Nachdem ein Kind das Licht der Welt erblickt, sieht es noch sehr unscharf. Das liegt daran, weil sich das komplette Sehsystem erst nach der Geburt entwickelt. Die Augen bekommen erst nach und nach ihre endgültige Form. Gleichzeitig wird die Netzhaut richtig ausgebildet. Die Ausbildung der Netzhaut ist sehr wichtig, damit überhaupt eine scharfe Sicht möglich wird. Das Sehzentrum im Gehirn muss lernen, die Bilder, die durch die Augen gesehen werden, zu verarbeiten. Das bedeutet, die Augäpfel, die Sehnerven und das Gehirn müssen nach der Geburt erlernen, miteinander zu funktionieren. Schon kleinste Unstimmigkeiten können zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Sehschärfe führen. Deshalb ist es empfehlenswert, schon Kleinkinder von einem erfahrenen Augenarzt untersuchen zu lassen.
Im Allgemeinen ist eine solche Vorsorge noch nicht so weit verbreitet. Das liegt daran, weil Sehschwächen bei den meisten Menschen erst im höheren Alter auftreten. Liegt jedoch eine Augenerkrankung oder eine Fehlstellung vor, dann müssen diese Probleme möglichst frühzeitig behandelt werden.
Woran können Probleme der Kinderaugen erkannt werden?
Säuglinge oder Kleinkinder sind nicht in der Lage, einen herkömmlichen Sehtest durchführen zu lassen. Sie kennen weder Buchstaben noch Zahlen und können keine Gegenstände beschreiben. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, die auf ein Augenproblem deuten können. Bei den folgenden Anzeichen sollte sofort ein Augenarzt aufgesucht werden:
- Unterschiedlich große Augen
- Gerötete Pupillen
- Augenzittern
- Schielen
- Hängelider
- Lichtempfindlichkeit
- Probleme beim Ergreifen von Spielzeugen
Die aufgezählten Symptome gehören zu denen, die von den Eltern einfach erkannt werden können. Es gibt jedoch noch viele weitere Anzeichen, die jedoch in erster Linie von einem Facharzt, wie dem Kinderaugenarzt Dr. med. (H) Richard Nagy, erkannt werden.
So können Kleinkinder diagnostiziert werden
Nicht in jeder Augenarztpraxis können Säuglinge oder sehr kleine Kinder untersucht und behandelt werden. Es gibt jedoch Augenärzte, die auch auf diesem Gebiet Fachkenntnisse haben. Zudem sind spezielle Diagnosegeräte erforderlich, um Sehfehler feststellen zu können. Oftmals werden kleine Kinder auch direkt vom Kinderarzt in eine Augenarztpraxis überwiesen. Bei den Routineuntersuchungen achten Kinderärzte in der Regel darauf, ob das Kind eine für das Alter entsprechende Sehkraft aufweist. Allerdings hat der Kinderarzt nicht die vielen Möglichkeiten, die einem Kinderaugenarzt zur Verfügung stehen. Zudem kann er nicht feststellen, welche Art von Sehbeeinträchtigung vorliegt. Kleinkinder können bereits viele verschiedene Augenkrankheiten haben. Folgende Krankheiten können schon im frühen Kindesalter auftreten:
- Grüner Star
- Grauer Star
- Tränenwegsstenose
- Netzhauterkrankungen
- Netzhauttumor
Mit den Diagnoseinstrumenten stellt der Arzt fest, um welche Art von Fehlsichtigkeit es sich im Einzelfall handelt. Empfehlenswert ist es, das Kind spätestens im dritten Lebensjahr zu einer augenärztlichen Untersuchung zu schicken. Sind jedoch innerhalb der Familie schon Augenkrankheiten bekannt, dann kann auch schon vorher eine Untersuchung erfolgen. Das ist insbesondere dann erforderlich, wenn es sich um vererbbare Augenkrankheiten handelt.
Es stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung
Hat der Augenarzt die Ursache für die Fehlsichtigkeit ermittelt, dann leitet er eine entsprechende Therapie ein. Dazu stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung. Ist beispielsweise die Sehkraft beider Augen unterschiedlich stark, besteht die Gefahr, dass das schwächere Auge vernachlässigt wird. Der Körper fokussiert sich instinktiv auf das stärkere Auge. In früher Kindheit kann durch das zeitweise Abkleben des stärkeren Auges die Sehkraft des schwächeren Auges geschult und gefördert werden. Damit lässt sich die Differenz der Sehschärfe wieder ausgleichen.
Es gibt aber auch Augenkrankheiten, die sich mit Tropfen oder Salben behandeln lassen. Ein erfahrener Kinderaugenarzt weiß, welche Therapie erfolgversprechend ist. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Dieser wird bei Kindern nur dann durchgeführt, wenn es keine andere Behandlungsmöglichkeit gibt.
Sehfehler so früh wie möglich behandeln
Es gibt sehr viele Eltern, die ihren Kindern Arztbesuche ersparen möchten. Im Bereich der Augen ist frühes Handeln jedoch von elementarer Bedeutung. Je früher eine Fehlsichtigkeit erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Versäumnisse in früher Kindheit wirken sich auf das ganze Leben aus. Zu spät erkannte Sehschwächen lassen sich meistens nicht mehr vollständig korrigieren. Deshalb wird es den Eltern empfohlen, lieber öfter mit dem Kind einen Augenarzt aufzusuchen.
Fazit
Da sich die Kinderaugen erst nach der Geburt richtig entwickeln, sollten Eltern und Kinderärzte stets die Entwicklung genau beobachten. Weist das Kleinkind in irgend einer Form Auffälligkeiten auf, sollte sofort ein Kinderaugenarzt aufgesucht werden. Je früher Probleme im Bereich der Augen erkannt werden, desto erfolgreicher lassen sich diese beheben. Werden Kontrollen der Sehschärfe bei Kleinkindern versäumt, bleibt die Sehbeeinträchtigung zumeist ein Leben lang bestehen.
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