Mehr Cyber-Krimis in Graubünden

Die Kriminalstatistik des letzten Jahres zeigt in Graubünden zwei Dinge: Erstens gingen die Gewaltstrafen zurück. Zweitens erhöhte sich die Zahl der Delikte in der digitalen Kriminalität. Insgesamt wurden 9165 Straftaten erfasst.

«Es war kein spektakuläres Jahr», sagte Barbara Hufschmid, die Chefin der Kriminalpolizei Graubünden, am Montag vor den Medien im Plantahof in Landquart. «Ich würde lieber etwas über meinen spannenden Job berichten.» Für Barbara Hufschmid war es die zweite Präsentation der Kriminalstatistik seit ihrem Amtsantritt 2019.

Der Durchschnittstäter des letzten Jahres hat vor allem in Chur zugeschlagen, ist männlich – darum Täter -, zwischen 15 und 19 Jahren oder zwischen 35 und 39 Jahren. Insgesamt blieben die Zahlen stabil. «In einzelnen Bereichen sind die Zahlen so tief, dass wenige Personen weniger oder mehr gleich eine hohe Prozentzahl ausmachen», sagte Barbara Hufschmid.

Pro Tag passiert in Graubünden ungefähr ein Einbruchdiebstahl. «Hauptsächlich in Einfamilienhäuser», sagt Barbara Hufschmid. Dabei sei bei der Spurensicherung festgestellt worden, dass Türen, die den ganzen Tag offen sind, ein wilkommenes Ziel sind. «Wir weisen auch darauf hin, dass Velokeller und Tiefgaragen unbedingt geschlossen bleiben sollen. Es gibt Banden, die in Garagen eindringen und Velos in Lastwagen einsammeln.»

92 Prozent aufgeklärt

«Glücklicherweise» gab es in diesem Jahr kein Tötungsdelikt. Die Zahl der Gewaltstraftaten ging um 20 Prozent auf 543 zurück. Die meisten Gewaltdelikte entfielen auf Drohung, Tätlichkeit, einfache Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie Nötigung. Im Rahmen von familienähnlichen Beziehungen ist die häusliche Gewalt von 254 auf 217 Fälle zurück gegangen. Von allen Gewaltstraftaten konnten 92 Prozent aufgeklärt werden, wie Barbara Hufschmid sagte.

Mehr Sorgen machen der Kriminalpolizei des Kantons Graubünden aber die Zunahme der Cyber-Crime-Fälle. Die meisten Straftaten entfallen auf Cyber-Wirtschaftskriminalität mit 81,4 Prozent und 464 Taten. Es folgen die Cyber-Sexualdelikte mit 15,1 Prozent und 86 Taten. Auf dem letzten Platz mit 20 Taten liegen die Rufschädigung und unlauteres Verhalten. «Die Fallzahlen sind tief. Das heisst aber nicht, dass damit nicht auch grosse Schicksale verbunden sind», sagte Barbara Hufschmid.

70 Prozent Cyberkriminalität

Das Bundesamt für Statistik erhob für das Jahr 2020 zum ersten Mal die Zahlen für den Bereich Cybercrime.
Seither erkennt man das in den letzten Jahren die Kriminalität in digitalen Bereich gestiegen ist.
70 Prozent der Betrugsfälle in der Schweiz fallen in den Bereich digitale Kriminalität.
Besonders tragisch sind die Online-Betrugsfälle: So werden gemäss Barbara Hubschmid vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht, und zwar oft gleich doppelt. «Die Schweiz ist prädestiniert dafür. Auf den Banken gibt es fast keinen Zins.» Wenn dann jemand käme, der eine hohe Rendite und absolute Seriosität verspreche, seien sie die idealen Opfer. «Man merkt zu spät, dass man einem Betrug zum Opfer gefallen ist, weil sich die Betrüger irgendwann nicht mehr melden.» Dann käme der zweite Betrug: Jemand melde sich und sage, man hätte doch Geld verloren? «Die Betrüger versprechen, ihnen zu helfen, und so verliert man wieder Geld.» Die Polizei ist überzeugt, dass die Adressen von Opfern international gehandelt würden.
Um die Aufklärungsrate zu optimieren und Straftaten im Cyberbereich entgegenzuwirken, hat sich die Kantonspolizei Graubünden zum Ziel gesetzt, vermehrt auch in der Prävention tätig zu sein. Dies um die Bevölkerung bezüglich Cyberphänomenen zu sensibilisieren, was ein Schlüsselelement bei der Bekämpfung von Cybercrime darstellt.
(Bild: GRHeute)