Krank sein ist doof. Aber schöner ist es, wenn man sich in einer schönen Gegend gut umsorgt weiss. Der Kanton Graubünden sieht im Gesundheitstourismus sogar ein Potential in dreistelliger Millionenhöhe und hat dazu ein Leitbild formuliert.
Auf über 1000 Seiten beschreibt Thomas Mann im Zauberberg, wie Hans Castorp seinen Besuch im Waldsanatorium Davos – heute Waldhotel Davos – von drei Wochen auf sieben Jahre verlängert. Sieben Jahre «krank» in Davos: Will man nicht, ist aber sicher schön. Inspiriert wurde Thomas Mann von seiner Frau Katia, die in ebendiesem Waldsanatorium eine Lungenkrankheit auskurierte. Die gleiche Krankheit führte zu weiteren Aufenthalten im Waldhotel Arosa.
Dieses berühmte Beispiel soll zeigen: Der Gesundheitstourismus war schon immer da. Er ist keine neue Erfindung. Für das «Leitbild Gesundheitstourismus» wird auch nicht etwas neues erfunden, sondern auf bestehenden Angeboten und Infrastrukturen aufgebaut, wie Yvonne Brigger-Vogel, Präsidentin Ausschuss Gesundheitstourismus, am Montag vor den Medien in Chur sagte. «Wir unterstützen die Koordination von Projekten im Kanton in Absprache mit den zuständen kantonalen Dienststellen.»
Das Projekt, das vom Amt für Gesundheit und vom Amt für Volkswirtschaft getragen wird, ist ein Entwicklungsschwerpunkt aus dem Regierungsprogramm 2017 bis 2020 und 2021 bis 2024. Dass dafür ein Markt besteht, hat Philipp Gunzinger als Stiftungsrat des Gesundheitszentrums Unterengadin schon vor 15 Jahren festgestellt. Die Studie «Sana per Raetia» hat seine Erkenntnisse bestätigt.
«Es bleibt eine Nische»
Graubünden will sich damit zur ersten Adresse im Gesundheitstourismus machen. «Die Vorraussetzungen dazu sind hervorragend», sagte Gesundheitsminister Peter Peyer. Graubünden habe eine dezentrale, qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung, intakte Natur- und Kulturlandschaften und werte- und sinnorientierte touristische Angebote. «Es bleibt eine Nische», sagte Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff. Man wolle die Abhängigkeit vom Schnee reduzieren und die Saison verlängern.
In einem ersten Massnahmenpaket, dass auch mit einer Road Show an die Leistungsträger gebracht wird, wurden drei Themenfelder eruiert: Medical Health, sportmedizinische Betreuung und chronische Erkrankungen. Wie man sich das vorstellen kann, wird in der Broschüre «Ferien-Dialyse in Graubünden» ersichtlich: An drei Standorten – Chur, Davos und Samedan – gibt es insgesamt 33 Dialyseplätze. Gemäss der Broschüre bieten sie genug Kapazitäten für Feriengäste. Dazu werden die üblichen Hot Spots beworben.
Die Buchung erfolgt über die Webseite von Graubünden Ferien. Die Leistungsträger werden von der Geschäftsstelle, die bei den Psychiatrischen Diensten Graubünden angesiedelt ist, unterstützt. Laufende Projekte werden auf der Webseite gesundheitstourismus.gr.ch vorgestellt.
(Bilder: GRHeute)