Das CEFL-Europacup-Viertelfinal vom Samstagabend in Chur zwischen den Calanda Broncos und den Budapest Wolves war am Ende nichts für schwache Nerven: Nach einem ziemlich verrückten Schlussviertel mit sechs Touchdowns siegten die Bündner am Ende nicht unverdient mit 35:28 (14:7, 0:0, 0:0, 21:21) und stehen damit im Halbfinal. Die grossen Figuren aus Sicht der Broncos waren Passverteidiger Matt Tannò mit zwei Interceptions und Running Back Brecht DeBoosere mit zwei Touchdowns im 4. Viertel.
So spannend hätten es die Broncos im Viertelfinal vor 525 Zuschauern in Chur gegen Budapest nicht machen müssen. Viele Strafen und einige unnötige individuelle Fehler sorgten am Ende aber für ein bis zum Schlusspfiff unterhaltsames Spiel. Die Bündner starteten wie die Feuerwehr ins Spiel und schienen nach wenigen Spielminuten auf einen dominanten Sieg hinzusteuern. US-Quarterback Chase Andries fand seinen Landsmann Max Gray nach wenigen Minuten über 26 Yards zum Eröffnungs-Touchdown. Wenige Minuten später dann bereits das nächste Highlight: Broncos-Passverteidiger Matt Tannò fing einen Pass der Ungarn an der eigenen 15-Yard-Linie ab und retournierte die Interception übers ganze Feld zur 14:0-Führung. Die körperlich starken Gäste liessen sich davon aber nicht beirren und verkürzten noch vor dem ersten Seitenwechsel durch einen Laufspielzug aus kurzer Distanz zum 14:7.
Keine Punkte im 2. und 3. Quarter
In der Folge übernahmen die Verteidigungen beider Teams das Zepter und liessen zwei Quarter lang keine Punkte mehr zu. Nicht, dass die beiden Offenses nicht Chancen gehabt hätten: Die Budapester leisteten sich kurz vor dem möglichen Ausgleich einen Fumble, die Broncos gingen nach einem First Down kurz vor der gegnerischen Endzone mit einem am Ende misslungenen Field Goal leer aus. Dazu kamen viele Strafen, mit denen sich insbesondere die Broncos immer wieder selbst schwächten.
Wie aus dem Nichts brachen im Schlussviertel auf einen Schlag alle Dämme. Den Anfang machte ein 15-Yard-Touchdown-Pass von Andries auf Greg Calonego zum 21:7. Die couragiert kämpfenden Gäste blieben aber weiter hartnäckig, kämpften und verwerteten letztlich einen vierten Versuch über 26 Yards zum erneuten Anschlusstouchdown zum 14:21.
Brecht DeBooseres zwei Touchdowns
Die Broncos-Offense hatte nun aber auch Fahrt aufgenommen. Zuerst wurde ein 60-Yard-Touchdown-Lauf Brecht DeBooseres wegen einer Strafe aberkannt, aber nur wenige Minuten später holte der schnelle Belgier aus 9 Yards die Zwei-Touchdown-Führung für die Broncos doch noch zurück (28:14). Sehr zum Missfallen der Broncos-Coaches komplettierten die Ungarn danach aber erneut eine lange 4th-Down-Situation und verkürzten knapp vier Minuten vor Schluss zum 28:20, wieder durch einen Lauf aus kurzer Distanz.
Die verrückte Schlussphase hatte aber erst begonnen. Die Bündner leisteten sich zwei Minuten vor Schluss einen Ballverlust und eröffneten den Ungarn damit die Chance, das Spiel doch noch auszugleichen und in die Verlängerung zu schicken. Doch bereits im ersten Versuch der Ungarn krallte sich erneut Tannò einen Pass des ungarischen Quarterbacks Leventhe Toth. Die vermeintliche Vorentscheidung, zumal erneut DeBoosere mit einem sehenswerten 38-Yard-Touchdown-Run kurz darauf, 90 Sekunden vor Spielende, für das 35:20 sorgte.
Die Türe für ein Comeback offen gelassen
Die Broncos spielten an diesem Abend aber insgesamt zu fehlerhaft und mit zu wenig Killerinstinkt. Und so war es denn auch kein Wunder, dass die Gastgeber die Ungarn 34 Sekunden vor Spielende erneut ins Spiel zurückliessen, diesmal nach einem langen 54-Yard-Touchdown-Pass zum 28:35. Erst der misslungene Onside Kick sicherte den Broncos letztlich den Sieg.
Nach dem ziemlich erkrampften Heimsieg gegen den vor allem körperlich starken ungarischen Meister stehen die Broncos erneut im CEFL-Halbfinal. Wer der Gegner der Bündner am 4. Juni sein wird und wo das Spiel stattfinden wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass die Broncos auf einen Hochkaräter treffen und dabei im Vergleich zum Budapest-Spiel sicher noch eine Schippe drauflegen müssen: Für die Halbfinals ebenfalls qualifiziert sind der italienische Meister Parma Panthers, der deutsche Vizemeister Schwäbisch Hall Unicorns und der französische Rekordmeister Paris La Courneuve Flash.
Das Spiel im Live-Stream:
«Auf den Europacup zu verzichten, wäre die schlechtere Option»
(Bild: Brecht DeBoosere überzeugte gegen Budapest mit zwei Touchdowns: Sergio Brunetti/stockpix.ch)