Bereits seit rund 20 Jahren ist bekannt, dass im Gebiet der Crap‑Ses‑Schlucht zwischen Tiefencastel und Cunter vor über 2000 Jahren wahrscheinlich ein Gefecht zwischen römischen Legionären und einheimischen Rätern stattgefunden hat. Im Jahr 2019 wurde neben antiken Kriegsartefakten ein seltener, reich verzierter römischer Dolch entdeckt. Diesen nimmt der Archäologische Dienst Graubünden nun zum Anlass für ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt «CVMBAT» in dieser einzigartigen Fundlandschaft.
Im Jahr 2003 wurden im Gebiet der Crap‑Ses‑Schlucht im Oberhalbstein die ersten archäologischen Objekte entdeckt: Schleuderbleie, verschossen von römischen Truppen. Dazu kamen bis 2014 über 100 weitere Funde von Angriffs- und Schutzwaffen nicht nur der römischen Legionäre, sondern auch von einheimischen Rätern. Die Vermutung liegt nahe, diese militärischen Hinterlassenschaften mit der römischen Eroberung der alpinen Gebiete in der Zeit um 15 v.Chr. in Verbindung zu bringen.
Herausragender Fund bringt neue Erkenntnisse
Seit 2018 sucht der ehrenamtliche Mitarbeiter Lucas Schmid im Auftrag des Archäologischen Dienstes Graubünden (ADG) die bedeutende Fundstelle erneut systematisch mit einem Metalldetektor ab. Dabei gelang ihm im Mai 2019 ein herausragender Fund: ein reich verzierter römischer Dolch. Der Dolch (lateinisch Pugio) war neben dem Schwert die zweite Blankwaffe der römischen Soldaten, sowohl der Legionäre als auch der Hilfstruppen. Aufgrund seines kreuzförmigen Griffabschlusses kann der Dolch vom Crap Ses in die Zeit zwischen 50 v. Chr. und der Zeitwende datiert werden. Dolche dieses Typs sind selten. Bisher sind nur vier Stück bekannt, davon einer aus dem Römerlager Vindonissa im Kanton Aargau. Der Dolch lag ohne Scheide im Boden und wurde möglicherweise absichtlich deponiert. Die aufwändige Restaurierung dieses antiken Prunkstückes wurde filmisch begleitet. Der spannende Prozess ist als dreiteilige Videoserie auf dem Youtube‑Kanal des Kantons Graubünden dokumentiert.
Neues Forschungsprojekt im Oberhalbstein
Das spektakuläre Objekt sowie weitere Neufunde – darunter über 100 Schleuderbleie – nimmt der ADG zum Anlass, ein mehrjähriges Forschungsprojekt im Oberhalbstein zu lancieren. Als Partner konnten die Vindonissa‑Professur der Universität Basel, die Arbeitsgemeinschaft Prospektion Schweiz, das Bundesamt für Kultur sowie weitere Institutionen gewonnen werden. Das Forschungsprojekt mit dem Titel «CVMBAT» (für Kampf, Schlacht, Gefecht) ist auf fünf Jahre angelegt. Nach einer grossflächigen Absuche der Fundlandschaft in den ersten beiden Jahren folgen eine umfassende Auswertung und schliesslich eine Ausstellung und Publikation der Funde und Forschungsresultate im Jahr 2025. Das Forschungsprojekt zum bisher einzigen nachgewiesenen römischen Kampfplatz der Schweiz wird zudem medial begleitet.
(Quelle: Amt für Kultur / Archäologischer Dienst Graubünden)