In einer Zeit, in der die Welt immer deutlicher die Notwendigkeit erkennt, nachhaltige Energiequellen zu nutzen, setzt das schweizerische Energieunternehmen Axpo einen weiteren entscheidenden Schritt in diese Richtung. Mit der Ankündigung des Projekts «Ovra Solara Camplauns», einer Freiflächen-Solaranlage im Bündner Oberland, erweitert Axpo ihr Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien.
Die Dimensionen des Projekts
Laut Medienberichten plant die Axpo den Bau dieser Solar-Grossanlage auf einer Fläche von rund 20 Hektaren auf der Alp Schnaus am Rande des Laaxer Skigebietes. Die Anlage soll imstande sein, jährlich 22 Gigawattstunden (GWh) Strom zu produzieren, was dem Verbrauch von etwa 4700 Haushalten entspricht. Interessanterweise ist dies bereits das dritte Projekt dieser Art in der Region, was die Bekenntnis von Axpo zu erneuerbaren Energien unterstreicht.
Mehrfachnutzung im Fokus
Das bemerkenswerte an dieser Solaranlage ist nicht nur ihre Grösse, sondern auch die Art und Weise, wie sie in die bestehende Umgebung integriert werden soll. In einem einzigartigen Ansatz plant Axpo, die Solaranlage so zu gestalten, dass durch sie hindurch eine Skipiste sowie ein Wander- und Fahrradweg verlaufen können. Darüber hinaus wird das Gelände, auf dem die Anlage steht, weiterhin als Weideland nutzbar sein. Das Unternehmen betont, dass diese Planung ermöglicht, dass Natur und Freizeitaktivitäten neben der Energieerzeugung bestehen können.
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ilanz
Die Axpo arbeitet bei diesem Projekt eng mit der Gemeinde Ilanz zusammen, die sich durch das Projekt langfristige Erträge für die Gemeindekasse verspricht. In jüngster Zeit wurde die Gemeindebevölkerung bei einer Veranstaltung über das Projekt informiert. In den kommenden Monaten wird es eine Abstimmung über das Projektvorhaben geben. Die Realisierung des Projekts scheint für beide Parteien von Vorteil zu sein: Während die Axpo ihr Portfolio an erneuerbaren Energien weiter ausbaut, sieht die Gemeinde in diesem Vorhaben eine Chance, ihre Einnahmen zu steigern und zur nachhaltigen Stromversorgung in der Schweiz beizutragen.
Herausforderungen und Visionen
Die Realisierung solcher Projekte ist immer mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Neben technischen und finanziellen Aspekten sind insbesondere auch die Genehmigungsverfahren oftmals langwierig und komplex. Axpo unterstreicht jedoch die Bedeutung, diese Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, um den Energiebedarf der Schweiz in Zukunft sicherzustellen. Bis 2050 wird eine potenzielle Lücke von etwa 50 Terawattstunden erwartet, die es zu schliessen gilt. Hier spielt «Ovra Solara Camplauns» eine wichtige Rolle als Teil der Lösung.
Solarenergie in der Schweiz: Potenzial und Notwendigkeit
Die Energiewende, ein Umstieg von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen, ist weltweit in vollem Gange. Ein zentrales Element dieser Transformation ist die Solarenergie. In der Schweiz, einem Land mit reicher Energietradition, insbesondere in den Bereichen Wasserkraft und Kernenergie, hat die Solarenergie trotz ihres riesigen Potenzials bisher einen relativ geringen Anteil an der Gesamtenergieproduktion.
Warum ist das so? Das Fehlen von Investitionen und regulatorischen Anreizen könnte ein Grund sein. Aber die Zeiten ändern sich. Jüngste Daten zeigen, dass die installierte Leistung von Solarzellen weltweit bereits die von Atomkraftwerken übertrifft. Ein positiver Trend, der durch den rasanten technologischen Fortschritt und sinkende Kosten für Solartechnik weiter verstärkt wird.
Sonnenenergie in der Schweiz besitzt zahlreiche Vorteile. Ein wesentlicher Aspekt ist die geringe Umweltbelastung, da bei ihrer Produktion weder Luftschadstoffe noch Treibhausgasemissionen anfallen. Dies führt dazu, dass die CO2-Emissionen, die während der Produktion der Solarpanels entstehen, bereits innerhalb weniger Jahre ausgeglichen werden können. Dies, kombiniert mit der Tatsache, dass die Sonnenenergie unerschöpflich und umweltfreundlich ist, macht sie zu einer der vielversprechendsten Energiequellen.
Trotz der Vorteile liegt der Anteil der Solarenergie am gesamten Stromverbrauch der Schweiz bei nur 5%. Zum Vergleich: In Ländern wie Deutschland und Italien liegt dieser Wert bei etwa 8,8% bzw. 7,9%. Dies deutet auf ein massives ungenutztes Potential hin. Studien zufolge könnte die jährliche Solarstromproduktion der Schweiz bis 2035 von 2,8 Terawattstunden auf mindestens 30 Terawattstunden steigen. Dies würde fast 40% des erwarteten Stromverbrauchs im Jahr 2035 decken.
Insbesondere die alpinen Regionen der Schweiz bieten optimale Bedingungen für die Solarstromproduktion. In diesen Gebieten kann die Sonneneinstrahlung Werte erreichen, die vergleichbar sind mit denen in Spanien. Hinzu kommt, dass in den Bergen erzeugter Solarstrom dank der hohen Einstrahlungswerte im Winter sowie der reflektierenden Wirkung des Schnees zu Zeiten produziert wird, in denen der Strombedarf besonders hoch ist.
Abschliessend muss die Relevanz von Solarenergie in der Schweiz betont werden, nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive. Während die Anfangsinvestitionen in Solartechnologie hoch sein können, führen die langfristigen Vorteile und die sich verändernde Energielandschaft zu einem Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie die Schweiz ihre Energie in Zukunft produziert und nutzt.
Die Solarstrategie von Axpo
Als Reaktion auf die sich ändernden globalen Energieanforderungen hat Axpo den strategischen Entschluss gefasst, in den kommenden Jahren bis zu 4.200 Solarprojekte in der gesamten Schweiz zu entwickeln. Diese Initiativen werden in zwei Hauptgebieten, den Bergen und dem Mittelland, umgesetzt.
In den Bergen bieten sich spezifische klimatische und geographische Vorteile. Eine grössere Höhe bedeutet oft, dass die Anlagen über dem Nebel liegen, was eine konstante Sonneneinstrahlung ermöglicht. Zudem reflektiert der Schnee, der in diesen Regionen häufig vorkommt, das Sonnenlicht, was die Effizienz der Solarpanels zusätzlich steigert. Beispiele für solche Projekte in dieser Region sind «Ovra Solara Camplauns», «Freiflächenanlage Alpin Solar Ybrig» und «AlpinSolar beim Muttsee».
Im Mittelland setzt Axpo einen anderen Schwerpunkt. Die Tochtergesellschaft CKW hat sich bereits auf die Installation von Solaranlagen auf Dächern spezialisiert. Aber darüber hinaus hat Axpo Ambitionen, in dieser Region auch grössere Freiflächenanlagen zu entwickeln.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen der Energiewende in der Schweiz
In der Schweizer Energieszene sind regulatorische Aspekte von besonderer Bedeutung. Während Solarkraftwerke eine wertvolle Ressource darstellen, insbesondere für die Winterstromproduktion, stehen sie doch vor signifikanten regulatorischen Hürden. Das dringliche Bundesgesetz, oft als «Solarexpress» bezeichnet und im Herbst 2022 vom Parlament verabschiedet, schafft zwar eine Grundlage für die beschleunigte Entwicklung solcher Kraftwerke, ist jedoch zeitlich bis Ende 2025 begrenzt. Danach wird die fortlaufende Entwicklung von Solarkraftwerken von den dann geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängen.
Die Herausforderungen gehen jedoch über die Solarenergie hinaus. Auch für andere erneuerbare Energieformen, wie Wind- und Wasserkraft, bestehen ähnliche regulatorische Beschränkungen. Insbesondere die aktuellen rechtlichen Vorgaben, die die Restwassermengen und die Heimfall-Thematik betreffen, könnten die Nutzung dieser Energieformen einschränken.
Trotz dieser Hürden ist das übergeordnete Ziel der Schweiz klar definiert: eine erhebliche Steigerung der inländischen Stromproduktion, um die prognostizierte Lücke von 50 Terawattstunden bis zum Jahr 2050 zu schliessen. Dies erfordert die Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für alle Arten von erneuerbaren Energien.
In dieser Landschaft hat Axpo ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2030 beabsichtigt das Unternehmen, eine Solarkapazität von insgesamt 1,2 Gigawatt in der Schweiz zu entwickeln, was ausreicht, um den Jahresbedarf von über 300.000 Haushalten zu decken. Abseits der Berge richtet Axpo den Blick auch auf das Mittelland, wo Projekte auf Industriegebäudedächern, Wohngebäuden und als Freiflächenanlagen geplant sind. Darüber hinaus analysiert und nutzt das Unternehmen auch Potenziale in den Sektoren Wind- und Wasserkraft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg zur Energiewende in der Schweiz vielschichtig und komplex ist. Aber mit gezielten Investitionen, kooperativen Ansätzen und einer Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen kann die Vision einer nachhaltigeren Energiezukunft in der Schweiz verwirklicht werden.
(Bild: zVg.)