Museumplatz soll Ragazplatz heissen

Zu Ehren von Clara und Leonhard Ragaz wird der Platz zwischen der St. Martinskirche und dem Rätischen Museum umbenannt. Initiiert wurde die neue Namensgebung von der Reformierten Kirche Chur. Der Stadtrat hat sich für die Umbenennung zum «Ragazplatz» entschieden.

An der Kirchgasse zwischen der St. Martinskirche und dem Rätischen Museum befindet sich ein Platz, der im Ortsplan als Museumplatz ausgewiesen, jedoch vor Ort nicht deutlich gekennzeichnet ist, wie die Stadt Chur am Mittwoch mitteilt. Dieser Platz bietet eine ideale Gelegenheit, das Ehepaar Clara und Leonhard Ragaz zu ehren – bedeutende Persönlichkeiten in der Churer Geschichte. Am kommenden 30. März jährt sich der 150. Geburtstag von Clara Ragaz. Aus diesem Anlass hat die Reformierte Kirche der Stadt Chur den Antrag gestellt, den Museumplatz umzubenennen.

Engagiertes Ehepaar Ragaz
Clara Ragaz, geboren am 30. März 1874 in Chur, war nach ihrer Ausbildung am Lehrerseminar eine leidenschaftliche Vorkämpferin für den Pazifismus und die Frauenrechte, insbesondere in den Vorjahren des Ersten Weltkriegs. Sie war über 20 Jahre lang Vizepräsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit. Ihr Mann Leonhard Ragaz wurde 1878 in Tamins geboren und studierte nach seiner Schulzeit Theologie. Als Pfarrer an der Churer Martinskirche war er ein liberaler Geistlicher, der Ideen für ein «Reich Gottes» entwickelte, das durch soziales und ethisches Handeln verwirklicht werden sollte. Er setzte sich vehement für eine Gesellschaft ein, die auf humanistischen Werten basiert und dem Schrecken der Gewalt des Ersten Weltkriegs entgegentritt. Das Ehepaar Ragaz-Nadig ist in der Geschichte Churs einzigartig. Sie verbrachten ihre prägenden Jahre in Chur im Antistitium an der Kirchgasse 12. Sowohl die Frauenrechtlerin und Pazifistin als auch der Theologe hatten schweizweit und sogar europaweit Einfluss und ihre Ideen werden bis heute rezipiert.

Umbenennung

Der Blick auf die frühen 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts und das Engagement des Ehepaars zeigt deutlich, wie relevant ihre Botschaften auch für die heutige Zeit sind. Nach eingehender Prüfung der Umbenennung möchte der Stadtrat die Möglichkeit wahrnehmen, diese zwei verdienstvollen Personen zu ehren. Die Kosten für eine Neubenennung des Platzes sind minimal, da keine bestehenden Adressen davon betroffen sind. Um die Bedeutung des Ehepaars sichtbarer zu machen, wird eine Informationstafel mit einem erklärenden Text ergänzt. Dabei soll der Schwerpunkt in der erläuternden Beschreibung auf Clara Ragaz liegen, was mit der Absicht des Stadtrats im Einklang steht, bei Neubenennungen von Strassen und Plätzen bevorzugt weibliche Persönlichkeiten zu berücksichtigen.

 

(Bilder: zVg.)