An der 26. Generalversammlung der Interessengemeinschaft Tourismus Graubünden (ITG) vom Mittwoch, 20. April 2022, folgten die Mitglieder dem Antrag des Vorstandes, den Verein per 30. Juni 2022 aufzulösen. Damit wird auch das auf fünf Jahre befristete Projekt GRhome nicht weiter geführt. Nach dem Beschluss zur Auflösung der ITG konnte keine neue Trägerschaft gefunden werden. Das letztlich erfolglose Community-Portal kostete rund zwei Millionen Franken, grösstenteils durch den Kanton Graubünden finanziert.
Nach fast 30-jährigem Bestehen wird die ITG per 30. Juni 22 definitiv aufgelöst. Die rund 50 Mitglieder folgten am Mittwoch an der letzten Generalversammlung dem Antrag des Vorstandes. Somit ist eine Institution, welche vor rund 30 Jahren aufgrund der Kantonalen Initiative «Schnee ohne Kanonen» von Touristikern ins Leben gerufen wurde, Geschichte. Die ITG hatte sich in den vergangenen Jahren für eine branchenübergreifende, koordinierende Interessensvertretung im Tourismus eingesetzt, unter anderem mit der Gründung und Betreuung des Tourismusclubs des Grossen Rates.
Innovativer Ansatz
Mit der Community-Plattform GRhome wählte sie einen durchaus innovativen Ansatz für die Tourismussensibilisierung, der aber nie richtig in Schwung kam. Zwar registrierten sich in der Anfangszeit mehrere Tausend Bündnerinnen und Bündner auf der Plattform. Rund 11’000 Registrierungen verzeichnete GRhome, vor allem in der Startphase. Die realen Besuchszahlen auf der App und der Web-Plattform entsprachen diesen Zahlen aber je länger, je weniger. Die ITG schreibt zwar, dass der «Nutzen und die Wirkung von GRhome seitens der Partner nicht in Frage gestellt wurde.» Es sei jedoch niemand bereit, als Träger die organisatorische und finanzielle Verantwortung für eine Weiterführung der Plattform zu übernehmen. Trotz intensiver Bemühungen konnte keine Nachfolgelösung für die Weiterbetreuung und Bewirtschaftung gefunden werden. Das Sensibilisierungsprojekt GRhome, das bis Ende 2021 auf fünf Jahre befristet war, wird deshalb nun eingestellt. Die Freizeittipps werden von Somedia, der das Projekt als ehemaliger Wirtschaftspartner unterstützte, übernommen. Die Somedia beabsichtigt, ihren Freizeitcontent in den nächsten Monaten auszubauen.
Gemäss Auswertung und Analyse der ITG selbst habe das Projekt «die gesteckten Ziele erreicht und einen Beitrag zur Tourismussensibilisierung geleistet». GRhome sei beim Start 2017 in Graubünden ein Pionierprojekt in Bezug auf das Community-Management gewesen. In den letzten Jahren seien jedoch auch in Graubünden verschiedene weitere Plattformen entstanden, begründet die ITG die negative Entwicklung. Aufgrund der neuen Ausgangslage habe der Vorstand der ITG darum beschlossen, GRhome per sofort einzustellen.
«First mover»
Wie kann das Tourismusbewusstsein der Einheimischen und Zweitheimischen gestärkt werden? Mit dieser Aufgabenstellung hatte die ITG 2016 das Projekt für die Community- und Freizeitplattform GRhome am 1. Dezember 2017 lanciert. Im Fokus standen die Einheimischen und Zweitheimischen. Sie sollten sich als Beteiligte mit dem Tourismus identifizieren: durch das Aufbereiten von individuellem Freizeitcontent, dem Blick hinter die Kulissen mit GRinside sowie exklusiven Angeboten. «GRhome gehörte mit dem Fokus auf ein aktives Community-Management mit Content, Reward-System und Exklusivitäten usw. zu den First-Movern als Wertschätzungsportal», wie die ITG in einer Medienmitteilung schreibt.
Allerdings wehte GRhome als Portal, das grösstenteils mit kantonalen Geldern finanziert wurde, von Beginn weg ein rauer Wind entgegen. Als «teurer kantonaler Rohrkrepierer» wurde die Plattform genannt – oft nur hinter vorgehaltener Hand, wie beispielsweise die Hotel-Revue schrieb: «Kaum einer will sich mit dem Kanton anlegen». Als einer der grössten Kritiker der Plattform outete sich der Churer Werber «Fifi» Frei, der den Inhalt als «schwach» bezeichnete und Konzeptionsfehler ausmachte. Tatsächlich kam GRhome nie richtig in Schwung.
So bleiben am Ende nach fünf Jahren unterschiedliche Meinungen zu GRhome. Derweil die Macherinnen und Macher von einem erfolgreichen Projekt sprechen, dürfte die Plattform für die anderen rasch im Papierkorb der digitalen Erinnerung verschwinden.