Impulse gegen den Fachkräftemangel auslösen?»

Prägender Fachkräftemangel

Ein praktisches Beispiel dazu gab Regierungsrätin Dr. Carmelia Maissen in ihrer Grussbotschaft der Regierung. Sie verwies auf die Bedeutung der Aus- und Weiterbildung von Förstern, gerade auch für Graubünden, der zu 1/3 aus Wald bestehe. Auch die Waldbranche sei nicht vor dem Fachkräftemangel gefeit, meinte die Präsidentin der Stiftung Interkantonale Försterschule Maienfeld, die seit 2009 auch Mitglied im Trägerverein der ibW ist.

Maissen verwies auf den berufsbegleitenden Lehrgang Dipl. Förster/-in HF, der 2023 erfolgreich abgeschlossen wurde und bei dem 18 neue Fachleute für den Wald ihr Diplom erhielten. «Die gute und professionelle Bewirtschaftung des Schutzwaldes ist für Graubünden essentiell», so die Vorsteherin des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität, «Einheimische, Gäste – wir alle brauchen und profitieren von einem funktionierenden Schutzwald, besonders auch angesichts des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten.»

Direktor Stefan Eisenring blickte in seinem Rückblick auf einige operativen Highlights des Jahres 2023 zurück, in dem die ibW mit diversen Fachanlässen, z.B. im Bereich Bau und Energie, ihre praktischen Fachkompetenzen unter Beweis stellen konnte. Weiter betonte er die Bedeutung der Zusammenarbeit mit dem Bündner Gewerbeverband, der sich 2023 an der Höheren Wirtschaftsschule Graubünden beteiligte und seither ihre Weiterbildungen und «KMU-Inputs» zusammen mit der (zur ibW gehörenden) HWSGR durchführt. Geführt wird die HWSGR neu von Adrian Ciardo, der neu als Leiter Entwicklungsprojekte bei der ibW arbeitet.

Martin Candinas und Severin Geisseler wiedergewählt

Auch Wahlen wurden an den Generalversammlungen durchgeführt: Im Trägerverein wurde Severin Geisseler wieder gewählt, im Förderverein bestätigten die Teilnehmenden den Präsidenten Martin Candinas per Akklamation.
Im Anschluss an den offiziellen Teil gab der in Thusis aufgewachsene Joos Sutter, Verwaltungsratspräsident der Coop-Gruppe, im Gespräch mit der Journalistin und ibW-Dozentin Oceana Galmarini einen persönlichen Einblick in sein Leben, seinen persönlichen Bezug zu Graubünden und seine Work-Life-Balance.

(Bilder: zVg)