Am 30. Juni geben die Chur Bergbahnen (BCD) beim Bundesamt für Verkehr (BAV) das Plangenehmigungsgesuch zur Vorprüfung ein. Die Kostenschätzung beträgt 35 Mio. Bei einer Baukosten-Teuerung von 15,1 Prozent hält die BCD damit den max. Kostenrahmen von 30,5 Mio. ein.
In der Volksabstimmung vom Mai 2019 wurde über einen Investitionsbeitrag von 24, 4 Mio. +/-25 Prozent Kostengenauigkeit abgestimmt. Das ergibt einen Maximalbetrag von 30,5 Mio. Mit der Kostengenauigkeit gemäss SIA-Norm 102 werden die naturgemäss entstehenden Planungsstandänderungen abgebildet – nicht aber die Inflation von 15,1 Prozent (Baukostenindex Ostschweiz des Bundes). Die BCD appelliert an den Gemeinderat, möglichst schnell eine Volksabstimmung über die nachträgliche Indexierung des Investitionsbeitrages zu ermöglichen, wie die BCD am Freitag mitteilten.
Bauprojekt ist ausführungsreif
Das Bauprojekt ist gemäss Bundesamt für Verkehr (BAV) «ausführungsreif». Die Chur Bergbahnen (BCD) reichen das Projekt denn auch bereits am 30. Juni 2023 der Bewilligungsbehörde in Bern zur Vorprüfung ein. Die definitive Eingabe des Plangenehmigungsgesuches wird von der BCD auf Ende Oktober 2023 angestrebt. Auch die Umweltverbände (WWF und Pro Natura) beurteilen die umweltrelevanten Dokumente als «sehr gelungen». Die komplexen Raumplanungsverfahren mit zwei Gemeinden, einer Region, Kanton und Bund sind mit Unterstützung der Region Plessur koordiniert worden. Das komplexe öffentliche Submissionsverfahren für die 10er-Gondelbahn der Garaventa AG hatte insgesamt ein halbes Jahr gedauert und wurde bereits im Februar 2022 abgeschlossen. Anschliessend wurde das Plangenehmigungsgesuch zur Ausführungsreife gebracht.
Keine Kostenüberschreitung
Mit der nun vorliegenden Kostenschätzung von Fr. 35 Mio. liegt gegenüber den maximal budgetierten 30,5 Mio. Franken eine Kostensteigerung von 4,5 Mio. vor. Sie entspricht der Baukosten-Teuerung von über 15 Prozent seit der Volksabstimmung vor vier Jahren. Gegenüber dem Minimalbudget von Fr. 24,4 Mio. liegt das Projekt mit 30,5 Mio. zwar im budgetierten Rahmen, beansprucht aber die gesamte Kostengenauigkeit von + 25 Prozent für Planänderungen gemäss SIA Norm 102 im Betrag von 6,1 Mio. (teuerungsbereinigt, inkl. Reserve). Die Bahnelektromechanik kostet 3,5 Mio. mehr als im 2018 budgetiert (15,5 statt 12 Mio.). Die Talstation 1,6 Mio. (3,7 statt 2,1 Mio.), die Mittelstation 2,1 Mio. (5,9 statt 3,8 Mio.). Die Bergstation wird als reine Ankunftsstation um 1,1 Mio. preiswerter (1 Mio. anstatt 2,1 Mio.). Die Mittelstation auf Fülian musste wegen der Kundenbedürfnisse, der Erschliessung und dem Landschaftsbild verschoben werden. Der Bau des Panoramarestaurants auf dem Dach der Mittelstation führt zu keinen Mehrkosten für die Bahn.
Drei Stationen und Panoramarestaurant
Im März 2021 hatte Peter Bohren mit seiner Firma BauSpektrum die öffentliche Submission als Bauingenieur für sich entschieden. Peter Bohren ist ein national renommierter Bergbahningenieur. Seine Expertise für die Planung und die nun vorliegende Kostenschätzung war sowohl bei der Bahnelektromechanik als auch den drei Stationen sowie der Linienführung gefragt. Er wirkte auch als wichtigster Partner für die beiden bekannten Churer Architekten Coni Clavuot und Michael Schumacher mit ihren Teams. Die technischen Vorgaben der Bergbahn in Verbindung mit ihrer Positionierung bestimmten massgeblich die notwendigen Kubaturen der Stationen. Die Talstation des Architekturbüros Clavuot musste das Richtkonzept der Stadt Chur für die Gestaltung des Stadthallenareals befolgen. Beide Architekturbüros sind submissionsgerecht ausgewählt worden.
Sehr komplexes Projekt
Das Neubauprojekt der Brambrüeschbahn basiert auf dem Gesamtkonzept der BCD für den Khurer Hausberg. Zielgruppen sind Familien, sportlich Aktive, Geniesser sowie internationale Tourismusgäste, die den Panoramablick auf Fülian geniessen wollen. Das ganze Jahr «Uffa go» – für einen kürzeren oder längeren Zeitraum. Vorgabe der Stadt Chur für das Projekt ist es, künftig ohne Betriebskostenbeitrag auszukommen. Dies ist aber nur möglich, wenn eine Steigerung der Gästefrequenz um 30 Prozent auf 150’000 erreicht werden kann.
Diese Steigerung bedingt die Realisierung des aktuellen Neubauprojektes: die auch für Biker geeignete 10er-Gondelbahn in zwei Sektionen, der automatisierte Betrieb (1,2 Mio.), die IBC-Energiezentrale unter der Talstation zur Absicherung für den späteren Bau der Tiefgarage des Stadthallenareals (1,2 Mio.), das Panoramarestaurant auf Fülian (3,5 Mio.), der E-Shuttle auf Brambrüesch (0,35 Mio.), der Rutschbahnweg (0,8 Mio.) sowie der Skills Park und der Wasser- und Naturspielplatz (0,5 Mio.). Von all diesen Infrastrukturen ist einzig die Gondelbahn Bestandteil des Investitionskredites der Stadt Chur. Für die übrigen Investitionen im Umfang von 7,55 Mio. hat die BCD eigenständig die Finanzierung gesichert.
Das sehr komplexe Projekt kann nur erfolgreich gemanagt werden, weil der VR der BCD mit seinen Partnern über das entsprechende Know-how verfügt: Präsident Andreas Riedi (Wirtschaftsprüfer), Vizepräsident Thomas Mettler (Bauunternehmer), Peter Engler (Bergbahnexperte und Vertreter der Stadt Chur), Marina Crotta (Gastronomie), Thomas Hensel (Politik) und Jasmin Said Bucher (Gemeindevorstand Churwalden). Die Projektleitung wird vom VR-Delegierten Reto Küng (lic. oec. HSG) ) zusammen mit Projektleiterin Nina Vuillemin (Master of Arts HSG in Unternehmensführung) wahrgenommen.
Der Verwaltungsrat der BCD (ohne Gemeindevertreter) wirkt seit 2015. Bereits im 2016 wurde die Vorwärtsstrategie für die Neue Brambrüeschbahn entwickelt. Seit 2017 gibt es das beliebte uffa-Ganzjahresabo. In seiner Ära hat er die Gästefrequenz um über 50 Prozent von 73’000 auf 111’000 gesteigert, den Anteil des Sommers auf über die Hälfte erhöht, den Anteil der selbst erarbeiteten Mittel auf den Rekordwert von 84 Prozent gesteigert und stets sehr positive Jahresergebnisse erzielt.
Appell an Gemeinderat
Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) der Stadt Chur hat für die Sitzung vom 22. Juni 2023 einen Antrag an den Gemeinderat gestellt, bezüglich des Neubauprojektes Brambrüesch vom Stadtrat einen Bericht zu verlangen. Darin sollen die Bereiche Kosten, Corporate Governance und 2 Mio. Eigenmittel behandelt werden. Die BCD nimmt mit Erstaunen zur Kenntnis, dass dieser Antrag ohne Rücksprache mit ihr erfolgt ist. Sie versteht grundsätzlich, dass sich die GPK um dieses für Chur wichtige Projekt kümmert. Darum hatte die BCD die GPK auch bereits im März 2022 persönlich über die Kostensteigerung bei der Bahnelektromechanik von 3,5 Mio. Franken informiert. Es folgten auf dem Korrespondenzweg Erläuterungen zu den Themen Corporate Governance und Eigenmittel. Zuletzt am 10. Mai 2023. Die BCD appelliert an den Gemeinderat, die Behandlung des Antrages der GPK auf die nächste Sitzung vom 5. September 2023 zu verschieben.
Zum Thema Kosten hat die BCD bereits eine entsprechende Validierung durch ein auf Kostenplanung spezialisiertes Beratungsunternehmen in Auftrag gegeben. Die Themen Corporate Governance und Eigenmittel werden mit dem Churer Stadtrat geregelt. An der Gemeinderatssitzung im Herbst können dann die Weichen für eine Volksabstimmung über die nachträgliche Indexierung des Investitionsbeitrages von 24,4 Mio. +/- 25 Prozent gestellt werden. Der Gemeinderat hatte die Planänderungskosten bei der Bahnelektromechanik von 3,5 Mio. im Oktober 2022 mit dem Jahresbericht der BCD zur Kenntnis genommen.
Kontrolle durch die Stadt Chur
Das Projekt für die neue Brambrüeschbahn wird von der Stadt Chur engmaschig begleitet. Aufgrund der entsprechenden Leistungsvereinbarung vom September 2020 liefert die BCD alle drei Monate eine aktuelle Abrechnung über die Planungskosten. Die Stadt Chur zahlt diese dann in Tranchen aus. Der bewilligte Planungskredit beträgt 3 Mio. Franken. Bis Ende März 2023 wurden von der BCD davon erst 1 Mio. Franken in Anspruch genommen. Im weiteren kontrolliert die Stadt Chur das Projekt über die personellen Vertretungen ihrer Interessen im Verwaltungsrat der BCD, dem Lenkungsausschuss Stadthallenareal sowie der Baukommission des Projektes Neue Brambrüeschbahn.
(Bilder: zVg.)