Das letzte Regierungsratspodium vor den Wahlen stand ganz im Zeichen der Wirtschaft. Im Churer Titthof diskutierten Martin Bühler, Marcus Caduff, Roman Hug, Carmelia Maissen, Jon Domenic Parolini, Peter Peyer und Hans Vetsch unter der Leitung von «Südostschweiz»-Redaktor Olivier Berger über die Zukunft unseres Kantons. GRHeute fasst den Abend zusammen.
Fun Facts: Eine Kandidatin (Carmelia Maissen) und zwei Kandidaten (Roman Hug, Hans Vetsch) haben Architektur studiert. Roman Hug an der damaligen HTW, wo er unter anderem eine Kandidatin (Carmelia Maissen) als Dozentin hatte. Eine Kandidatin (Carmelia Maissen) und zwei Kandidaten (Hans Vetsch, Jon Domenic Parolini) besuchten die ETH. Zwei Kandidaten (Marcus Caduff, Martin Bühler) haben für die Armee Einsätze im Ausland absolviert. Zwei Kandidaten (Martin Bühler, Hans Vetsch) haben ihr erstes Geld in einer Apotheke im Prättigau verdient: Hans Vetsch als Ausläufer in Klosters, Martin Bühler verpackte für eine Drogerie in Schiers Flyer.
Eine Kandidatin (Carmelia Maissen) bekam ihr erstes Geld für das Hüten ihrer zehn Jahre jüngeren Schwester, ein Kandidat (Roman Hug) musste den acht Jahre jüngeren Bruder ebenfalls hüten, bekam aber kein Geld dafür. Ein Kandidat (Marcus Caduff) hat pro Jahr etwa 100 Franken mit Maulwurf-Fangen verdient. Für eines gab es zwei Franken. Zu den Sponsoren der von den Dachorganisationen Wirtschaft Graubünden (DWGR; Bündner Gewerbeverband, Handelskammer und Arbeitgeberverband Graubünden, HotellerieSuisse Graubünden) organisierten Veranstaltungen gehörte auch der Graubündner Baumeisterverband – etwas, das vor vier Jahren gar nicht möglich gewesen wäre (oder man hätte es nicht erfahren).
Was gesagt wurde: «Wir wollen unsere Mitglieder dazu animieren, wählen zu gehen.» (Viktor Scharegg, Präsident Leitender Ausschuss Dachorganisation Wirtschaft.) «Es ist auch nicht mehr als eine Jobbewerbung.» (Olivier Berger, Moderator.) «Ich war immer betroffen von politischen Entscheiden, es hat mich gereizt, selbst zu entscheiden.» (Martin Bühler, FDP-Kandidat.) «Ich bin der Chef von Martin Bühler.» «Ich glaube nicht, dass wir nicht gehört werden. Wir sind halt nur einer von 26.» «Man sollte aus den elf Regionen elf Gemeinden machen, das würde ganz viel Geld sparen.» «Das grosse Problem in der Berufsbildung sind fehlende Kinder.» (Peter Peyer, SP-Regierungsrat.)
«Es braucht die Linke. Aber es braucht auch die SVP in der Regierung.» «Wir sind weit weg von visionären Projekten wie die RhB.» (Roman Hug, SVP-Kandiat.) «Man sollte eine Verladestation für Autos von Landquart ins Engadin machen.» (Hans Vetsch, parteiloser Kandidat.) «Der Generationenvertrag ist ein ernsthafter Auftrag.» (Carmelia Maissen, Mitte-Kandidatin.) «Ich kenne die Bedürfnisse der Gemeinden/der peripheren Regionen/der Randregionen/nameit.» (Alle.)
Was sonst noch gesagt wurde – etwa zum Fachkräftemangel und zum Green Deal – und kann unter anderem hier nachgelesen werden:
Smart Spider: Von der Kandidatin und den Kandidaten wurde eine Smart Spider erstellt – und natürlich auch von der Dachorganisationen. Die der Dachorganisationen zeigte sich erwartungsgemäss wirtschaftsfreundlich: eine offene Aussenpolitik, eine liberale Wirtschaftspolitik und eine restriktive Finanzpolitik bekamen praktisch die volle Punktzahl, eine restriktive Umweltpolitik eher mittel und der ausgebaute Sozialstaat ist fast auf null. Und genau so sieht die Spider von Martin Bühler aus, während Caduff vor allem in der Finanzpolitik auf der Gegenseite zu finden ist. Auch ähnlich sind die Spiders von Carmelia Maissen, Jon Domenic Parolini und Hans Vetsch: Alle drei rutschen im Vergleich zu den Dachorganisationen nach links und legen mehr Wert auf Umweltpolitik. Die Spider von Peter Peyer hingegen ist ganz nach links gerutscht.
Die Wahl des Publikums: Wäre das Publikum die Bevölkerung Graubündens und wäre am Donnerstag Wahltag gewesen, hätte Marcus Caduff die Wahl gewonnen. Auf dem zweiten Platz folgt Martin Bühler, auf dem dritten Peter Peyer. Gewählt wären ebenfalls Roman Hug und Carmelia Maissen. Jon Domenic Parolini wäre als überzählig ausgeschieden; die Stimmen von Hans Vetsch sind vernachlässigbar.
Was bleibt: Am 15. Mai sind Wahlen. Man darf gespannt bleiben. Wer die Smart Spiders noch genauer ansehen will, findet sie hier: Wahlhilfe.
(Bilder: GRHeute/zVg.)