Franz Sepp Caluori, neu gewählter Standespräsident und von Moderator Claudio Zuccolini schelmisch als «Kaiser Franz» betitelt, liess sich von der Regierung und seinen Ratskollegen mit einem rauschenden und lustigen Fest feiern.
Das Fest beginnt mit einer Fahrt im Oldtimer. Franz Sepp Caluori, Bäckerei-Besitzer in Chur, wird mit seiner Frau vom Theaterplatz zur RhB-Haltestelle Chur Altstadt gefahren. Hinter ihm folgen per pedes die Regierung von Chur und vom Kanton und geladene Gäste. Mit der RhB fährt der Tross nach Haldenstein und von dort ebenfalls zu Fuss über den Rhein und hoch zum Schloss. Rote Flaggen von GastroGraubünden säumen den Weg. Unübersehbar ist in grossen Lettern drauf geschrieben, warum diese Flaggen da hängen: Herzliche Gratulation. Standespräsident Franz Sepp Caluori. Petrus muss ein Royalist sein – es herrscht im Gegensatz zum Samstag vor einer Woche Kaiserwetter. Mittendrin «Kaiser Franz» mit Frau und strahlendem Gesicht.
Ein erster Siedepunkt wird noch vor dem Mittag erreicht. Die Sonne scheint heiss auf die belegten Brötchen; erste Jackets werden ausgezogen. Schweisstropfen lassen Stirnen glänzen; manch ein Pochettli muss für das Abtupfen ebendieser herhalten. Schattenplätze sind zu dieser Stunde bereits heiss begehrt. Mittendrin gewährt «Kaiser Franz» seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Audienz, schüttelt Hände und stösst mit Wein auf sein Amtsjahr an.
Schoggimünzen und Cremeschnitten
Dass sich überhaupt so viele Leute auf ein Glas Wein im Schlossgarten von Haldenstein einlassen, grenzt an ein kleines Wunder: Es ist der erste Tag der Bündner Hochjagd.
Für das eigentliche Fest ist im Schlosshof ein Zelt aufgestellt. Lange Tische und Stühle sind in weisses Tuch gehüllt. Auf der Bühne spielt «Guya» Musik. Noch vor der Vorspeise ergreift Churs Stadtpräsident – auch er ein Kaiser in seinem Reich, sozusagen – das Wort. Er weist darauf hin, dass es die erste Standespräsidentenfeier ever in Haldenstein ist, und schlägt vor, dass Konditormeister Franz Sepp Caluori künftig Schoggimünzen prägen soll: Auf einer Seite das Schloss, auf der andern Seite sein Kopf. Für alle anderen hat Urs Marti folgenden Rat: Wenn es mal nicht so gut gehen sollte, müsse man einfach eine Caluori-Cremeschnitte essen. «Viva Mitte, viva Chur, Viva Seppo!» beschliesst er seine Rede. Und zuvorderst sitzt Franz Sepp Caluori inmitten seiner Familie und lacht.
«Es ist die zweitwichtigste Krönung in diesem Jahr nach King Charles», sagt Moderator Claudio Zuccolini, der launig durch die Feier führt. Er ist es auch, der den höchsten Bündner als «Kaiser Franz» betitelt – mit 112 von 115 Stimmen nach nordkoreanischen Verhältnissen gewählt.
Es werden weitere Reden geschwungen, wie es sich für eine würdige Krönungsfeier – bei der übrigens auch der höchste Schweizer, Martin Candinas, und der höchste Churer, Norbert Waser, zugegen sind – gehört. SP-Regierungsrat Peter Peyer erlaubt den anwesenden Herren, nach dem Salat die Kravatte auszuziehen. Offensichtlich ist ein weiterer Siedepunkt erreicht. Er spricht von Anlässen im Vorhof der Hölle, extrem innovativen Vorstössen wie ein halber Meter Abstand zu nicht männlichen Teilnehmern und bezeichnet Mitte-Kollege Marcus Caduff als «Mann ohne Eigenschaften.» Als er unter grossem Applaus zu seinen Kollegen zurück an den Tisch geht, entschuldigt er sich bei allen. Die Band spielt «Take me to the moon.»
Freunde fürs Leben
In weiteren Reden kommen an die Kasse: Bruno Claus, der Sesselkleber, der zusammen mit Andri Perl dafür schaut, dass Ex-Regierungsrat Christian Rathgeb nicht als Nationalrat gewählt wird. Der amtsjüngste Redner Reto Lehner von der SVP spielt das Chasperli-Intro auf der Mundharmonika und FDP-Christoph-Kuoni macht den Handstand auf der Bühne. Der Grossrats-Chor mit Regierungsrätin Carmelia Maissen und ihren Kollegen Domenig Parolini, Peter Peyer und Martin Bühler sowie Churs Stadtrat Patrik Degiacomi singt: «Freunde fürs Leben, die uns viel geben.»
Die «Freunde fürs Leben» schenken Franz Seppo Caluori viel: vor allem Gutscheine für das Café Merz, das Café Maron und für ein ungenanntes «richtiges Restaurant», in dem es nicht nur Pommes gibt.
Ganz zum Schluss ist «Kaiser Franz» nicht mehr mittendrin, sondern ganz zuvorderst. «Es ist mir eine grosse Ehre», sagt er, «meine Leidenschaft für die Gastfreundschaft auszuleben. Ich danke euch allen für euer Kommen.»
(Bilder: GRHeute)