Foto

Kanton präsentiert die Strategie Waldbiodiversität Graubünden 2035

Das Amt für Wald und Naturgefahren hat auf der Basis des Waldentwicklungsplans (WEP2018+) die Strategie Waldbiodiversität Graubünden 2035 erarbeitet und im vergangenen Jahr publiziert. In der Gemeinde Valsot im Unterengadin wurden nun die wichtigsten Inhalte dieser Strategie erläutert und anhand eines Beispiels vor Ort vorgestellt.

Die Vielfalt der Arten und Lebensräume im Wald ist gross, aber in gewissen Teilen bedroht. Dies obschon der Nachhaltigkeit in der Waldbewirtschaftung seit eh eine grosse Bedeutung zukommt und die Nutzung demnach nicht grösser sein darf als der natürliche Zuwachs.

Der Natur den nötigen Raum lassen: Naturwaldreservate und Altholzinseln

Während längerer Zeit wurde der Natur wenig Raum und Zeit für den Ablauf der natürlichen Prozesse gegeben. Deshalb sind im Wald heute ältere Bäume untervertreten. Um dies zu kompensieren, bedürfte es einiger Jahrzehnte mit einer stark reduzierten menschlichen Nutzung. Durch die Ausscheidung von grösseren Naturwaldreservaten sowie kleineren Altholzinseln werden diesen natürlichen Abläufen wieder vermehrt Platz eingeräumt und dadurch diese natürlichen Prozesse längerfristig gesichert. Der Anteil der Naturwaldreservate an der gesamten Waldfläche beträgt heute 3,3 Prozent. Dieser soll gemäss Strategie Waldbiodiversität Graubünden bis ins Jahr 2035 auf 5,5 Prozent gesteigert werden. Damit wird das nationale Ziel von 5 Prozent übertroffen.

Die wertvollen Strukturen erhalten: Sonderwaldreservate und die Pflege der Wälder

Für die nachhaltige Erfüllung vieler Waldfunktionen ist die Bewirtschaftung und Pflege des Waldes eine notwendige Grundlage. So kann durch rechtzeitige Eingriffe eine Strukturvielfalt geschaffen und erhalten werden, die ohne menschlichen Einfluss vielerorts fehlen würde. Genau diese Strukturen bieten denn auch einen Lebensraum, der heute von vielen Tier- und Pflanzenarten besiedelt wird. Damit diese wertvollen, zu pflegenden Lebensräume längerfristig erhalten und genutzt bleiben, werden viele dieser Flächen zwischen dem Kanton und den Waldeigentümern als Sonderwaldreservate vertraglich gesichert. Das nationale Ziel für Sonderwaldreservate, wonach diese flächenmässig 5 Prozent an der gesamten Waldfläche der Schweiz erreichen sollen, ist mit einem Anteil in Graubünden von 4,8 Prozent schon heute beinahe erfüllt. Um die hohe Qualität dieser Lebensräume zu erhalten und auszubauen, kann deren Anteil bis ins Jahr 2035 sogar übertroffen werden. Entscheidend für die Realisierung von weiteren Sonderreservaten ist jedoch der Bedarf bei den Bündner Gemeinden, den wichtigsten Waldeigentümerinnen im Kanton.

Ein Lärchenweidewald wird aufgewertet

Die Lärche hat in vielen Regionen des Kantons einen sehr hohen Stellenwert. Entsprechend haben sich über Jahrhunderte Lärchenwälder gebildet, die nur durch die Bewirtschaftung und Beweidung mit Nutztieren erreicht wurden. Ist das örtliche Potential für solche Wälder gegeben, können waldbauliche Massnahmen zur Erhaltung und Aufwertung dieser Wälder dienen. Gleichzeitig wird mit dem Bewirtschafter vereinbart, dass dieser die für den Lärchenweidewald wichtigen Strukturen erhält und deren Nutzung sicherstellt. Wie der Wald gleichzeitig verschiedene Funktionen erfüllt, ist am Beispiel oberhalb von Ramosch zu erkennen, wo der Wald nicht nur wertvoller Lebensraum ist, sondern auch Schutzfunktionen einnimmt. Nach dem Eingriff im Jahre 2019 finden sich heute auf dieser Fläche vor allem dank der Schlagräumung im Bereich der verjüngungsgünstigen Kleinstandorte und der dadurch entstandenen Waldlücken bereits zahlreiche Lärchenkeimlinge und eine üppige und artenreiche Krautvegetation.

(Quelle: Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität)