Mit der Durchführung der Alpen Challenge Lenzerheide haben sich die Radsportlerinnen und Radsportler in Graubünden ein Stück Normalität zurückerobert.
«Ich glaube, wir haben noch nie so viele Emotionen schon am Start gesehen», bilanzierte Stefan Schwenke, Organisationsleiter der Alpen Challenge. «Die Erleichterung, wieder ein Rennen fahren zu dürfen, war den Teilnehmerinnen und Teilnehmer förmlich anzusehen. Das tat gut und war den Aufwand der vergangenen Wochen sicher wert.» Das Finale «go» für die Durchführung der Alpen Challenge hatten die Organisatoren erst am 28. Mail bekommen. «Zwei Wochen für die finale Vorbereitung sind für einen so komplexen Anlass nicht viel Zeit», so Schwenke. Für einen Start bei der Alpen Challenge waren ein aktuelles negatives Testergebnis, ein Impfnachweis oder der Nachweis der Genesung vorzuweisen.
Sieger beim «Comeback» der Alpen Challenge nach einem Jahr Pause wurde mit Patrick Hagenaars aus Brixen im Thale ein absoluter Ausnahmefahrer der Radmarathon-Szene. Der 39-Jährige, der bei einem Unfall seinen linken Arm verloren hat, wurde unter anderem bereits Dritter des Ötztaler Radmarathons. Auf dem Weg zurück in die «Roland Arena» in Lantsch/Lenz setzte er sich im Schlussanstieg gut drei Kilometer vor Schluss von seinem letzten Begleiter Andrea Bricalli ab und gewann nach 3:38:44 Stunden souverän. «Keine Chance, da nachzusetzen», so der 22-jährige Churer, der bis ins Ziel noch 2:14 Minuten verlor. Am Albula hatte Bricalli das Rennen sogar allein angeführt. «Ich bin im Kopfsteinpflaster auf Bergün einfach mein Tempo weiter gefahren, da waren die anderen weg», so Bricalli. Nach der Passhöhe wartete er jedoch auf Hagenaars und Dominik Salcher, um auf den Kilometern durch das Engadin Kräfte zu sparen. Salcher, wie Hagenaars im Tiroler Brixental zu Hause, verlor dann aber in der Abfahrt vom Julierpass den Anschluss und wurde am Ende mit 7:32 Minuten Rückstand Dritter.
Bei den Frauen war wie bei der bisher letzten Austragung im Juni 2019 erneut Nina Zoller nicht zu schlagen. Die 35-jährige Teamkollegin von Bricalli beim RMV Chur fuhr ihren Konkurrentinnen schon im Anstieg zum Albulapass davon und baute ihren Vorsprung bis in die «Roland Arena» auf 17:31 Minuten aus. «Eigentlich habe ich mich gar nicht so gut gefühlt, aber dann bin ich mein Tempo gefahren und habe mit Michele Paonne einen guten Begleiter gefunden», so Zoller. «So konnten wir die Runde gemeinsam geniessen.» Zweite wurde Sarah Tihanyi aus Niederteufen. Rang drei ging an Tanja Blickenstofer aus Horgen.
Insgesamt gingen mit rund 700 deutlich weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Start der Alpen Challenge als sonst. «Aufgrund der lange ungewissen Situation haben viele die Chance genutzt, frühzeitig auf 2022 umzubuchen», so Schwenke. «Die Situation war und ist für alle eine Herausforderung. Trotzdem sind wir glücklich, dass wir sie angenommen haben. Es tat gut, wieder ein Rennen zu sehen und die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren unglaublich. Hoffentlich war das trotz aller weiter erforderlichen Massnahmen ein Schritt zurück zur Normalität», so Schwenke.
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