Sozialhilfequote stabil – ausser bei Asylsuchenden

Im Jahr 2021 bezogen 2538 Bündnerinnen und Bündner zumindest einmal wirtschaftliche Sozialhilfe. Das sind 50 Personen weniger als 2020. Die Sozialhilfequote bleibt mit 1,3 Prozent stabil und liegt weiterhin unter dem nationalen Durchschnitt von 3,1 Prozent.

Geraten Menschen in der Schweiz in eine finanzielle Notlage, können sie sich an die Sozialhilfe wenden. Diese garantiert ein soziales Existenzminimum, wenn der eigene Lohn und andere finanzielle Hilfen nicht ausreichen oder nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Im Jahr 2021 wurden 2538 Personen im Kanton Graubünden durch die Sozialhilfe unterstützt. Das sind 1,3 Prozent der kantonalen Bevölkerung. Diese Quote ist eine der tiefsten der Schweiz. Der schweizweite Durchschnitt liegt im Jahr 2021 bei 3,1 Prozent.

 

Erholung des Arbeitsmarkts und wenige Neueintritte in die Sozialhilfe

Trotz der einschneidenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie nahm die Sozialhilfequote 2021 nicht zu. Einige der vom Bund getroffenen Massnahmen zur Eindämmung der finanziellen Ausfälle blieben weiterhin wirksam (u.a. Verlängerung und Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung, zusätzliche Taggelder bei der Arbeitslosenentschädigung sowie Entschädigungen bei Erwerbsausfällen). Gleichzeitig erholte sich der Arbeitsmarkt und die Arbeitslosenquote sank in Graubünden per Ende 2021 auf 1,4 Prozent. In der Sozialhilfe gab es deutlich weniger Neueintritte als in den Vorjahren. 2021 wurden 467 neue Dossiers eröffnet, 2020 waren es 590 Dossiers und 2019 518 Dossiers.

Ablösung aus der Sozialhilfe aufgrund einer verbesserten Erwerbssituation

Während im ersten Pandemiejahr 2020 aufgrund der schwierigen Arbeitsmarktsituation weniger Personen den Sprung aus der Sozialhilfe geschafft hatten, ist eine Verbesserung der Erwerbssituation 2021 wieder der Hauptgrund für eine Ablösung aus der Sozialhilfe: 197 Personen (36 %) traten aufgrund der verbesserten Erwerbssituation aus der Sozialhilfe aus. Im Jahr 2020 war die Situation auf dem Arbeitsmarkt deutlich schwieriger und so war eine Verbesserung der Arbeitssituation nur bei 135 Personen (26,3 %) der Beendigungsgrund. Insgesamt konnten 560 Dossiers abgeschlossen werden, was knapp einem Drittel der geführten Dossiers entspricht.

 

Deutlicher Anstieg bei Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund

Flüchtlinge mit Asyl werden in den ersten fünf Jahren ab Einreichung des Asylgesuchs durch den Bund finanziell unterstützt. Bei den vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen dauert die Unterstützung durch den Bund sieben Jahre ab Einreise. Danach müssen sie durch den Kanton mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt werden.

2015 nahmen die Asylgesuche in der Schweiz aufgrund der anhaltenden Konflikte in Syrien, in Afghanistan und im Irak sprunghaft zu. Dieser Anstieg zeigt sich zeitverzögert auch in der Sozialhilfe. Die Anzahl Sozialhilfebeziehender mit Asylhintergrund ist im Jahr 2021 gegenüber der Vorjahresperiode auch in Graubünden um 86 Personen auf 542 gestiegen. Damit erhöht sich auch der Anteil der Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund gemessen am Total der Sozialhilfebeziehenden von 17,6 Prozent (2020) auf 21,4 Prozent (2021).

 

Gesellschaftliche Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko

Die gesellschaftlichen Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko verändern sich kaum. Erstens sind Kinder und Jugendliche deutlich stärker von der Sozialhilfe betroffen als alle anderen Altersgruppen. In der Alterskategorie der 0- bis 17-Jährigen beträgt das Sozialhilferisiko 2,7 Prozent. Damit ist die Sozialhilfequote in dieser Altersgruppe mehr als doppelt so hoch wie der kantonale Durchschnitt. Dies liegt daran, dass Familienhaushalte häufiger auf die Unterstützung der Sozialhilfe angewiesen sind als Haushalte ohne Kinder.

 

Zweitens sind Einelternfamilien mit Kindern deutlich stärker gefährdet als alle anderen Haushaltstypen. Die Sozialhilfequote aller Haushalte liegt im Kanton Graubünden bei 1,5 Prozent. Die Sozialhilfequote bei Einelternhaushalten liegt bei 13 Prozent.

Drittens erhöht ein geringes Ausbildungsniveau das Sozialhilferisiko ebenfalls signifikant. Personen ohne Berufsbildung sind in der Sozialhilfe stark übervertreten. Während im Kanton Graubünden 14,2 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 64 Jahren keine Berufsbildung haben, liegt der Anteil bei den Sozialhilfebeziehenden bei 50,3 Prozent.

Weitere Informationen bietet der Statistische Atlas des Bundesamts für Statistik.

 

(Bild: Pixabay)