Der Waffenplatz in Chur dominiert zwar nicht die Landschaft, aber ab und an das Lärmgeschehen in der Bündner Hauptstadt. Aktuell sind es Infanteristen des Infanteriebataillons 56, die auf dem Rossboden trainieren. Und dabei unweigerlich auch für Schiesslärm sorgen.
Leichter Nebel hängt noch am Calanda-Massiv, Chur befindet sich derweil schon im Sonnenschein. Ein idyllischer Tag in der Bündner Hauptstadt. Doch dann knallt es dumpf. Vielerorts würde wohl leichte Panik ausbrechen, in Chur aber geht der Alltag normal weiter. Woher der Lärm kommt, ist allen Churerinnen und Churern klar: vom Waffenplatz Rossboden. Dieser wird aktuell wieder für militärische Übungen genutzt. Ein Aargauer Infanteriebataillon trainiert im Bündnerland während seines jährlichen Wiederholungskurses. Noch bis zum 16. Dezember sind die Soldatinnen und Soldaten an verschiedenen Orten im Bündnerland stationiert.
Einsatz an zwei Sport-Events
Für den Grossteil des Bataillons steht die Kernaufgabe, also das Kämpfen, im Zentrum. Eine Kompanie befindet sich derweil im Einsatz für zwei Sportveranstaltungen. Sowohl der Langlauf-Weltcup in Davos als auch der Ski-Weltcup der Frauen in St. Moritz werden vom Infanteriebataillon 56 unterstützt. Seit dieser Woche finden die Aufbauarbeiten statt. Die Soldaten helfen dabei, die Tribünen im Zielgelände auf Salastrains, die TV-Stationen sowie die Festzelte aufzubauen. Auf der Piste müssen die Auffangnetze aufgestellt und die Piste vom Neuschnee befreit werden. Ähnliche Arbeiten stehen in Davos an.
Für den Kommandanten des Verbandes, Major im Generalstab Mathias Maurer, ist es ein Anliegen, dass die Armeeangehörigen während des WK gefordert werden und hart trainieren. Deshalb ist auch ein dichtes Programm vorgesehen, das immer wieder Schiessübungen vorsieht, am Dienstag fand sogar ein Gefechtsschiessen bei Nacht statt.
Während Schüsse von Sturmgewehren ab einer gewissen Distanz kaum mehr hörbar sind neben der Autobahn, sind Sprengungen und Schüsse grösserer Waffen einiges lauter. «Für diese Lärmbelastung bitten wir die Churerinnen und Churern um Verständnis», sagt Maurer. Doch ein richtiges Einsatztraining der Infanterie ziehe Schiesslärm nach sich. «Nur, wenn wir realitätsnah und intensiv trainieren, sind wir in einem Ernstfall wirklich einsatzbereit», betont Maurer.
Ein traditionsreiches Bataillon
Das Infanterie Bataillon 56 hat rund 850 Angehörige, wovon rund zwei Drittel aus dem Aargau stammen. Der Kanton Aargau ist zudem der Götti-Kanton. Die Zahl 56 geht auf die Truppenordnung des Jahres 1874 zurück, als der Bund alle Bataillone von West nach Ost neu durchnummerierte. Ursprünglich war das heutige Infanterie Bataillon ein Füsilier Bataillon, über das der Kanton Aargau verfügen konnte. Mittlerweile sind die «56er» die einzig Überbleibenden von ehemals 18 Aargauer Füsilier Bataillonen.
Auf dem Badge der Einheit ist das offizielle Bataillonssymbol verewigt: der «Stumpen». Der Ursprung der Bezeichnung «Stumpenbataillon» stammt aus der ursprünglichen Rekrutierungsregion des Bataillons: dem See-, Wynen- und Ruedertal. Diese war bekannt für die Aargauer Zigarrenindustrie. Schnell kristallisierte sich hinaus, dass innerhalb des Bataillons die Genussmittel auch fleissig konsumiert wurden. Das «Stumpenbataillon» war geboren – und hat seinen Spitznamen noch heute.
(Autor: Dario Muffler, Kommunikationsoffizier Inf Bat 56/Bilder: zVg.)