Ihre Majestät, es ist angerichtet!

Die letzte Kaiserin von Österreich würde sich die Augen reiben: Das Schloss Zizers, wie es heute heisst, ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht und eine einzige Augenweide geworden. 

Hätte, hätte, Fahrradkette. Hätte man im Lotto – oder besser: Euromillions – gewonnen, man würde sofort einziehen. Man müsste aber recht zügig sein, denn 16 der 23 Einheiten im ehemaligen St. Johannesstift in Zizers sind bereits verkauft, wie David Trümpler seitens der Investoren an einer Begehung vom Dienstag sagte. «Es gibt 114 Zimmer und keines sieht aus wie das andere.» Zwei Jahre dauerte es vom Kauf bis zum Bezug. «Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ziehen nächste Woche ein», sagte David Trümpler. 43 Millionen haben die Investoren in den Umbau gesteckt.

Was sie daraus gemacht haben? Wunderschöne Wohnungen, von einstöckig bis dreistöckig. Die Turmwohnung zum Beispiel. Ursprünglich war der Turm nämlich nur zu Dekorationszwecken gebaut worden. Als man ihn umfunktionierte, stellte es sich heraus, dass das Holz überhaupt nicht für eine Heizung geeignet war. Oder überhaupt die Heizungen: Eine Bodenheizung reicht nicht, um die Räume zu erwärmen. Die alten Radiatoren auch nicht. So gibt es jetzt halt beides. «Wenn die Wärme mal drin ist, ist sie drin. Aber bis dahin dauert es seine Zeit», sagte Jon Ritter, einer der Investoren. Umgekehrt gälte das aber auch für die Hitze im Sommer: «Wir haben die Fensterläden nie schliessen müssen, weil es in den Räumen drin schön kühl war.»

Zitas Schlafzimmer bleibt ein Schlafzimmer

Die Zimmer sind mit Parkett ausgelegt. Oft mit Fischgrat, manchmal auch mit ganz normaler gerader Struktur. Immer ist er nicht versiegelt, was den hohen Räumen zusätzliche Eleganz verleiht. Aus dem Rittersaal wurde alles, was an die ehemalige Kapelle erinnert, entfernt. Die Stukkaturen an den Wänden wurden belassen und mit goldener Farbe bemalt. «Die Handwerker waren mit einer grossen Motivation dabei. Endlich konnten und mussten sie einmal anwenden, was sie in der Lehrer gelernt haben», sagte David Trümpler. Es habe viele Wundertüten gegeben, für die man individuelle Lösungen habe suchen müssen. Im Gartensaal und in den Gängen der Wohnungen wurde aus dem terrakotta-farbenen Bodenfliesen dunkelblaue. Und die Badezimmer wurden als einzelner Kubus in die entsprechenden Zimmer gestellt – die freie Fläche ist so gross wie ein begehbarer Kleiderschrank aus einem amerikanischen Upper-Class-Film. 

Immer an der Seite der Bauherren: Denkmalpfleger Simon Berger. «Wir waren eng und stark involviert», sagte er. Der oberste Denkmalpfleger unterstrich die Herrschaftlichkeit, die dem Bau wieder zurück gegeben wurde. Mit verbundenen Räumen zum Beispiel, wie man sie in allen Wohnungen findet. Und den Stuckdecken, die teilweise aus dem 19- Jahrhundert, also nach den von Salis, stammen. 

Das Schlafzimmer der Kaiserin Zita ist wieder ein Schlafzimmer, die zwei Zimmer ihrer Zofen sind heute ein grosser Wohn-Essbereich mit Küche und Sicht aufs Rheintal und den Calanda. Vielleicht würde ihr die Schlichtheit gefallen – ganz sicher gefallen würde ihr das Licht, das im ganzen Schloss durch die Fenster fällt. Ganz herrschaftlich. 

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(Bilder: GRHeute. Sie zeigen unter anderem den Rittersaal, das Schlaf- und die Zofenzimmer von Zita und einen Einblick in das Turmzimmer. Das Titelbild zeigt den ehemaligen Rittersaal/Kapelle mit den Anschlüssen für eine Küche.)