Drei Hörner, ein Knall – und der Sondierstollen in Brienz ist angeschossen. Er soll in den nächsten Jahren helfen, den Brienzer Rutsch zu entwässern und die aktuelle Rutschung von anderthalb Metern zu verlangsamen.
Anderthalb Meter rutscht Brienz pro Jahr den Hügel hinunter. Der Rutsch bedroht Existenzen. Nicht erst seit heute oder gestern, eher schon seit vorgestern. «Schon seit der letzten Eiszeit bewegt sich der Rutsch», sagte Regierungsrat Mario Cavigelli am Montagnachmittag vor den Medien in Tiefencastel. «Nicht umsonst heisst das Gebiet um die Rutschung «Rutsch».»
Der Rutsch liegt weit oberhalb von Tiefencastel. An dem Ort, an dem der Sondierstollen in den Berg getrieben wird, ist er nur durch die Bäume zu sehen. Wie ein Mahnmal flackert das Geröll je nach Standpunkt durch die Blätter.
Ein Sondierstollen soll hier entstehen. Er soll helfen, den Berg unterirdisch zu entwässern. 650 Meter soll er in den nächsten zwei Jahren in den Berg gebaut werden. 14 Millionen soll er kosten. Fünfer Teams arbeiten in zwei Schichten von 6 bis 23 Uhr, von Montag bis Freitag.
Don Federico, der Pfarrer, segnet die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Mineure. «Lass dein Licht leuchten, segne alle, die im Dunkeln graben. So leuchte in die Dunkelheit des Stollens», sagt Don Federico. Für ihn ist die Heilige Barbara auch ein Zeichen für die Anwesenheit Gottes.
Hoffnung auf Wasser
«Der heutige Tag ist wichtig», sagt Mario Cavigelli. «Der Bau ist mit grosser Hoffnung verbunden.» Der Hoffnung, das Brienz bewohnt bleiben kann. Im Dorf ist man sich, wie Daniel Albertin, Gemeindepräsident von Albula, sagt, Rutschungen und Steinschläge gewohnt. «Das ist nichts aussergewöhnliches.»
Um 15 Uhr wird der Sondierstollen angeschossen, wie man das im Mineuren-Deutsch nennt. Niemand darf in nächster Nähe sein. Dreimal ertönt ein Warnhorn. Nach dem dritten Mal gibt es einen Knall, danach stäubt es in die Luft. Auf der Wiese oberhalb des Stollens suchen die weidenden Kühe das Weite.
«Normalerweise mögen wir das Wasser nicht», sagt Daniel Kohler vom Tunnelbauunternehmer Frutiger. «Hier hoffen wir, dass wir das Wasser möglichst schnell finden und wegleiten können.»
(Video, Bilder: GRHeute)