Was für ein Frust: Nino Schurter muss weiter auf den 34. Weltcup-Sieg im Cross-Country und somit den alleinigen Rekord warten. Der Bündner lag im Weltcup-Rennen auf der Lenzerheide vor 10’000 Zuschauern bis kurz vor Schluss in Führung, wurde dann aber nach einem Rencontre mit Matthias Flückiger im letzten Waldstück zurückgeworfen. Nach dem Rennen tobte der 36-Jährige über seinen Landsmann Flückiger: «Er hat mich einfach abgeschossen, es ist traurig!»
«Er wollte mich an einer Stelle überholen, an der es einfach nicht geht, und hat mich abgeschossen. Es ist einfach traurig. Ich hätte ziemlich sicher gewonnen.» Der Frust bei Nino Schurter nach dem ziemlich dämlichen Manöver, das, wenn nicht Schurter, dann mit Flückiger einem Schweizer ziemlich sicher den Sieg kostete, war gross. «Das ist eine ganz schlechte Antwort von ihm. So etwas darf an einem Schweizer Weltcup nicht passieren.»
Schurter distanzierte sich auch nicht davon, Flückiger gar Vorsatz zu unterstellen: Der Berner hatte Schurter im Jahr zuvor im Bündnerland im Schlusssprint den Sieg überlassen müssen: «Ich interpretiere das so, dass er diese Niederlage immer noch nicht verkraftet hat.» Schon im Ziel hatte ein wütender Schurter Flückiger verbal attackiert: «Du bist ja nicht normal! Mann eh…»
Flückiger selbst spielte die Szene runter. «Es tut mir leid, dass das passiert ist. Aber man muss sehen: Es ist ein Rennen, Mann gegen Mann, jeder will gewinnen. Dass das Rennen so endet, ist natürlich schade.» Gerade von Schurter habe er gelernt, «frech zu fahren und zu überholen». Nun habe es halt «gechlepft», das komme in Wettkämpfen eben hin und wieder vor.
Dem Italiener Luca Braidot konnte der Schweizer Zweikampf egal sein. Er feierte mit 31 Jahren seinen ersten Weltcupsieg. Hinter ihm landeten der Südafrikaner und Alan Hatherly und Flückiger auf dem Podest. Unmittelbar hinter Schurter wurde Filippo Colombo Fünfter. Auch Thomas Litscher (7.) und Vital Albin (13.) trugen ihren Teil zu einer mannschaftlich starken Schweizer Leistung bei – nur leider ohne Happy End für Schurter, dafür einem Krach im Schweizer Lager.
Immerhin schaffte es bei den Frauen Alessandra Keller die erste Schweizerin seit August 2019 im Weltcup den Sprung aufs Cross-Country-Podest, sie wurde Dritte.
«Nun, die Atmosphäre und die Leute haben alles für uns gegeben! Es gab so viele, die mir als Schweizer Meisterin zujubelten, und ich habe versucht, das aufzunehmen und als zusätzliche Motivation zu nutzen. Ich bin sehr glücklich über meine Leistungen an diesem Wochenende, besonders über meinen dritten Platz heute. Ich meine, das ist meine beste Weltcup-Platzierung bis jetzt und ich freue mich sehr, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.» – Alessandra Keller
«Das ist magisch. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich sehe immer noch Nino und Flückiger vorne. Die beiden sind gestürzt. Wir gingen an ihnen vorbei. Dann blieben noch Hatherly und ich übrig. Ich hatte Schmerzen in meinem Bein und der Sprint war sehr hart. Morgen werde ich vielleicht realisieren, was ich hier erreicht habe.» – Luca Braidot
„Ein wirklich taktisches Rennen war das heute. Nino, Flückiger und Colombo fuhren ein starkes Rennen und versuchten, das Feld zu entzerren und sich abzusetzen. Ich blieb einfach geduldig und selbstbewusst Es ist wirklich schwer, hier auf dieser Höhe ein hohes Tempo zu halten. Ich bin jedes Mal weiter hinten drangeblieben, um Energie zu sparen. Ich wartete auf den Sprint und erwartete eigentlich einen 4-Mann-Sprint, aber es wurde ein 2-Mann Sprint zwischen mir und Luca durch den Crash zwischen Nino und Mathias. Ich bin Zweiter, das ist mein bestes Weltcup-Ergebnis auf Olympischer Distanz, und es stehen noch viele weitere Weltcups an, ich kann kaum auf die nächsten warten.» – Alan Hatherly
«Im letzten Waldstück bei einer der letzten Passagen hat er probiert zu überholen, wo es einfach nicht geht und hat mich abgeschossen. Es ist traurig! Wir wären auf eins und zwei gewesen und ich hätte ziemlich sicher gewonnen. Eine bessere Situation hätte es für meinen Rekord nicht gegeben. Es ist eine schlechte Antwort von ihm, ich kann es nur so interpretieren, dass er die Niederlage von letztem Jahr nicht verkraftet hat und mich deswegen einfach abgeschossen hat. Ich verstehe es wirklich nicht!» – Nino Schurter
«Das ist Rennfahren. Wir haben uns mehrmals im gesamten Rennen gegenseitig überholt. Es wurde immer enger zwischen uns nach jedem Überholmanöver. Dann haben wir uns touchiert und sind gestürzt. Es ist nicht schön, das Rennen so zu beenden, aber es ist, wie es ist. Das kann eben im Rennsport passieren.» – Mathias Flückiger