Klosters schenkt sich ein Buch zum Geburtstag

Kinder, deren Zeichnungen auf die Schulhauswand projiziert werden, ein Mann, der ein Buch über Klosters geschrieben hat und der Festakt in der Kirche: Die Festivitäten zum 800-Jahre-Jubiläum in Klosters haben mit der Gründungswoche einen weiteren Höhepunkt gefunden. 

«Walserstolz & Weltgeschichten» heisst die Geschichte, die sich Klosters zum 800 jährigen Jubiläum schenkt. Immer wieder werden neue Kapitel geöffnet – am Dienstag zum Beispiel fand rund um die Kirche der Auftakt zur Gründungswoche statt. Man könnte das auch den Epilog nennen, der erst später hinzugefügt wurde, weil ohne die erste urkundliche Erwähnung gäbe es kein Klosters oder zumindest nicht so wie wir es heute kennen. Oder wie es der Projektleiter für die 800-Jahr-Feier, Christoph Luzi, am Dienstag vor den Medien in Klosters ausdrückte: «Seit 800 Jahren wird in Klosters ‹gfiiret, gschaffet, gliabt und ghuuset›.»

Die erste urkundliche Erwähnung steht in einer Güterliste des Klosters Churwalden. Am 24. Mai 1222 wurde die «Kirche St. Jakob im Prättigau» in einer päbstlichen Bulle erwähnt. In Kirchenlatein heisst das: «ecclesiam Sancti Jacobi in Bretenkowe». Die Geschichte, warum und wieso es ein Kloster war, ist ein wenig kompliziert, aber dazu später mehr. Interessant ist noch der Hinweis, dass es sich um Weltkleriker in einer Probstei handelte, die sich um die Seelsorge kümmerten.

Mit der Verbreitung der Reformation änderte sich auch die Stellung des Klosters. Spannend ist hierbei die Geschichte des Probsts Bartholomäus Bilgeri, der sich um 1525 aus dem Kloster zurück zog und die Schwester des damaligen Landammanns Bartholomäus Jegen heiratete. Das Paar zog nach Chur und bekam viele Kinder. Bartholomäus Bilgeri starb 1550. Das Kloster hatte sich nach seinem Weggang aufgelöst.

Voller Saal und Hexengeschichten

Man könnte hier Seitenlang weiter über die Geschichte von Klosters weitererzählen. Abgeschrieben ist das alles aus dem Buch «Klosters – 800 Jahre Geschichte – 1222-2022» des einheimischen Historikers Florian Hitz. Er präsentierte sein Werk ebenfalls am Dienstag in einer Vernissage. Das Buch ist 272 Seiten dick, wobei ab Seite 150 der Bildteil beginnt. So nimmt man teil am Aufstieg zum touristischen Wallfahrtsort der Schönen und Reichen, dem Bau der RhB und den Hotels. «Ein Vermächtnis», nannte es Eva Waldburger, kulturzuständig im Klosterser Gemeindevorstand, an der Vernissage im proppenvollen Kirchgemeindehaus. «Wir sind überwältigt vom Interesse», sagte sie angesichts des vollen Saales. Einmal angefangen, hätte sie kaum mit lesen aufhören können. »Als Frau haben mich vor allem die Geschichten über die Hexenverbrennungen sehr fasziniert.»

Der Vernissage – es geht Schlag auf Schlag in Klosters in dieser Gründungswoche – folgte das Spiel der neuen Glocken, der Walserglocke und der Jakobsglocke, mit der Glockenzier vom einheimischen Künstler Christian Bolt. Der Kirchenplatz füllte sich ebenso wie kurz darauf die Kirche für die offiziellen Festvorträge von Christoph Luzi und Florian Hitz und einem Grusswort des Bürgergemeindepräsidenten Thomas Kessler. Dazwischen verschiedene Orgelspiele wie von Lukretia Sonderegger an der uralten Köberle-Orgel von 1686: Erhabene Momente für eine 800 Jahre alte Gemeinde, deren Probst sich der Reformation anschloss und die Schwester des Landammanns heiratete.

Den Tag rundete eine Illuminationsshow der Klosterser Schulkinder ab; ihre Zeichnungen zu Klosters früher und heute, unterteilt in Themen wie Mobilität und Tourismus, wurden vom Künstlerkollektiv «NOA – no ordinary art» an die Schulhauswand projeziert. Dazu reichten die Oberstufenschüler einen Apéro, den sie in der vorgegangenen Projektwoche selber hergestellt hatten.

Auch in den nächsten Tagen wird in Klosters noch gefeiert: 

Glockenkonzert am 26. Mai 2022

Ein einmaliges Konzert in Uraufführung erwartet Besucherinnen und Besucher am 26. Mai 2022 auf dem Kirchplatz: Alle Glocken der Kirche erklingen im Zusammenspiel mit der Festmusik Bandella vista mare. Der Glockenspieler Eric Nünlist präpariert die Kirchenglocken so, dass er mit Seilzügen direkt anschlagen kann. Im Anschluss an das Konzert wird die Illuminationsshow der Schule Klosters gezeigt mit musikalischer Umrahmung von Musikern der Bandella Vista Mare. 

Konzert im Kulturschuppen am 27. Mai 2022

Das einheimische «ensemble le phénix» bietet gemeinsam mit dem argentinischen   Bandoneon-Meister Marcelo Nisinman  ein mitreissenden Konzert im Spannungsbogen «Von Mozart bis Tango», eine spannende Reise von Mozarts berühmtem Quartett KV 157 bis zu packenden Piazzolla-Melodien erwartet die Konzertbesucher. Im Anschluss an das Konzert folgt beim Apéro die Illuminationsshow der Schulklassen Klosters mit einem Auftritt des
Kinderjodelchörli Silvretta Stärnli. 

Grosser Festakt am 28. Mai 2022

Der Samstag, 28. Mai 2022 steht ganz im Zeichen des grossen Festaktes. Die Musikgesellschaft Davos Klosters lädt gemeinsam mit den Turmbläsern um 10.00 Uhr zum Platzkonzert. Mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der reformierten Kirche Klosters wird der Festakt feierlich begangen und der anschliessende Festapéro leitet über zu einem umfangreichen und interessanten Rahmenprogramm mit verschiedenen Führungen und Attraktionen. 

Rahmenprogramm

Der Marchtchäller lädt zum Rundgang mit heimischem Handwerk und feinen Köstlichkeiten. In der Wärchstuba wird geklöppelt und viel Wissenswertes über die Geschichte und Technik dieses alten Handwerkes vermittelt. Die Gemeindebibliothek veranstaltet eine Bücherralley und jeweils zur vollen Stunde kann die reformierte Kirche vom Kellergewölbe bis in die Kirchturmspitze entdeckt werden. Im Sprützenhüschi können sich Besucher mit der Herstellung von Badesalz versuchen und das Nutlihüschi lädt zu Gerstensuppe und ofenwarmen Brot aus dem Backhüschi. Wer wissen will, wie das Korn zum Mehl wird, der darf die alte Rohrmühle besuchen, sie klappert von 10:00 bis 16:00 arbeitsam am Wasserrad. 

Kunsthaus Klosters

Im Jubiläumsjahr wird das alte Primaschulhaus zum Kunsthaus Klosters und zeigt in 13 Räumen Werke mit Bezug zu Klosters  von 53 professionellen Künstlerinnen und Künstlern.  Die Exponate nehmen Bezug zur Geschichte der Walser Kultur oder zu aktuellen Fragen in Bergregionen. Über die gesamte Ausstellungszeit von sechs Monaten findet zudem ein «Artist in Residence»-Programm statt, das Kunstschaffenden ermöglicht, im Schulhaus ihren kreativen Tätigkeiten nachzugehen und ihre Arbeiten zu präsentieren. Eröffnung:  28. Mai 2022 um 15.00 Uhr.

Alle Details zum Jubiläumsjahr finden sich hier: Klosters800.ch.

(Bilder: Kunsthaus: GRHeute, Christian Bolt: Nadia Waldfluh, andere: Adrian Flütsch)