Gebirgswald-Fachpersonen tagen zum Klimawandel

Die Schweizerische Gebirgswaldpflegegruppe (GWG) trifft sich zu ihrer Sommertagung in Graubünden. Über 60 Fachpersonen aus der Schweiz sowie dem nahen Ausland werden sich an drei Tagen über zentrale Herausforderungen wie den Klimawandel und passende Baumarten austauschen. Eröffnet wird der Anlass von Regierungsrätin Carmelia Maissen.

Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen von Mittwoch, 23. August, bis Freitag, 25. August, in Ilanz/Glion, im kantonalen Forstgarten Rodels sowie an weiteren vier Standorten im Churer Rheintal und in der Surselva zur Sommertagung der GWG zusammen, wie die Standeskanzlei des Kantons Graubünden am Mittwoch mitteilte. Jedes Jahr treffen sich die Gebirgswald-Fachleute, die beim Bund, in verschiedenen Kantonen, an Forschungsanstalten und Hochschulen oder dem angrenzenden Ausland tätig sind, zu einem Austausch.

Als Schwerpunktthema werden sich die Teilnehmenden heuer mit Fragen rund um die Anpassung der Waldbewirtschaftung an den Klimawandel auseinandersetzen. Diese sind nötig, um die Waldleistungen, wie etwa den Schutz vor Naturgefahren, nachhaltig zu sichern.

Wichtige Funktion des Schutzwaldes

Offiziell eröffnet wurde die Sommertagung am Mittwochnachmittag in Ilanz von Regierungsrätin Carmelia Maissen, Vorsteherin des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität. In ihrer Rede im «Haus der Begegnung» hob sie vor allem die Wichtigkeit des Schutzwaldes in Graubünden hervor: «Von der gesamten Waldfläche in Graubünden leisten rund zwei Drittel der Wälder eine besonders wichtige Funktion, indem sie uns wirkungsvoll vor Lawinen, Steinschlag, Rutschungen und Hochwasser schützen.»

Über den aktuellen Wissensstand zum Klimawandel sowie Szenarien zur erwarteten Waldentwicklung informierte anschliessend Prof. Dr. Harald Bugmann, Waldökologe an der ETH Zürich. «Diese Szenarien sind wichtige Grundlagen für die Anpassung an den Klimawandel, weil sich einerseits die Bedingungen deutlich rascher verändern, als sich die Waldbäume natürlicherweise weiterverbreiten und andererseits, weil sie eine Lebensdauer von mehreren hundert Jahren aufweisen und heutige Entscheide somit wegweisend für die künftige Entwicklung sind.»

Grundlagen fliessen in die tägliche Arbeit zurück

Ebenfalls vor Ort in Ilanz war Kantonsförster Urban Maissen. Er zeigte den anwesenden Gebirgswald-Fachpersonen auf, welche Strategie das Amt für Wald und Naturgefahren verfolgt, damit die Anpassung der Wälder mit einer Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt sowie der genetischen Vielfalt und einer verbesserten Störungsresistenz von Einzelbäumen gelingt. «Eine konsequente Umsetzung der Strategie ‹Lebensraum Wald-Wild 2021› ist dabei mitentscheidend, damit durch eine Reduktion des Schalenwildeinflusses auch die natürliche Waldverjüngung wieder ermöglicht wird», sagte Urban Maissen.

Luca Plozza, Präsident der Gebirgswaldgruppe, sprach zum Abschluss über die Wichtigkeit und Arbeit der GWG und deren Mitglieder. «In der Tagung erarbeiten wir Grundlagen, welche in die tägliche Arbeit der Waldbewirtschafter in der ganzen Schweiz zurückfliessen.» Gerade bei Fragestellungen in der Schutzwaldpflege stützen sich die Fachleute auf die Wegleitung NaiS (Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald) des Bundesamts für Umwelt, welche aktuell überarbeitet wird. An der Tagung werden die ersten Entwürfe präsentiert und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft.

Unterwegs in den Wäldern

Am Donnerstag, 24. August, geht es für die Teilnehmenden in die Wälder bei Untervaz, Chur, Rueun und Siat. Dort werden sie sich in Gruppen mit bisherigen Resultaten und Grundlagen aus der Forschung zu folgenden Themen auseinandersetzen: «Welche Baumarten finden zukünftig an diesem Ort gute Wuchsbedingungen vor?»; «Welche Baumarten werden verschwinden?»; «Wie viele Jungbäume werden gepflanzt und woher stammen diese?»; «Müssen die Jungpflanzen einzeln vor Wildverbiss geschützt werden oder sind grössere Wildschutzzäune nötig?»

Am letzten Tag der Sommertagung, am Freitag, 25. August, werden die Gruppen in Ilanz ihre vorläufigen Ergebnisse präsentieren. Die Fachstelle für Gebirgswaldpflege in Maienfeld wird daraus in den nächsten Monaten ein Instrument erarbeiten, welches anschliessend allen kantonalen Fachstellen für den Wald und den Forstdiensten der Gemeinden zur Verfügung stehen wird. Erkenntnisse aus der Tagung fliessen aber auch in die Überarbeitung von NaiS ein, welches als Vollzugshilfe des Bundes eine massgebende Grundlage für die Schutzwaldpflege in der Schweiz ist.

Weitere Informationen sind auf der Webseite zur Gebirgswaldpflegegruppe verfügbar.

(Bilder: GRHeute. Sie zeigen verschiedene Gebirgspanoramen mit Wald im Prättigau, am Partnunsee und im Unterengadin.)