Die Evakuierung von Brienz wird aufgehoben

Das Dorf Brienz kann ab heute Nacht wieder bewohnt werden. Ab Mitternacht gilt die Phase «Gelb». Das Betretungsverbot wird auf das gefährdete Gebiet nördlich des Dorfes reduziert. Sollte sich die Gefährdungslage wieder verschlechtern, kann eine erneute Evakuierung nicht ausgeschlossen werden.

52 Tage nach der Evakuierung und 18 Tage nach dem grossen Schuttstrom kann in Brienz/Brinzauls wieder das Alltagsleben einkehren. Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra (GFS) hat am Montag entschieden, die Evakuierung des Dorfes um Mitternacht aufzuheben. Einwohnerinnen, Einwohner und Dauernutzer:innen von Zweitwohnungen können bereits heute die Nacht wieder im Dorf verbringen. Der Zutritt für Dritte und Medienschaffende ist ab Dienstag wieder erlaubt.

Das Betretungsverbot für die gefährdeten Gebiete wird ab Dienstag markant verkleinert. Statt bis hinunter an die Bahnlinie reicht es vom Plateau hoch über dem Dorf nur noch bis auf die Höhe der Gemeindestrasse von Vazerol und der nordöstlichen Dorfgrenze. Die Wanderwege ob Vazerol bleiben wegen der Gefahr von Steinschlag gesperrt.

Grosse Bussen möglich

Auch in der Phase «Gelb» besteht ein Teil des Betretungsverbots weiter. Das Gelände oberhalb des Dorfes bis zum Plateau bleibt aus Sicherheitsgründen gesperrt. Missachtungen des Verbots können mit Bussen bis CHF 5’000.– geahndet werden.

Das Betretungsverbot gilt aus Sicherheitsgründen. Es ist auf der Website der Gemeinde publiziert und in der Nähe des Dorfes zusätzlich im Gelände markiert. Verstösse können mit Bussen bis 5’000 Franken geahndet werden. Die Luftraumsperre über dem Gebiet wird am Dienstag aufgehoben.

Zufahrt eingeschränkt

Die Zufahrt nach Brienz/Brinzauls ist von der Seite Surava/Alvaneu ab Dienstag wieder frei. Die Gemeindestrasse von Vazerol nach Brienz/Brinzauls steht nur den Einwohner:innen, den Nutzer:innen von Zweitwohnungen und Lieferanten des Dorfes offen. 

Die Postautolinie zwischen Lenzerheide und Davos verkehrt vorerst weiter via Tiefencastel. Die Gemeinde und der Kanton klären zurzeit ab, wie die schmale Gemeindestrasse von Vazerol nach Brienz/Brinzauls künftig auch dem öffentlichen Verkehr dienen kann. Die Gemeinde bereitet für das Dorf kurzfristig einen Bedarfsbetrieb mit einem Rufbus vor. Sobald er organisiert ist, wird er bekannt gegeben.

Die Phase «Gelb»

Mit dem Beginn der Phase «Gelb» endet die Evakuierung von Brienz/Brinzauls nach gut sieben Wochen Dauer. Der Aufenthalt im Dorf ist nun wieder sicher. Der Gemeindeführungsstab weist aber darauf hin, dass bei einer erneuten Verschlechterung der Gefährdungslage wieder eine Evakuierung eingeleitet werden kann. Die Mitglieder des GFS bleiben weiterhin jederzeit abrufbar.

Eine künftige Gefährdung für das Dorf könnte möglicherweise vom Bereich «Plateau» ausgehen. Hoch über dem Dorf gelegen, könnten daraus zwei bis vier Millionen Kubikmeter sprödes Gestein abrutschen oder abstürzen. Der gesamte Hang wird weiterhin durch ein Frühwarnsystem mit vier voneinander unabhängigen Technologien überwacht und laufend durch ein Team aus erfahrenen Expert:innen für Geologie und Naturgefahren beurteilt. 

Rasche Evakuierung unwahrscheinlich

Ein grösseres Ereignis, welches das Dorf erneut gefährden könnte, wird sich wiederum über Wochen oder Monate im Voraus abzeichnen, sodass genügend Zeit verbleiben würde, die Bewohner:innen und Tiere des Dorfes in Sicherheit zu bringen.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Dorf sofort oder innert weniger Stunden evakuiert werden müsste, bleiben die Einsatzkräfte vorbereitet. In diesem Fall würden Alarmsirenen eingesetzt. Es gilt dann sofort die Phase «Rot» oder «Blau».

 

(Bilder: zVg.)