Was für ein Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest 2022! Nach einem packenden Fest vor jeweils über 50’000 Zuschauern in Pratteln sicherte sich Joel Wicki dank einem Sieg im Schlussgang gegen Matthias Aeschbacher verdient die Krone des Schwingerkönigs. Aus Bündner Sicht holte Armon Orlik auf dem geteilten sechsten Rang den einzigen, erwarteten Bündner Kranz.
Aus Bündner Sicht ruhten die Hoffnungen am Eidg. Schwing- und Älplerfest einmal mehr auf Armon Orlik – und erneut zeigte der Bündner Vorzeigeschwinger einen ansprechenden Auftritt, auch wenn der ganz grosse Exploit ausblieb. Der erste Wettkampftag verlief für den Bündner mit drei Siegen und einer Niederlage einigermassen erfolgreich. Am Sonntagvormittag resultierten für Orlik dann allerdings zwei Gestellte. Der Schlussgang war für Orlik damit ausser Reichweite. Mit einem Zehner im siebten Gang sicherte sich der Maienfelder aber immerhin den dritten eidgenössischen Kranz. Hinter Orlik bleibt im Bündner Schwingverband aber eine grosse Lücke zur Schweizer Spitze.
Zwei Gestellte am Sonntagmorgen
Trotz der Niederlage vom Samstag gegen Christian Stucki war der Bündner Trumpf Armon Orlik nach dem ersten Wettkampftag noch auf Schlussgang-Kurs. Zwei Gestellte gegen die defensiv starken Kilian Wenger und David Schmid beendeten dann aber am Sonntagvormittag die Schlussgang-Hoffnungen des starken Maienfelders. Mit einem souveränen Sieg im siebten Gang sicherte sich Orlik aber zum dritten Mal in Serie den eidgenössischen Kranz.
Eine starke Leistung für das Aushängeschild des Bündner Schwingsports, auch wenn Orlik der ganz grosse Durchbruch nicht gelang und am Sonntag der erhoffte Punch etwas fehlte. Curdin Orlik, Armons für den Berner Schwingverband kämpfende «einstige» Bündner, zeigte ebenfalls eine starke Leistung und holte sich nach 2019 seinen zweiten eidgenössischen Kranz.
Christian Biäsch mit solidem Sonntag
Aus Sicht des Bündner Schwingverbands bleibt Armon Orlik weiterhin der einzige Mohikaner, der an der Schweizer Spitze mitschwingt: Vier weitere Bündner waren am ESAF 2022 dabei, konnten dabei aber mehrheitlich keine Stricke zerreissen.
- Mit drei Niederlagen am Samstag hatte Christian Biäsch am Samstag Glück, sich für den Sonntag zu qualifizieren. Dort lief es dem Davoser dann deutlich besser: Nach zwei Siegen und einem Gestellten kam er nochmals in die Nähe der Kranzentscheidung, das Defizit vom Samstag war letztlich aber zu gross, am Ende fehlten 1,75 Punkte für Eichenlaub. Sinnbildlich ging der letzte Kampf dann auch verloren.
- Marc Jörger zeigte mit zwei Siegen und einem Gestellten einen vielversprechenden Samstag, fiel am Sonntag aber mit vier Niederlagen in Serie nicht nur aus den Traktanden um einen Kranz, sondern auch in der Rangliste weit zurück.
- Roman Hochholdinger rettete sich am Samstag als Letzklassierter gerade noch für den zweiten Wettkampftag am Sonntag, wo er aber mit zwei weiteren Niederlagen am Vormittag ausschied.
- Marc Jörgers älterer Bruder Corsin Jörger, der als Ersatzschwinger ins Feld rutschte, musste schon am Samstag die Segel nach drei Niederlagen streichen.
Hier gehts zur gesamten Rangliste.
Hier gehts zur Statistik.
8. Gang
Im achten Gang sicherte sich Armon Orlik den eidgenössischen Kranz endgültig: Mit einem weiteren Gestellten gegen den Innerschweizer Sven Schurtenberger holte sich der Maienfelder zum dritten Mal in Serie einen eidgenössischen Kranz.
Rangliste nach dem 7. Gang
Statistik nach dem 7. Gang
7. Gang
Im siebten Gang liess Armon Orlik nichts anbrennen: Nach den beiden Gestellten gegen die defensiv starken Kilian Wenger und David Schmid gewann der 27-jährige Bündner den 7. Gang gegen den Summiswalder Konrad Steffen problemlos und sicherte sich damit den Kranz.
Zwischenrangliste nach sechs Gängen (Sonntagmittag)
Statistik nach sechs Gängen (Sonntagmittag)
6. Gang
Auch im sechsten Gang kam Orlik nicht über einen Gestellten hinaus. Gegen den hartnäckigen Defensivkünstler Schmid fand Orlik kein Rezept, immerhin erhielt er eine 9. Schmid ballte nach dem Kampf die Faust, obwohl er sich mit einer 8,75 zufrieden geben musste. Orlik fällt nach dem erneuten Gestellten zurück, der Schlussgang ist damit für Orlik ausser Reichweite.
Auch für die beiden verbliebenen Bündner endete das ESAF 2022 mit einer Ernüchterung: Corsin Jörger verlor seine beiden Kämpfe am Sonntag gegen Eric Fankhauser und Johann Borcard und wird die Endausmarchung am Sonntagnachmittag mit zwei Siegen, drei Niederlagen und einem Gestellten verpassen. Auch Roman Hochholdinger hat ein eher enttäuschendes Eidgenössisches hinter sich: Der Felsberger verlor seine beiden Gänge am Sonntag gegen Toni Kurmann und Colin Schlüchter und beendet das Fest mit vier Niederlagen, einem Gestellten und einem einzigen Sieg vom Samstag gegen den Amerika-Gastschwinger Andrew Stephen Betschart.
5. Gang
Im fünften Gang am Sonntagmorgen musste der Orlik gegen den einstigen Schwingerkönig Kilian Wenger ran: Nach einem packenden Kampf stellten die beiden Schwing-Schwergewichte. An den Rand einer Niederlage kam keiner der beiden. Die Chancen auf eine Schlussgang-Teilnahe verkleinern sich damit leider für Orlik. Aus Bündner Sicht musste sich ausserdem der Emser Marc Jörger im 5. Gang Erich Fankhauser geschlagen geben.
Den ersten ESAF-Tag im Live-Ticker zum Nachlesen gibts hier.
Hier gehts zur kompletten Rangliste nach dem ersten ESAF-Tag.
Hier gehts zur Statistik nach dem ersten ESAF-Tag.
Der zweifache Eidgenosse und Schlussgangteilnehmer des ESAF 2016 in Estavayer-le-Lac, Armon Orlik, wird bereits zum vierten Mal an einem ESAF teilnehmen – und geht als Geheimtipp ins Rennen. Der Maienfelder ist bestens aufgestellt, wieder ein Wörtchen ganz vorne mitzureden: Am Glarner-Bündner Kantonalfest siegte Orlik, zudem blieb er auf der Rigi sowie auf dem Brünig ohne Niederlage.
Zum engsten Favoritenkreis gehört Orlik unter den 274 Schwingern am ESAF 2022 aber nicht: Meistgenannter Königsanwärter ist Orliks Nordostschweizer Kollege Samuel Giger: Der Überschwinger der letzten beiden Saisons ist der Mann, den es am ESAF zu bezwingen gilt. Dahinter gehören der Innerschweizer Joel Wicki, der Schlussgang-Verlierer von 2019, sowie die Berner Adrian Walther und Werner Schlegel zu den Top-Favoriten.
Im Anschwingen bekommt es Orlik mit dem Südwestschweizer Eidgenossen Lario Kramer zu tun, der dieses Jahr das Urner und das Fribourger Kantonalschwingfest für sich entscheiden konnte – eine der vielen Spitzenpaarungen im ersten Gang am Samstagvormittag (siehe unten). Zwei Mal duellierten sich die beiden bisher, zwei Mal siegte Armon Orlik, zuletzt am Nordostschweizer Schwingfest 2019. Doch seither hat Lario Kramer grosse Fortschritte gemacht und gehört dieses Jahr zu den Stärksten im Lande.
Die weiteren Bündner am Start sind Aussenseiter: Für Roman Hochholdinger ist die Teilnahme in Pratteln bereits die sechste (!) Teilnahme an einem «Eidgenössischen» seit seinem Debüt 2007 in Aarau. Christian Biäsch wurde nach 2016 und 2019 zum dritten Mal selektioniert, während Marc Jörger nach 2019 in Zug nun im Baselbiet zum zweiten ESAF-Auftritt kommt. Als Ersatz-Schwinger nominiert wurde aus Bündner Sicht Corsin Jörger, eine allfällige Teilnahme wäre für den Emser eine Premiere.
«Exil-Bündner» mit Chancen
Aus Bündner Sicht nicht aus den Augen verlieren sollte man auch Curdin Orlik, Armons Bruder. Der für den Berner Kantonalen Schwinger-Verband startende Bündner hat eine starke Saison hinter sich und gehört in Pratteln ebenfalls zu den Hoffnungsträgern auf einen Kranz. Im Anschwingen bekommt es Orlik mit dem Innerschweizer Eidgenossen Marcel Bieri zu tun.
Über 50’000 Tickets haben die Organisatoren für das grosse Fest abgesetzt. SRF überträgt das ESAF 2022 live, am Samstag ab 07:15 Uhr, am Sonntag ab 07:30 Uhr.
- Orlik Armon, Jg. 1995, Maienfeld; SC Unterlandquart
- Hochholdinger Roman, Jg. 1981, Felsberg; SC Chur
- Biäsch Christian, Jg. 1996, Davos; SV Davos
- Jörger Marc, Jg. 1994, Domat/Ems; SK Domat/Ems
- Jörger Corsin*, Jg. 1993, Domat/Ems; SK Domat/Ems (zweiter Ersatzschwinger)
- Samuel Giger – Fabian Staudenmann
- Matthias Aeschbacher – Werner Schlegel
- Damian Ott – Christian Stucki
- Adrian Walther – Joel Wicki
- Kilian Wenger – Benjamin Gapany
- Florian Gnägi – Roger Rychen
- Remo Käser – Pirmin Reichmuth
- Domenic Schneider – Michael Ledermann
- Sven Schurtenberger – Stefan Burkhalter
- Christian Schuler – Raphael Zwyssig
- Samir Leuppi – Thomas Sempach
- Simon Anderegg – Benji von Ah
- Curdin Orlik – Marcel Bieri
- Fabian Kindlimann – Kilian von Weissenfluh
- Bernhard Kämpf – Patrick Räbmatter
- Christian Gerber – Reto Nötzli
- Erich Fankhauser – Joel Strebel
- Mike Müllestein – Michael Bless
- Armon Orlik – Lario Kramer
- Nick Alpiger – Michael Wiget
(Bilder: SRF)