Rätoromanisch auf dem Laufsteg in Mailand?

Am 19. Februar 2024 hat in Mailand im Centro Svizzero die vierte internationale Woche der rätoromanischen Sprache begonnen. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative des EDA sowie des Kantons Graubünden und der Lia Rumantscha. An der Veranstaltung  nahmen Bundesrat Ignazio Cassis und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter italienischer Behörden teil. Weil zeitgleich die Mailänder Modewoche stattfindet, wurde insbesondere über Mode gesprochen.

Die Schweiz und Italien teilen nicht nur drei europäische Sprachen (Italienisch, Deutsch und Französisch), sondern auch die drei rätoromanischen Sprachen (Romanisch, Ladinisch, Friaulisch). Beide Länder sind bestrebt, diese Vielfalt zu bewahren, und nutzen dabei auch innovative Ansätze, wie der Bund am Dienstag mitteilt. 

Vor diesem Hintergrund wurde in Mailand im Centro Svizzero die vierte Ausgabe der «Emna rumantscha» eröffnet. Ziel der Initiative ist es, die sprachliche Vielfalt der Schweiz auch im Ausland bekannt zu machen. Dieses Jahr beginnt die «Emna rumantscha» in der Hauptstadt der Lombardei.

«Mailand ist der ideale Ort, um verschiedene Regionen Norditaliens und der Südschweiz zusammenzubringen, die eine Vielzahl von Sprachen und eine Fülle von sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten teilen», sagte Bundesrat Ignazio Cassis.

An der Veranstaltung unter dem Motto «Den Worten Ideen folgen lassen: sechs Regionen der Schweiz und Italiens im Dialog» nahmen neben dem EDA-Vorsteher auch der Bürgermeister von Mailand, Giuseppe Sala, teil. Des weiteren waren verschiedene Mitglieder von Regionalräten sowie Vertreter aus dem Südtirol und Venetien vor Ort. Der Kanton Graubünden, der die Initiative jedes Jahr zusammen mit dem EDA unterstützt, war durch Regierungspräsident Jon Domenic Parolini vertreten.

Die Vielfalt der Sprachen und Kulturen als Innovationsvektor stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Weil zeitgleich die Mailänder Modewoche stattfindet, war die Modeindustrie ein Schwerpunktthema. Was passiert, wenn der romanischsprachige Rapper Gino Clavuot (alias SNOOK), der italienischsprachige Künstler Ivan Tresoldi, Schülerinnen und Schüler der Schweizer Schule in Mailand sowie ladinisch- und friaulischsprachige Jugendliche aufeinandertreffen? Es entsteht ein Kunstwerk! Anlässlich der Eröffnung der «Emna rumantscha» zeigen das Centro Svizzero und das Istituto Svizzero das partizipative Kunstwerk «La grande pagina bianca» von Ivan Tresoldi. Die jungen Teilnehmenden wurden aufgefordert, über das Konzept der Identität nachzudenken und ihre Gedanken mit Farben und Zeichnungen auf einer grossen weissen Plane zum Ausdruck zu bringen. Ein letzter Pinselstrich wurde von den anwesenden schweizerischen und italienischen Behördenvertreterinnen und -vertretern gesetzt, als Symbol der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und des gemeinsamen Engagements für die Förderung der sprachlichen Besonderheiten. Das Werk war anschliessend Ausgangspunkt für ein Gespräch über Innovation in der Mode mit Personen aus der Branche.

Die jährlich stattfindende «Emna rumantscha» ist für das EDA eine Gelegenheit, die Vielfalt der Schweiz im Ausland bekannt zu machen. Die Schweizer Vertretungen führen verschiedene digitale und andere Aktivitäten durch. In Finnland beispielsweise arbeitet die Schweizer Botschaft mit der Abteilung für romanische und klassische Sprachen der Universität Jyväskylä zusammen. Im Frühling 2024 wird dort den Studierenden auf Masterstufe unter der Leitung von Professor Chasper Pult ein Anfängerkurs in Rätoromanisch angeboten. In London wird das Rätoromanische erneut während der «Wales Week» thematisiert: Parallel zu den Bemühungen des Vereinigten Königreichs für die Erhaltung des kulturellen Erbes von Wales stellt die Schweizer Botschaft bei dieser Gelegenheit das Engagement des EDA für die rätoromanische Sprache vor.

Die «Emna rumantscha» ist Teil einer Reihe von wiederkehrenden Veranstaltungen, die wie der Tag der Mehrsprachigkeit, die «Settimana della lingua italiana nel mondo», die «Semaine de la francophonie» und die «Woche der deutschen Sprache» die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für den nationalen Zusammenhalt, aber auch für die Aussenpolitik der Schweiz unterstreichen. Die internationale Wertschätzung für die Vielfalt der Schweiz ist gross. Die Förderung der Minderheitensprachen in der Schweiz ist zudem Teil des strukturierten politischen Dialogs, den der EDA-Vorsteher seit 2018 mit den Kantonen Graubünden und Tessin führt.

 

(Bild: longlake.ch)