Vor 100 Jahren haben die Schweiz und Liechtenstein einen Zollanschlussvertrag unterschrieben – was die beiden Länder mit einem Gala-Abend in Schaan FL gefeiert haben. Für Graubünden war Jon Domenic Parolini dabei, der die Nachbarschaft unseres Kantons zum Ländle betonte.
Am 29. März 1923 unterschrieben die Schweiz und Liechtenstein den Zollanschlussvertrag, der die beiden Länder seit dem 1. Januar 1924 zu einem einheitlichen Zoll- und Wirtschaftsraum verbindet. Um den Jahrestag der Unterzeichnung würdig zu begehen, fand am Mittwoch, 29. März 2023 im SAL in Schaan ein festlicher Gala-Abend statt. Unter den 250 geladenen Gästen befanden sich S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und der Schweizer Bundespräsident Alain Berset. Die beiden Staatsoberhäupter trafen sich vor dem Anlass zu einem Arbeitsgespräch auf Schloss Vaduz.
Ganz im Zeichen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit führten die ehemalige Liechtensteiner Skirennläuferin Tina Weirather und der Schweizer Radiomoderator Fabio Nay durch das Programm des Abends. Auf einen filmischen Rückblick auf 100 Jahre Zollvertrag folgte die Ansprache von S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein. Er würdigte die besondere Partnerschaft und betonte, dass mit dem Abschluss des Abkommens vor 100 Jahren Rahmenbedingungen geschaffen wurden, die dazu beitrugen, dass sich Liechtenstein zu einem prosperierenden Wirtschaftsstandort entwickeln konnte. «Gerade in diesem von Unsicherheiten geprägten Umfeld erfüllt es mich mit grosser Dankbarkeit, dass das daraus gewachsene, besonders nahe sowie freundschaftliche Verhältnis zwischen Liechtenstein und der Schweiz von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist», unterstrich S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein die Bedeutung des Zollvertrags.
Eine besondere Nähe
Bundespräsident Alain Berset führte diese Gedanken in seiner Ansprache weiter und sagte, dass mit dem Zollvertrag der Grundstein für zahlreiche Kooperationen zwischen der Schweiz und Liechtenstein gelegt wurde. Beide Staaten stehen sich für souveräne Staaten ausserordentlich nahe und arbeiten auf vielen Ebenen eng zusammen – sei dies im Gesundheits- und Bildungswesen bis hin zu Projekten im Rahmen der UNO. Diese enge Partnerschaft werde es der Schweiz und Liechtenstein ermöglichen, auch die weitere Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Nach den beiden Ansprachen gab es mit «100 Jahre Zollvertrag – Ein Gespräch unter Nachbarn» eine Podiumsdiskussion mit Liechtensteins Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni und Aussenministerin Dominique Hasler. Von Schweizer Seite nahmen daran die Regierungsräte Beat Tinner, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements des Kantons St. Gallen, und Jon Domenic Parolini, Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements des Kantons Graubünden, teil. Die Politikerinnen und Politiker waren sich einig: Gerade im Rheintal herrscht auch aufgrund der engen vertraglichen Verbindungen der beiden Nachbarländer ein reger Austausch und es konnte sich zu einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen Europas entwickeln.
Geschichte und Gegenwart
Das Moderatoren-Duo präsentierte abschliessend noch einen Ausblick auf das weitere Jubiläumsjahr. Am 29. April ist die Bevölkerung beidseits des Rheins zum grenzüberschreitenden Fest eingeladen, das ab 11 Uhr rund um die Alte Rheinbrücke Vaduz-Sevelen stattfindet. Präsentiert werden Kunstinstallationen, die aus Anlass des Zollvertragsjubiläums geschaffen wurden. Die Bevölkerung ist ferner eingeladen, an «Stammtischen» Platz zu nehmen und sich mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft auszutauschen.
Das Fest wird durch ein abwechslungsreiches Programm abgerundet. Ebenfalls in den kulturellen Bereich fallen die gemeinsamen Ausstellungen des Liechtensteinischen LandesMuseums in Vaduz und des Schweizerischen Zollmuseums in Gandria/TI. Diese blicken auf die spannende Geschichte des Zollvertrags zurück. Die Philatelie Liechtenstein und die Schweizerische Post feiern das Jubiläum mit einer Gemeinschaftsausgabe.
(Bild: zVg)